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#rp15 revisited: Leonhard Dobusch im DCTP.TV-Interview

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Formale Metadaten

Titel
#rp15 revisited: Leonhard Dobusch im DCTP.TV-Interview
Serientitel
Teil
22
Anzahl der Teile
177
Autor
Lizenz
CC-Namensnennung 3.0 Unported:
Sie dürfen das Werk bzw. den Inhalt zu jedem legalen Zweck nutzen, verändern und in unveränderter oder veränderter Form vervielfältigen, verbreiten und öffentlich zugänglich machen, sofern Sie den Namen des Autors/Rechteinhabers in der von ihm festgelegten Weise nennen.
Identifikatoren
Herausgeber
Erscheinungsjahr
Sprache
ProduktionsortBerlin

Inhaltliche Metadaten

Fachgebiet
Genre
Abstract
Unser Medienpartner DCTP.TV hat verschiedene Speaker der #rp15 zu ihren Themen interviewt. Anlässlich der Session "Die Abschaffung der Wahrheit" spricht Philip Banse von DCTP.TV mit Leonhard Dobusch.
DigitalsignalBesprechung/Interview
Besprechung/Interview
Besprechung/Interview
EckeBesprechung/Interview
InternetDivergente ReiheiTunesBesprechung/Interview
SpieltheorieiTunesBesprechung/Interview
Uniformer RaumSystemplattformBesprechung/Interview
InternetDownloadingMagnetbandlaufwerkSummeBesprechung/Interview
Besprechung/Interview
SenderYouTubeBesprechung/Interview
Besprechung/Interview
Große VereinheitlichungBesprechung/Interview
GoogleInternetYouTubeBesprechung/Interview
DigitalsignalBesprechung/Interview
Besprechung/Interview
Kategorie <Mathematik>Streaming <Kommunikationstechnik>Web ServicesAussage <Mathematik>Besprechung/Interview
App <Programm>Besprechung/Interview
Wald <Graphentheorie>Streaming <Kommunikationstechnik>Besprechung/Interview
Streaming <Kommunikationstechnik>Besprechung/Interview
Besprechung/Interview
EbeneBesprechung/Interview
Lösung <Mathematik>Besprechung/Interview
Besprechung/Interview
DigitalisierungBesprechung/Interview
NetzadresseBesprechung/Interview
RuhmasseBesprechung/Interview
DrosselungBesprechung/Interview
YouTubeBesprechung/Interview
YouTubeTelekommunikationBesprechung/Interview
RuhmasseGebiet <Mathematik>Besprechung/Interview
FaktorisierungBesprechung/Interview
InternetSoftwareentwicklerBesprechung/Interview
HochgeschwindigkeitsnetzSoftwareentwicklerBesprechung/Interview
INVESTOR <Programm>Open SourceBimodulDatenparallelitätMicrosoftGoogleHumanoider RoboterBesprechung/Interview
WINDOWS <Programm>SoftwareentwicklerBesprechung/Interview
PositionOpen SourceFokalpunktEbeneGroße VereinheitlichungBesprechung/Interview
Wort <Informatik>Numerisches GitterInternetdienstEckeSmartphoneInternetDurchdringungBesprechung/Interview
MomentenproblemApp <Programm>DesktopGoogleDickeBesprechung/Interview
across <Programm>p-BlockBesprechung/Interview
Transkript: Deutsch(automatisch erzeugt)
Herzlich willkommen DCDB TV von der Republika, mein Name ist Philipp Banzer und mein nächster Gast ist Leonard Dobusch, ganz herzlich willkommen. Herzlich willkommen. Du bist Junior Professor an der FU Berlin, beschäftigst dich so mit digitalen Communities, Urheberrecht und schreibst auch ab und an bei Netzpolitik.org. Und bei Urheberrecht denkt man immer, urheberrecht geht mich alles nicht an, das ist furchtbar kompliziert, aber ich
wollte jetzt mit dir mal über eine Sache reden, wo ich glaube, da wird viel in den Licht aufgehen. Also viele haben ja heute mindestens einen, würde ich mal sagen, also viele Zuschauerinnen und Zuschauer mindestens einen dieser Streaming-Dienste abonniert. Keine Ahnung, will ich jetzt nicht alle nennen, Netflix CEO redet hier gerade nebenan und viele stellen immer
wieder fest, ah jetzt gebe ich das Geld aus, aber was mich nervt ist, ich finde da nicht alles. Der eine Film ist mal bei WatchEver, der andere ist bei iTunes, da bei Amazon Prime, gibt es dann im Livestreaming, aber nee, ich muss das da als Einzelfilm kaufen, dann gibt es es wieder bei Netflix, dann
gibt es den manchmal gar nicht, dagegen hat man sowas wie Radio oder auch Spotify oder so, alles da. Ich würde sogar sagen, das Erstaunliche ist, eigentlich war es noch nie so einfach, technisch einfach, wirklich ein Vollrepertoire auch an Filmen zur Verfügung zu stellen.
Speicherplatz kostet fast nix und man könnte eigentlich erwarten, dass ich, wenn ich zu einer Online-Videothek gehe, so wie ich früher in meiner Videothek ums Eck gegangen bin, dass ich dort, so wie damals, eigentlich ein Vollrepertoire habe. Kann sein, dass der eine Film, der neu ist, mehr kostet, also das ist ja kein Problem, in der Videothek haben auch nicht alle Filme gleich viel gekostet.
Oder dass die Videothek sagt, nee, um diese Sparte kümmern wir uns nicht, aber das war eine redaktionelle Entscheidung. Das war eine redaktionelle Entscheidung, aber eigentlich war es so, wenn ich in meine Videothek ging, die mag popelig gewesen sein, die war vielleicht klein, aber da gab es eigentlich Vollrepertoire, da hat man nicht gesagt, hier gibt es nur die Filme von Sony Pictures oder so, sondern was gerade neu war, das konnte ich dort ausleihen.
Und manche Filme haben mehr gekostet, andere haben weniger gekostet, aber es war ein One-Stop-Shop. Und wenn ich heute im Internet zu einer Online-Videothek gehen will, dann gibt es das nicht. Es gibt keinen einzigen Anbieter, der auch nur annähernd einen Vollrepertoire hat, in irgendeiner Sparte, und von Serien fange ich da noch gar nicht anzureden, sondern da hat man vielleicht da mal drei Staffeln und bei anderen Anbietern sind
wieder drei Staffeln dabei, aber die anderen nicht, oder da gibt es nur die neuen. Genau, das ist ja horror, das sind dann irgendwie die Erste und Zweite oder nur die Dritte oder so, bei iTunes war es neulich so, da hatten sie jetzt zufällig, was war das, von Game of Thrones, glaube ich, im deutschen iTunes Store zu, aus Versehen, den ersten Teil der letzten Staffel jetzt reingestellt,
da haben sie gemerkt, ah ne, doch nicht, jetzt haben Leute nur den ersten Teil gekommen, aber den zweiten Teil bekommen sie nicht mehr, einige haben den Season Pass gekauft, kriegen jetzt aber nur eine Folge. Oder dann gibt es es nicht mit allen Sprachversionen, obwohl das auch überhaupt kein großes Problem wäre, wo man sich fragt, was soll das? Die Ironie ist, die einzigen, die einen Vollreparator anbieten, das sind die illegalen Plattformen, also das
muss man sich auch vor Augen führen, irgendwelche illegalen Streaming-Dienste, dort findet man quasi alles, allerdings kriegen da halt die Urberinnen und Urberinnen nichts ab und das ist natürlich auch nicht in Ordnung. Und was man eigentlich bräuchte und was da das Problem ist, ist, dass die einzelnen Filmstudios der Meinung sind, nein, wir wollen für jeden einzelnen Film, für jede einzelne Serie,
mit jedem einzelnen Anbieter im Einzelfall, und man merkt schon Einzelfall, Einzelfall, Einzelfall, Einzelfall, ausverhandeln, auf welche Art irgendetwas angeboten werden darf. Das heißt, wir haben sie wirklich, und über das werde ich morgen, am Donnerstag reden, mit einer Art Bewilligungskultur, einer Art Einzelfallbewilligungskultur zu tun.
Ich muss immer lachen, wenn es heißt, das Internet darf kein rechtsfreier Raum sein, eigentlich haben wir einen völlig durchrechtlichen Raum, wo jede Nutzungshandlung, jede Nutzungsart im Einzelfall für den einzelnen Film geklärt werden muss. Und dagegen muss man es mal stellen, ich habe neulich mal für so eine private Podcast -Idee, die ich so hatte, die was mit Musik zu tun hatte, mal bei der GEMA angefragt,
so nach dem Motto, hey, ich will einen Podcast machen, einmal die Woche, drei Stunden, 80 Prozent Musik, wir wollen das alles ausspielen, wollen es auch zum Download anbieten und Livestreamen und so, was kostet das bei euch? Und ich dachte, da kommt jetzt irgendeine absurde Summe, ne, das waren irgendwie 100, 150 Euro, die das im Monat gekostet hätte.
Und es ist ein One-Stop-Shop und du kannst aus dem Weltrepertoire der Musik auswählen. Alles. Alles. Und das, auch das ist eben... Stell dir das mal vor mit Video. Ja. Ich würde jetzt sagen, hey, ich will so einen Videokanal aufmachen, ich würde gerne jede Serie, egal wie neu, jeden Film, ja, voll ausspielen.
Oder ich will es auch nur gegen Geld anbieten. Aber der Punkt ist, ich will die Rechte geklärt haben und ich will dafür zahlen, die Leute wollen dafür zahlen. Aber der Tarif wird verhandelt pauschal und das ist halt das, was in Wirklichkeit die GEMA da macht. Jetzt kann man sich gerade in Deutschland vielleicht darüber ärgern, dass die GEMA sich mit YouTube nicht einigt. Aber eigentlich muss man sagen, das Tolle ist, dass YouTube nur zur GEMA gehen muss und wenn die sich mal geeinigt haben,
dann kann alles über YouTube zugänglich gemacht werden. Musik. Wenn es um Musik geht, genau. Wenn es um Filme geht, ist das alles viel schwieriger. Und selbst bei Musik ist es so, es gilt nicht für On-Demand-Streaming-Angebote. Da haben wir auch wieder das Problem, dass wir da teilweise Einzelfallklärung haben. Und deshalb ist sowas wie Spotify, hat kein Vollrepertoire.
Da kann dann irgendwie eine Künstlerin hergehen wie Taylor Swift und sagen, ich will das nicht, weil das ist kostenlos Kultur. Wobei man sich schon wieder die Frage stellen muss, jeder Radiosender, egal wie Popelik oder sogar ein Web-Radiosender, wenn der quasi seinen GEMA-Tarif zahlt, dann kann der Taylor Swift ausspielen. Und zwar kostenlos ins Netz gestreamt, kostenlos Kultur pur.
Wird da auch Überwerbung finanziert, so wie der kostenlose Streaming-Dienst. Aber weil On-Demand-Streaming nicht in dem Fall der GVL vertreten wird, weil das nicht als sekundär, sondern als Primärverwertung zählt, deshalb können die das nicht für alle Labels und für alle Künstlerinnen pauschal verhandeln.
Weil gerade so Urheberrechtsleute und diese ganze Netz-Community hauen ja immer auf die GEMA ein. Und in dem Punkt, würdest du sagen, hat sie schon eine sinnvolle Funktion. Also ich würde sagen, man muss da wirklich vorsichtig sein. Also wenn man auf die GEMA nur eintrescht, weil es sich da mit YouTube nicht einigt, da könnte man genauso gut auch auf Google eintreschen, dass die sich nicht mit der GEMA einigen.
Also ich würde sagen, da gehören schon zwei dazu überhaupt mal. Ich glaube, es gibt total viel, was man an der GEMA kritisieren kann. Das betrifft die Transparenz der Ausschüttungen. Das betrifft das, dass eigentlich man einen bestimmten Mindestumsatz haben muss, um überhaupt mitbestimmen zu dürfen und so weiter. Also ich glaube, es gibt da viel zu tun. Aber an der Institution Verwertungsgesellschaft daran Kritik zu üben, das halte ich für völlig verfehlt,
im Internet mehr denn je braucht es solche Institutionen. Eigentlich ist das Problem, dass das Grenzüberschreite noch nicht so perfekt funktioniert. Dass man teilweise mit einzelnen Verwertungsgesellschaften das klären muss in jedem Ländern wieder. Und dann haben wir im digitalen Binnenmarkt wieder ein Problem. Was wäre denn der Ansatz beim Film?
Also warum klappt das bei den Filmen nicht? Ja, ich glaube, im Filmbereich ist das wirklich das Problem, dass es da eigentlich gar kein Pendant gibt. Und dass eben die Filmstudios nie bereit wären, da sozusagen die Verhandlung der Rechte im Einzelfall abzutreten an so eine allgemeine Clearing-Stelle. So, geh mal hier. Ihr verhandelt die Rechte für uns in Deutschland.
Wenn Nutzer sich mit euch einigen, dann ist das okay und wir kriegen was ab. Ich glaube Nutzer selber sollen sich gar nicht mit denen einigen. Das wäre viel zu kompliziert. Es geht eher darum, dass es einen Tarif gibt für Streaming. Und den verhandeln quasi das Kartell der Labels. Verhandelt den mit den in dem Fall monopolisierten Verwertungsgesellschaften. Und dann gibt es einen Tarif und wer quasi einen Film-Streaming-Service anbieten will,
da kann es von mir aus drei Kategorien geben an Preisen oder so. Die werden ausverhandelt und dann gehe ich dahin, bezahle die Tarife und dann kann ich aber diesen Dienst anbieten. Das wäre der Vorteil wäre. Es gäbe auch auf einmal einen totalen Wettbewerb der Online-Videotheken. Der Wettbewerb wird nicht mehr irgendwie über das Repertoire ausgetragen.
Wer hat welche Filme, sondern wie kann ich sie am komfortabelsten streamen? Wer hat vielleicht alle Länderversionen? Laufen sie auf allen Geräten? Ist es quasi plattformunabhängig? Wie sind die Apps? Wie ist die Präsentation? Wie ist das Handling? Also ich glaube für die Nutzerinnen und Nutzer wäre das ein totaler Vorteil. Weil der Wettbewerb würde verschoben in Bereiche, der für die eine große Rolle spielt. Siehst du denn, dass das kommt oder glaubst du das kommt einfach nicht?
Also ich glaube im Filmbereich kommt es gar nicht. Aber ich kann mir vorstellen, es gibt Chancen im Musikbereich, dass zumindest so On-Demand-Streaming irgendwann mal diese GVL, das ist sozusagen das Gamer Pendant der Labels, die Gesellschaft zur Wahrnehmung von Leistungsschutzrechten, dass die mal erkennen, was früher mal Radio war, ist heute zum guten Teil Streaming.
Und da müssen wir uns einfach öffnen für. Und da müssen wir einfach, wir wollen lieber einen Wettbewerb von Streaming anbietern, mit denen wir einen Tarif verhandeln, als dass wir quasi eine Vielzahl an Streaming-Ambieter haben, wo keiner einen Vollreporteur hat. Genau, aber es gibt ja verschiedene. Es gibt ja Deezound, Spotify und so. Ja, aber die haben alle, da fehlen überall einzelne Künstler.
Das ist ja das Problem. Und in Wirklichkeit, es finden sie auch aus Konsumentensicht unzumutbar. Wenn man sich anschaut, bei Spotify da zahlt man 10 Euro im Monat. Das sind 120 Euro im Jahr. 120 Euro im Jahr musste man früher erst mal ausgeben für CDs. Also das ist nicht so wenig. Und jetzt soll man aber dann quasi noch sich drei andere Streaming-Dienste nochmal 10 Euro oder 15 Euro im Monat zahlen, weil drei, vier Songs fehlen.
Wobei die Lücken bei den Musik-Streaming-Diensten nicht so groß sind wie bei den Video-Streaming-Diensten. Klar, die Situation ist besser. Da nerven die nicht so krass. In Wirklichkeit ist es heute wahrscheinlich so, man nimmt Spotify und die Lücken, die einem wichtig sind, die deckt man ab über iTunes-Download-Käufe oder so. Und wie wird das beim Video gelöst werden?
Also ich meine, wird es da irgendwie eine Lösung geben oder verharrt das einfach so? Also in Wirklichkeit wäre die Frage, ob man so eine Art von Lizenzierungsverpflicht einführen würde. Aber wenn man sich anschaut, wie da die Lobby-Schlachten derzeit auf europäischer Ebene sich abspielen, da ist eigentlich die Hoffnung, dass da bald was passiert eher geringer.
Also wie bei Patenten eine Lizenzierungspflicht sozusagen. Du kannst die Bedingungen aushalten, aber du musst dich irgendwie mit den Leuten einigen, um dann die Rechte auszulegen. Und ich meine, wir haben jetzt nur über Musik und Filme gesprochen. Die nächste Baustelle sind Bücher zum Beispiel, wo man auch sich die Frage stellt, ob man nicht eher pauschale Lösungen zum Beispiel für ältere Bücher finden sollte,
wie es zum Beispiel in Norwegen passiert ist, wo die Norwegische Nationalbank sämtliche Bücher in norwegischer Sprache quasi frei sogar kostenlos anbietet gegen eine pauschale Vergütung. Das Konstrukt nennt sich Extended Collective Licensing. Das gibt es aber in Deutschland zum Beispiel nicht. Und es gab auch für die Verlage die Möglichkeit, einzelne Bücher rauszureklamieren,
aber für die große Mehrheit der Bücher war das eigentlich sogar eine Möglichkeit, überhaupt wieder Geld mit denen zu verdienen. Die waren vergriffen und jetzt sind die wieder verfügbar. Du schreibst auch für Netzpolitik.org und machst mit Markus Beckedal hier auch noch einen Talk. Oder hast du glaube ich schon gemacht. So nach dem Motto, Netzpolitik ist alles Mist, aber jetzt geht es los.
Also was ist denn Mist gerade? Also wir haben in unserem Talk uns wirklich eigentlich bemüht, in den einzelnen Themenbereichen sogar das Positive zu sehen. Wir haben gesagt, also wo wir Spitzenreiter sind so in der Netzgemeinde, wenn man so will, und eigentlich haben wir gesagt, schon dieser Begriff ist eigentlich fast überholt. Die Netzgemeinde hat vielleicht noch Sinn gemacht, wie so eine Minderheit online war. Aber heute, wo die Mehrheit der Menschen online ist und wo, also unser Paradebeispiel war,
die SPD hat jetzt einen Programmprozess, digital leben, wo wirklich jeder Ortsverein sich mit dem Fragen von Digitalisierung und digitalem Leben auseinandersetzen soll. Und man kann sagen, wenn es da angekommen ist, dann kann man eigentlich nicht mehr von der Netzgemeinde sprechen. Sondern eigentlich ist es so, dass wir alle inzwischen Netzgemeinde sind, und dann ist der Begriff aber, hat da keine Bedeutung mehr.
Ich fand das eh immer schon komisch, aber jetzt ist er eigentlich tot. Und wir sagen aber, das ist eigentlich eine gute Entwicklung, weil jetzt wird klarer, dass die Interessensgegensätze, die Interessensauseinandersetzungen, die es immer schon gegeben hat, die müssen geführt werden an verschiedenen Stellen. Und da werden sich Gewerkschaften sich einbringen müssen.
Und das heißt, wir haben jetzt wirklich mehr und mehr eine echte gesellschaftliche Debatte zu netzpolitischen Fragen. Und man kann zum Beispiel, glaube ich, schon beim Urheberrecht gerade so ein schwieriges Thema, man kann es aber sehen, in dem Maße, in dem da klar wird, dass auf einmal die breite Bevölkerung von urheberrechtlichen Fragen betroffen wird, fällt es den Lobbys und ihren Partikularinteressen für eine kleine Minderheit schwerer,
einfach drüber zu fahren. In den 90er Jahren, wie das nicht so klar war, da wurde das jetzige Urheberrecht gemacht. Und das hat eine ganz klare Schlagseite. Eine Schlagseite hin zu den Rechteinhabern, die einfach ihre Interessen da durchgesetzt haben und da gab es kein Gegengewicht. Heute ist das anders. An der EU-Urheberrechtskonsultation, da haben 60 Prozent der 10.000 Eingaben
von Endnutzerinnen und Endnutzer und Konsumenten. Das ist ein starkes Signal, dass man die nicht mehr so einfach übergeben kann. Da merkt man, auch bei Netzneutralität, unfassbar sperrig, immer noch schwer zu erklären. Trotzdem ist das ein Thema, das einfach auch so in der Tagesschau vorkommt. Ja, aber wieso?
Weil, ich glaube, diese Betroffenheit von digitalpolitischen, netzpolitischen Fragen einfach jetzt viel breiter ist. Aber wo kriegen die Leute denn das Problem der Netzneutralität zu spüren? Also ich glaube, da war, das ist schon vor ein paar Jahren her, würde ich sagen, da war auf jeden Fall, wenn man so sagen will, der Turning Point,
die Drosselung, die Umstellung der Tarife bei der Telekom. Weil in Wirklichkeit muss man sagen, ja, Netzneutralität ist eigentlich ein Knappheitsproblem. Hätte man flächendeckend Breitband, und davon sind wir in Deutschland enorm weit entfernt, dann wäre Netzneutralität ein viel geringeres Problem. Weil aber quasi die Telekom in Wirklichkeit sich weigert,
in einen echten Netzausbau zu investieren, deshalb ist sie so dahinter, die Netzneutralität zu untergraben oder eben wirklich völlig abzuschaffen. Weil sie in Wirklichkeit sich damit Breitbandausbau spart und aus den Versäumnissen beim Breitbandausbau, aus der Knappheit sogar noch ein Geschäftsmodell macht.
Nämlich, du willst flüssig YouTube sehen, zahlst du drauf. Oder YouTube muss zahlen. Genau, YouTube, du willst meine Telekom-Kunden beliefern, flüssig, smooth, in hoher Auflösung, dann zahlst du dafür bitte. Natürlich, aus Telekom-Perspektive völlig verständlich. Sie müssen nicht investieren und können stattdessen das Versäumnis zu investieren monetarisieren. Und ich würde sagen, das betrifft eigentlich die Leute wirklich unmittelbar.
Aber das merken die doch noch nicht. Höchstens daran, dass sie halt ... Also ich glaube, man merkt, zum Beispiel auch, das ist eines meiner Lieblingsbeispiele, und da merkt man auch, dass Netzneutralität ein Thema auch für Verbraucherzentralen ist, dass es in dem Maße in der Netzneutralität untergraben wird, schwerer wird überhaupt, Preise zu vergleichen. Wenn ich heute sage, selbst wenn man Netzneutralität außen vor lässt,
ist es schon nicht einfach, Internetanbieter zu vergleichen. Der eine hat so und so eine hohe Bandbreite, der ist in meinem Gebiet nicht verfügbar. Dafür habe ich diese Freigrenze, ab dem werde ich gedrosselt oder so. Und bei dem ist noch Spotify dabei, bei dem ist es nicht dabei. Aber jetzt ist dann aber auch Spotify dabei und das wird nicht gedrosselt und dieser Dienst schon. Also wie soll man da ... Das sind so viele verschiedene Preisfaktoren,
dass es eigentlich völlig unmöglich ist für einen Konsument, zwei Anbieter noch zu vergleichen. Bei dem einen 5 Gigabyte, aber wenn ich Spotify höre, dann wird davon nichts runtergeknabbert. Bei dem anderen habe ich 10, aber wenn ich Spotify höre, wird es runtergeknabbert. Genau, und jetzt haben wir aber nur Spotify. Aber was ist, wenn auf einmal dann mit jedem Dienst das anders wäre? Dann gibt es kein Internet mehr. Dann kann ich eigentlich nur noch, weiß nicht, was ich dann bestelle.
Oder ich kann zumindest nicht mal die Preise vergleichen. Aber das heißt, das Positive, was ihr sozusagen aus diesen ganzen Entwicklungen der letzten Zeit rausgezogen habt, ist, die Masse, die es betrifft, wird größer und es scheint sich so etwas wie ein Problembewusstsein einzuschleichen. Also wir haben eigentlich versucht, die Top-Tender-Themen zu machen und in verschiedenen Themen versucht, das zu sehen.
Und wir haben gesagt, okay, wo hat sich echt positive Entwicklungen gegeben? Und in manchen Themenbereichen ist uns das viel leichter gefallen. Also zum Beispiel das Thema, wo wir gesagt haben, okay, da ist wirklich was im Mainstream angekommen, was vor 10, 15 Jahren komplett als Nerd-Thema war, dann ist das Open Source. Und das Spannende ist, eigentlich obwohl es die Leute nicht mal merken. Nämlich? 80% Marktanteil im Ende-Markt ist Android.
Das ist völlig Open Source passiert. Jetzt kann man sagen, ja, da steckt Google hinter. Aber, und die Konkurrenz auf Android basiert ist, das Fire Phone von Amazon oder Cinegon Mod, wo jetzt Microsoft sich eingekauft hat. Aber meine These wäre, so sieht Mainstream aus. Also wenn Open Source im Mainstream ist, machen es natürlich die großen Konzerne. Es ist immer noch Kapitalismus.
Aber trotzdem ist es was anderes, wenn es zumindest mehrere Konzerne gibt, die auf einer Open Source Basis miteinander an dem Wettbewerb stehen, wo auch dann kleine Start-ups sagen können, okay, wir nutzen diese Basis und entwickeln eine völlig kreative neue Lösung. Und wir müssen nicht bei Null anfangen. Das ist ein ganz anderes Marktumfeld, als das zum Beispiel bis heute beim Desktop-Software-Markt ist, wo es Windows gibt und Mac vielleicht für eine Nische.
Und das war's. Und das sind so Entwicklungen, wo auch jetzt wieder die Europäische Kommunion aufspringt. Im Bereich Open Education merkt man, okay, da wird jetzt zum ersten Mal auf Bundesebene Geld in die Hand genommen, um Lehrmittralien offen zu fördern, die offen finanziert werden, die frei im Netz stehen, die frei verwendbar sind, die remixbar sind.
Also da gibt es schon, nicht zufällig in diesen Bereichen, Openness, Open Education, Open Data, Open Government, Open Source. Da gibt es konkrete Vorschläge, wie es anders gehen könnte. Und da bewegt sich was. Da ist echt was am Laufen, sowohl auf der politischen Ebene als auch in der Wirtschaft, als auch an den Schulen, als auch an den Unis. Dann gibt es halt auch andere Themen,
da steht es nicht so gut aus. Da fällt es uns schwerer, das Gute zu sehen. Das ist sowas wie Vorratsdatenspeicherung, die wiederbelebt wird. Aber selbst da, ich meine, eigentlich niemand findet es gut, außer Gabriel hat man das Gefühl. Auch im Bereich Überwachung tut sich wirklich ganz wenig. Aber selbst da ist jetzt auf einmal die Kanzlerin im Fokus.
Da hat er ein Thema, das eigentlich schon völlig auserzählt scheint, hat sich der Spiegel jetzt wieder aufs Kabel gehoben. Also ich glaube, man darf nicht zu sehr schwarz sehen. Und ich glaube, man muss einen langen Atem haben. Man darf nicht glauben, nur weil jetzt in den ersten 3, 4 Jahren manche Dinge nicht passiert sind, dass das nicht mehr passiert. Das ist eh diese Aktivistenperspektive. Also für Leute, die sich seit Jahren mit diesen Themen beschäftigen
und sich da reinfressen und ein Interview nach dem anderen geben und schreiben und schreiben und schreiben, für die fühlen sich 4 Jahre, 5 Jahre natürlich irre lang an. Und es müsste wahnsinnig viel mehr passieren. Aber so ist das einfach. Es sind wahnsinnig dicke Bretter. Und glaube ich schon, wenn man sich diese Allgegenwärtigkeit von Netz
und den Leuten, dass jetzt auch bewusst wird mit ihren Smartphones, dass sie wirklich permanent das Internet nutzen. Keine SMS-Gebühr mehr zahlen, weil sie WhatsApp nutzen. Und merken, wenn sie kein Netz mehr haben. Und so diese Bewusstsein, ich nutze, wie, ich habe da nur 300 MB.
Die sind dann weg und so. Wie, ich soll dafür extra zahlen und so. Ich glaube, wir sind jetzt auf diesen Punkt angelangt, wo wirklich die Durchdringung des Netzes, auch durch diese mobile Nutzung, bei den Leuten wirklich ankommt. Und an vielen Ecken der Druck, wie so dieses WTF-Moment öfter auftaucht.
Ja, und ich glaube trotzdem, es wird nicht alles so laufen, wie man sich das vorstellt. Am Ende werden Kompromisse rauskommen. Die werden uns teilweise überhaupt nicht gefallen. Das ist alles klar. Und wie auch bei Android, finde ich. Deshalb mache ich dieses Beispiel. Da ist nicht alles in Butter. Das will ich überhaupt nicht sagen. Google hat da die Hand drauf. Und versucht da seine Apps durchzubringen. Man muss da teilweise für Komfortabilität seine Daten,
seine Privatsphäre durchaus ein gewisses Stück opfern. Das ist klar. Und trotzdem ist es besser, als hätte man hier ein rein proprietäres System, das den ganzen Markt dominiert, das ein Monopol ist. Und das dann, wie das halt am Desktop lange war, oder im Office-Bereich bis heute ist, irgendwie andere Märkte dann noch negativ beeinflusst.
Okay. Genau. Ganz herzlichen Dank. Ja, nicht so Dank. Man kann dich lesen bei Netzpolitik.org. Und? Wir haben im Forschungsblog Governance Across Borders, aber... Also bei Netzpolitik kann man auf jeden Fall mal anfangen. Lena Dobusch, Professor an der FU. Mein Name ist Philipp Banzer. DCTP TV ist der Kanal. Alle Videos bei DCTP.TV oder beim YouTube-Kanal.
Ich danke fürs Zugucken. Auf bald. Tschüss.