Medien hacken
This is a modal window.
The media could not be loaded, either because the server or network failed or because the format is not supported.
Formal Metadata
Title |
| |
Subtitle |
| |
Title of Series | ||
Part Number | 22 | |
Number of Parts | 60 | |
Author | ||
License | CC Attribution - ShareAlike 3.0 Germany: You are free to use, adapt and copy, distribute and transmit the work or content in adapted or unchanged form for any legal purpose as long as the work is attributed to the author in the manner specified by the author or licensor and the work or content is shared also in adapted form only under the conditions of this | |
Identifiers | 10.5446/20900 (DOI) | |
Publisher | ||
Release Date | ||
Language |
Content Metadata
Subject Area | ||
Genre | ||
Abstract |
|
re:publica 201022 / 60
3
6
10
11
12
13
14
15
16
17
18
20
21
22
25
26
27
28
32
33
34
35
37
39
40
42
43
44
46
47
48
49
50
51
52
53
54
56
57
59
60
00:00
Hacker (term)Google BloggerSet (mathematics)Lecture/ConferenceMeeting/Interview
00:47
Set (mathematics)CW-KomplexTerminal equipmentLecture/Conference
01:18
Gebiet <Mathematik>Terminal equipmentLecture/ConferenceComputer animation
01:54
Computer animation
02:30
ZahlComputer animation
04:13
Aktion <Informatik>Computer animation
04:47
MittelungsverfahrenWebsiteAktion <Informatik>CW-KomplexSound effectYES <Computer>CountingComputer animationMeeting/Interview
05:36
Web pageGroßes SystemMeeting/Interview
06:07
Vulnerability (computing)CodeHacker (term)CodeUmberto <Programm>Meeting/Interview
06:59
TransmitterKommunikationPhysical quantityLecture/ConferenceComputer animation
07:56
Boom (sailing)ProduktionsregelsystemAktion <Informatik>CodeMeeting/Interview
08:46
Computer animation
09:34
RollbewegungAktion <Informatik>KommunikationPerturbation theoryMeeting/Interview
11:34
Moment (mathematics)InformationMomentumPlane (geometry)Sound <Multimedia>Hausdorff spaceObject (grammar)WordComputer animation
15:51
MittelungsverfahrenAbsolute valueRobotTypComputer animation
17:22
Plane (geometry)
17:54
TwitterInternetBlock (periodic table)ResonanceComputer animation
19:43
TwitterComputer animation
20:29
Organic computingDEBUG <Programm>ForestPower (physics)Propositional formulaComputer animationLecture/ConferenceMeeting/Interview
23:57
Component-based software engineeringComputer animationMeeting/Interview
24:38
ForceComputer animation
26:57
Content (media)LIGA <Programm>Computer animationLecture/ConferenceMeeting/Interview
27:50
ALT <Programm>ArmComputer animation
29:09
Chemical affinityWEBMyspaceLecture/Conference
30:51
ForestUrkraft <Physik>Lecture/ConferenceMeeting/Interview
31:30
Zusammenhang <Mathematik>Lecture/ConferenceMeeting/Interview
32:16
Web pageHacker (term)Lecture/ConferenceMeeting/Interview
33:34
YES <Computer>Lecture/ConferenceMeeting/Interview
34:27
Wirkung <Physik>Aktion <Informatik>YES <Computer>Lecture/ConferenceMeeting/Interview
35:10
Electrical contactsIdentity managementFacebookLecture/ConferenceMeeting/Interview
35:59
Tape driveWeb pageScalar potentialDatabaseGoogle BloggerLecture/ConferenceMeeting/Interview
Transcript: German(auto-generated)
00:01
Ja, hallo, guten Tag und herzlich willkommen. Das scheint mir noch ein bisschen leise zu sein, wird besser, können wir uns gut verstehen? Ja, also, herzlich willkommen zu unserem Vortrag im Herzen der Bestie. Wir möchten in den nächsten 45 Minuten ein bisschen was erzählen über das Hacken von Mainstream-Medien
00:24
oder auch den übergeordneten Bereich Mediengeräte. Uns würde zuallererst mal ein bisschen interessieren, wie eigentlich die Publikumsverteilung hier ist und ich stelle deswegen mal die Frage in den Raum, wie viele Journalisten sind eigentlich anwesend? Per Handzeichen bitte.
00:42
Blogger. Es gibt da bestimmt Schnittmengen. Ja, Mediengeräte betrachten wir als Teil des Komplexes Kommunikationsgeräte. Das würde ich jetzt mal kurz ein bisschen zuerst mal unseren Aufbau skizzieren.
01:03
Wir fangen also an mit der Frage, was ist eigentlich Kommunikationsgeräte? Wenden uns dann Methoden und Techniken zu, haben ein paar Fallbeispiele, geben ein paar Tipps zum Selbermachen und hätten zum Ende auch noch etwas zum Mitmachen. Was ist also Kommunikationsgeräte?
01:21
Wir fangen an und gehen zurück in das Jahr 1867. Die beiden Herren dürften bekannt sein, das sind Karl Marx und Engels. Sie waren auch auf dem Gebiet der Kommunikationsgeräte ja aktiv, und zwar nachdem die Kritik der politischen Ökonomie in den Medien nicht besprochen wurde,
01:42
haben Sie beim Kapital dann sich nach anderen Methoden bedient und Engels hatte in 15 verschiedenen Zeitungen unter falschem Namen Verrisse geschrieben und das hat dazu geführt, dass überhaupt das Buch rezipiert wurde. Man sieht hier eine Methode, falscher Name, falsche Rezension gibt gleich Öffentlichkeit.
02:05
Das nächste Fallbeispiel stand jetzt aus dem Jahre 1906. Diesen Herren habt ihr vielleicht schon mal gesehen. Es handelt sich hierbei um den Hauptmann von Köpenick. Das hier ist ein Filmplakat, aber eigentlich gründet sich die Geschichte tatsächlich auf einen realen Vorfall,
02:20
denn der Schuhmacher Friedrich Wilhelm Vogt hat sich überlegt, mit einer kaiserlichen Uniform nach Köpenick zu fahren, um dort die Stadtkasse zu rauben. Er hat sich also eine Uniform besorgt, ist nach Köpenick gefahren, hat auf dem Weg vom Bahnhof zum Rathaus gleich auch nochmal einen Trupp Soldaten unter seinem Befehl gestellt, mit Hinweis auf einen Geheimbefehl seiner Majestät des Kaisers,
02:43
hat das Köpenicker Rathaus mit denen besetzt, zuerst mal Bürgermeister und Schatzmeister unter Arrest gestellt, dann nochmal ein paar Soldaten losgeschickt, um das Fernmeldeamt zu blockieren, um sich dann dem Tresorraum zu widmen. Er hat gehofft dort zwei Millionen Reichsmark vorzufinden,
03:01
am Ende waren es dann doch nur 3000. Hier ist das Prinzip, eine falsche Uniform, preußisches Auftreten, ergibt die Stadtkasse. Jetzt gehen wir nochmal ein Stück weiter, 1980, in Zürich toben Straßenschlachten, das ist die Zeit der Hausbesetzerbewegung und Jugendbewegung in Zürich,
03:24
das war ziemlich derbe, ging es da ab, und Jugendlichen sollen jetzt in einer Talkshow im Schweizer Fernsehen DRS auf einen konstruktiven Dialog festgelegt werden. Also Talkshow, da ist eine Stadtabgeordnete da, der Polizeichef ist da, und eben zwei Vertreter der Jugendbewegung,
03:42
die lassen sich jedoch nicht auf das Spiel ein, sondern treten als Herr und Frau Müller dort auf und radikalisieren die Forderungen des Bürgertums und des Establishments, also fordern dann den Einsatz von Schusswaffen, und machen mit dieser Technik, die Sendung wird gesprengt, also es gerät völlig aus dem Ruder,
04:01
da gibt es auch einen Film drüber, den man sich irgendwo auch bestellen kann, das ist eine lustige Sache, Mediengeril ja heißt seitdem in der Schweiz Müllern. Hier ist die Methode, Kamouflage über Affirmation ergibt den TV-Skandal. Dann haben wir noch einmal zur Illustration
04:21
eigentlich den weltweit bekanntesten Coup von Mediengerilleros rausgesucht, und zwar geht es da um eine Aktion der Yes-Men. Das Ganze dreht sich um die Bhopal-Katastrophe in Indien 1984, da ist ein Chemiewerk der Firma Union Carbide explodiert,
04:40
zwischen 4.000 und 25.000 Menschen sind dabei ums Leben gekommen, bis heute haben da Zehntausende von Leuten auch unter Spätfolgen zu leiden, der Nachfolger von Union Carbide, Firma Dow Chemical, hatte bis 2004 keine Anstalten unternommen, da irgendwelche Verantwortung zu übernehmen, Entschädigungen zu zahlen, dergleichen.
05:02
Die Yes-Men haben sich dieses Komplexes angenommen, haben mit einer ziemlich langen Vorbereitung diesen Coup lanciert, sie haben ein Jahr vor der eigentlichen Aktion schon eine Website geschaltet, die Dow Ethics hieß, und haben es dann geschafft, der BBC einen gefakten Pressesprecher von Dow Ethics unter zu jubeln,
05:20
der dem Fernsehpublikum dann mitteilen konnte, dass Dow Chemical endlich bereit wäre, sich seiner Verantwortung zu stellen und Entschädigungen zu bezahlen, und hat da Erzahlungen im Rahmen von 12 Milliarden Dollar angekündigt. Das Prinzip ist hier falsche Website, falscher Firmensprecher,
05:40
ergibt den Aktiencrash. Also die Aktie ist 10% ungefähr gefallen nach dieser Meldung. Was ist eigentlich Guerrilla? Guerrilla ist immer, kleine Leute greifen das große System an, und zwar naderstichartig rein, groß aufpoppen, und dann zurück in der Hoffnung, dass dann irgendwas bleibt.
06:00
Die klassische Guerrilla, ach so, das ist dein Teil? Die Methoden der klassischen Guerrilla sind, denke ich mal, landläufig bekannt. Es geht hier um Schusswaffen, Sprengstoffgürtel, Entführung, asymmetrische Kriegsführung und dergleichen. In der Kommunikations-Guerrilla ist das Waffenasenal ein bisschen anders. Wir werden dann später mal den Waffenschrank aufschließen
06:21
und schauen, was wir da so Interessantes finden und was man da so machen kann. Davor wollen wir so ein bisschen nochmal einen theoretischen Teil machen, und zwar, wo auch die Gemeinsamkeit mit dem Hacken besteht. Es geht nämlich um Code. Man dringt dort ein, wo schlampig gearbeitet wird und nutzt Sicherheitslücken.
06:40
Roland Barth, der Philosoph, der Französische, hat gesagt, ist die beste Subversion nicht, die Codes zu entstellen, anstatt sie zu zerstören? Und das hat Umberto Eco dann weitergeführt, indem er 1985 eine semiologische, also Semiotik ist, die Lehre der Zeichen, also eine Guerrilla der Zeichen, gefordert hat, indem eben die Zeichen abweichend dissident verwendet werden.
07:07
Ein zweiter Grundlegend dafür ist ein Begriff, das nennt sich kulturelle Grammatik. Das gründet auf Kommunikationstheorie. Um das Ganze ein bisschen zu erklären, machen wir da nochmal einen kleinen Schritt zurück zum Thema Kommunikationstheorie.
07:22
Und haben hier so das typische Sender- und Empfängerprinzip, ein strukturierendes Element innerhalb der Kommunikation, wo es total wichtig ist, dass bei Sender und Empfänger auf Konventionen oder Definitionen gründet, die gleichen Bilder von Gegenständen vorherrschen. Wenn ich also meinem Mitreferenten jetzt einen besonders schönen Baum da im Innenhof zeigen will und sage, guck mal da, das ist ein schöner Baum,
07:42
muss ich tatsächlich davon ausgehen können, dass mein Gegenüber auch das gleiche Bild von Baum im Kopf hat. Und das Teilen gleicher Definitionen macht Kommunikation und Zusammenleben erst möglich. Die kulturelle Grammatik hingegen umfasst ein bisschen mehr. Ja, also kulturelle Grammatik ist also nicht nur diese Vereinbarung,
08:02
ok, Baum ist ein Baum, sondern meint das ganze Regelsystem, das gesellschaftliche Beziehung strukturiert. Also was wir als Normalität wahrnehmen, was wir als alltägliche Rituale wahrnehmen und wie wir Kommunikationsmöglichkeiten in den Rahmen stecken letztlich. Also das hat auch mit Hierarchie zu tun und mit Stabilisierung des Systems.
08:23
Und eben genau dort kann man ansetzen, wenn man diese kulturelle Grammatik eben nicht einhält und dissidente Zeichen verwendet. Ich habe das mal anhand eines Beispiels, wir haben links wieder das Baumbeispiel. Auf der rechten Seite ist eine Störung des Codes zu sehen.
08:42
Das war bei einer Aktion von Leuten, die haben hier in Berlin in Potsdamer Platzakaden während des Weihnachtsgeschäfts die Leute zum Kaufen aufgefordert und sind da einfach rein mit sehr vielen Leuten, die haben ziemlich Chaos angerichtet. Und den Menschen, dessen Gesicht hier so ein bisschen verwischt ist, das ist ein falscher Sicherheitsmann.
09:01
Und in dem Fall wissen die Passanten nicht mehr, wer ist eigentlich der richtige Sicherheitsmann, wer ist der falsche. Und man kann so schön Verwirrung erzeugen, weil der falsche Sicherheitsmann dann auch mit dem Echten redet und der Echte weiß nicht, wo er dann hin soll und das Publikum weiß eben nicht mehr, was dann echt ist. Also ein ganz einfaches Beispiel.
09:21
Genau, also im Handbuch der Kommunikationskirille, das wir uns allen empfehlen können, das ist ein sehr spannendes und auch lustiges Buch mit sehr vielen schönen Beispielen, steht eben, es geht darum, die kulturelle Grammatik, also nicht nur unbewusst zu praktizieren und darin einfach so zu leben, sondern kreativ mit ihr umzugehen und sie dann für die eigene Zwecke zu benutzen, zu instrumentalisieren oder umzudrehen
09:41
und dabei eben auch in ritualisierte Gewänder zu schlüpfen, sich fremde Rollen anmaßen und auch im Tonfall der Macht sprechen, da kommen wir später nochmal zu. Wenn wir über die Ziele von Kommunikationskirillen sprechen, können sich viele der Anwesenden vielleicht auch vorstellen, dass solche Aktionen durchaus Spaß machen können.
10:00
Das wäre als einzige Motivation allerdings vielleicht doch ein bisschen dürftig. Es stecken also im Allgemeinen durchaus politische Hintergedanken dahinter, nämlich die Störungen der Kommunikation und des Alltäglichen, ein gewisses Nachdenken oder Hinterfragen zu erzeugen, Medien-Events zu sabotieren, Politiker oder Medienorgane zu demaskieren und Aufmerksamkeit für Themen zu erzeugen,
10:22
wo man mit althergebrachten Mitteln wie Pressemitteilungen oder Pressekonferenzen oder so eventuell nicht so richtig weiterkommt. Ja, vielleicht sollte man noch sagen dazu, dass Kommunikationskirillen sich auf jeden Fall von Werbefuzzis, die irgendwelche Viralkampagnen machen, schon unterscheidet. Die benutzen vielleicht ähnliche Techniken, aber das Ziel von Kommunikationskirillen ist eben nicht, Kohle zu verdienen.
10:44
Also zumindest außer beim Hauptmann von Köpenick vielleicht. Was ist Kommunikationskirillen und Medienkirillen? Wie kann ich das abgrenzen? Also Medienkirillen ist ein Teil von Kommunikationskirillen, wobei Kommunikationskirillen vielmehr auf eine Face-to-Face-Kommunikation geht
11:04
oder im öffentlichen Raum mit Straßentheater oder da. Also eine viel direktere Sache als Medienkirillen, die will eben die Medien nutzen, um dann die Kirillenaktion zu machen. Mittlerweile verschwimmen die Grenzen allerdings, weil es nicht mehr so ganz abgrenzbar ist.
11:21
Was ist denn jetzt Face-to-Face und was ist denn Massenmedium? Ja, nähern wir uns jetzt nochmal dem Waffenschrank und schauen, was wir da so drin finden. Die gängigen Methoden der Kommunikationskirillen sind unter anderem Kamouflage, Fake, Entwendung, Verfremdung, Erfindung, Umdeutung,
11:43
Überidentifizierung und subversive Affirmation. Und dafür haben wir jetzt auch nochmal ein paar kleine Beispiele vorbereitet. Fangen wir mal an mit der Verfremdung. Hier haben wir Plakat aus dem Bundestagswahlkampf 2005. Adbusting in Bezug auf die Schröder-Politik. Muss man jetzt wahrscheinlich auch nicht mehr viel mehr zu sagen.
12:03
Hier aus dem Wahlkampf 2009, das kennt ihr wahrscheinlich alle. Auch hier eine Remix-Geschichte, die dann jetzt im Netz nochmal anders als auf einem Werbeplakat läuft, wo dann am Schluss sogar so ein automatischer Generator dasteht. Und das kann dann tausendfach publiziert werden. Und am meisten Spaß macht es natürlich, wenn die Leute sich dann wehren,
12:21
was ja da auch ein bisschen passiert ist. Und das findet eine riesen Verbreitung und kann eben dann die offiziellen Kampagnen torpedieren. Auf der technischen Ebene der Verfremdung gibt es noch eine ganz interessante Waffe, nämlich den Image-Falgerator, ein Apparat zur minimalinvasiven Manipulation von Fotografien.
12:41
Erfunden vom Berliner Künstler Julius von Bismarck. Dieses Gerät sieht erstmal vielleicht ein bisschen gefährlich aus. Ich werde kurz was zur Funktionsweise sagen. Da ist ein Laserprojektor drin und ein Sensor, der auf Blitzlicht reagiert. Wenn sich also der mit diesem Gerät bewaffnete in eine Gruppe von Menschen begibt,
13:00
die alle ihre Fotoobjektive auf ein gemeinsames Objekt richten und um ihn herum geblitzt wird, dann wird in dem Moment in diesem Image-Falgerator ein Impuls ausgelöst, der eine kurze Laserprojektion auf das von allen fotografierte Objekt wirft. Das sieht dann so aus.
13:23
Hier geht es tatsächlich ums unbemerkte Einschleusen neuer Informationen in Fotos, nicht unbedingt auf Massenmedien zielend, denn sowas würde wahrscheinlich in der Fotoredaktion dann doch noch irgendwie für eine gehobene Augenbraue sorgen, sondern hier geht es vielmehr darum, die Verunsicherung des Einzelnen, also der Fotografen, die vorhin vor bereit stehen, wenn sie sich zuhause
13:42
ihre Abzüge angucken, nochmal hervorzurufen, also eher eine Face-to-Face-Situation. Ganz kurz, für die nächste Sache brauche ich nicht Ton. Ich habe hier keinen Stecker. Wo ist denn einer? Klinkekabel IMAC.
14:07
Haben wir vorher nicht hinbekommen. Wenn jemand eine Idee hat, gerne einmischen.
14:27
Kommen wir zum nächsten Fallbeispiel. Wir befinden uns im Jahr 2003, kurz vor dem Irakkrieg. Der Botschafter der USA wollte damals in der Humboldt-Universität hier in Berlin sprechen
14:43
und Aktivisten haben ins Netz eine einzige Fotomontage gestellt, nämlich der Botschafter spricht, Jubeln bis der Krieg kommt, für patriotische Begeisterung wird gesorgt, also Überidentifizierung mit den Zielen. Die Folge war, dass der Botschafter nicht spricht,
15:03
mit einer Fotomontage erreicht, also es ist oft sehr viel effektiver, als damit 200 Leute vor der Tür zu stehen und sich von Polizisten wegtragen zu lassen. Diese ganze Sache war eingebettet in eine Kampagne Mehrkrieg für alle. Da gab es dann auch eine Pro-Kriegs-Demonstration. Einen Tag vor diesem großen Friedensdemos mit 750.000 Leuten, sind etwa 400 Leute
15:23
für Krieg auf die Straße gegangen. Das sah dann so aus.
16:18
Verteidigungsministerium.
16:24
Das hat schon für Verwirrung gesorgt,
16:41
habe ich mir sagen lassen. Das letzte Mittel aus dem Waffenschrank, was wir noch mal kurz vorstellen wollen, ist die subversive Affirmation. In diesem Falle sowas wie Beifall von der falschen Seite. Da gibt es ein schönes Beispiel aus dem US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf 1996,
17:01
wo der Kandidat der republikanischen Partei Bob Dole immer wieder Eingänge auf seinen Wahlkampf-Spendenkontos feststellen musste von Schwulen- und Lesbenbewegungen und Gruppen, die da aktiv waren. Etwas, was er natürlich nicht auf sich sitzen lassen konnte. Als homophober Typ.
17:20
Er hat dann diese Beträge immer wieder direkt zurück überwiesen und wurde damit natürlich so ein bisschen gezwungen, sein wahres Gesicht ein bisschen radikaler zu äußern, als es vielleicht so in Stellungnahmen, wo es immer so ein bisschen verharmlosen konnte und seine homophoben Klänge so ein bisschen hinten anstellen konnte. Also hier ein klarer Fall von Demaskierung.
17:45
Wir müssen auch ein paar weitere Fallbeispiele und sicherlich euch bekannt ist der falsche Müntefering. Dieser Account hat etwa ein Jahr existiert oder mehr als ein Jahr und wurde geschaltet, als Müntefering damals SPD-Vorsitzende wurde.
18:00
Bekam er dann auch den falschen Twitter-Account. Das ist der erste Tweet, ging gestern hoch her. Beck ist weg, reimt sich sogar. Die Aktivisten haben das dann in der Zeitung gemacht, haben aber das nach fünf Tagen schon enttarnt. Die Berliner Zeitung hat das dann gebracht. Die SPD hat allerdings nicht darauf reagiert und das Spiel konnte weitergehen.
18:21
Und dann hatten zwischendurch die Leute auch schon mal wieder aufgehört für einen Monat oder zwei überhaupt zu twittern. Und dann hat das Medien- und Marktforschungsinstitut Nielsen die SPD als die besten Twitterer ausgemacht und eben hier die Botschaften der prominenten Politiker Hubertus Heil und Franz Müntefering für die breite Resonanz herangezogen.
18:53
Nielsen musste dann die groß angekündigte Twitter-Studie teilweise zurücknehmen und räumte ein, dass bei der Analyse von Internet-Inhalten
19:01
gewisse Unsicherheiten nicht auszuschließen seien. Wenn man nicht googeln kann, ist das halt schwierig. Das ging dann aber noch weiter und da sind auch noch mehr Leute darauf eingefallen, zum Beispiel der Herr Taus. Da war diese Zensursala-Debatte richtig im Gange und der falsche Müntefering hat immer wieder gestichelt.
19:26
Taus hatte damals irgendwas gesagt und daraufhin hat Müntefering das schlechte Stil und die SPD ist und bleibt internetfit. Daraufhin kamen natürlich auch sehr, sehr viele Sachen zurück, die gesagt haben, das ist gar nicht internetfit und die ganzen Leute haben es eigentlich nicht verstanden, obwohl die Geschichte schon lang aufgedeckt war, mehrfach.
19:43
Taus hat dann die Replik, die er darauf geschickt hatte, gelöscht danach, nachdem er gemerkt hat, dass es der falsche Müntefering ist. Es gab dann eine Veranstaltung im Wahlkampf, die hieß Müntetalk. Das war so eine mit Twitter-Wall und Livestream
20:01
und man konnte per YouTube Fragen einreichen und per Twitter. Und da hatte der falsche Müntefering immer schon im Hintergrund auf der Twitter-Wall immer schon geantwortet auf die Fragen, die ihm gestellt wurden. Und Müntefering musste sich dann auf einmal rechtfertigen, was da passiert. Es hat schön für Verwirrung gesorgt.
20:21
Die größte Geschichte ging dann eigentlich, das war ein Jahr schon nach einer existierter falscher Account. Die SPD hat grandios verloren im Bundestagswahlkampf und kurz davor hatte der falsche Müntefering dann so eine Andeutung gemacht, dass er zurücktreten könnte. Erneuerung braucht Zeit, Mut und gute Konzepte.
20:40
Ich werde meinen Teil zur Erneuerung beitragen. WeltOnline fand das so exklusiv und spannend, dass sie das gleich geretweetet haben. Am nächsten Tag zeichnete sich dann ab, dass er zurücktreten würde. Aber zwei Stunden vor dem echten Rücktritt ist der falsche Müntefering zurückgetreten. Diesmal heißt Erneuerung konsequent sein. Ich trage politische Verantwortung für das Ergebnis vom Sonntag und mache den Weg für andere frei.
21:02
Die NTV hat das live gesendet. Die Berliner Morgenpost hat das gebracht. Alle waren in diesem Run um die schnelle Meldung sehr unvorsichtig und sind darauf reingefallen. Wer die ganze Geschichte mal nachlesen will, kann das auf Metronaut tun. Da gibt es es minutiös. Es gibt noch viele Seitengeschichten. Nächster Fall.
21:22
Polylux und die Speed-Diät. Polylux, vielleicht manchen Leuten hier noch bekannt, die sich mit Speed und mit Lifestyle-Magazinen und Berlin Hype-Maschine des Radios Berlin Brandenburg greift im Jahre 2008 Berichterstattung der Zeitschrift Debug und anderer Organe
21:40
über den Hamburger Schriftsteller Hans-Christian Darny auf, der ein Buch geschrieben hat über das Phänomen Speed als Alltagsdroge. Also eben eher nicht so Droge, um Rausch zu empfinden, sondern Menschen, die sich mit Speed für den gewachsenen Leistungsdruck unserer Gesellschaft fit machen. Und jemand aus der Redaktion von Polylux
22:00
postet dann am 03.04.2008 in vier Foren, die irgendwie vielleicht auch nur halluziniert irgendwas mit Drogen zu tun haben könnten, folgendes Gesuch. Das ist schlecht zu lesen, das lese ich jetzt gerade nochmal vor. Liebe Community, wir vom ARD-Magazin Polylux würden gerne einen Beitrag über Speed als Alltagsdroge machen. Vielleicht habt ihr ja schon davon gehört.
22:20
Es gibt ein Buch zum Thema Speed, eine Gesellschaft auf Droge, in dem der Autor die Renaissance von Speed beschreibt. Grund für ihn ist der, dass wir in einer absoluten Leistungsgesellschaft uns befinden, in der wir viel arbeiten, ständig konzentriert sein müssen und wenig schlafen können. Auf der Suche nach dieser Renaissance suche ich wiederum jemanden, der voll im Berufsleben steht und seine alltägliche Leistung durch oder mithilfe von Speed abruft.
22:42
Der TV-Beitrag will Speed nicht verteufeln, in Klammern Polylux sendet auch des öfteren Beiträge über Drogen, zuletzt Drugchecking. Speed natürlich aber auch nicht über den grünen Klee loben. Falls ihr euch angesprochen fühlt und euch in der kurzen Beschreibung wiederfindet, würde ich mich über ein Feedback freuen. Das ist insofern ein ziemlich beispielhafter Vorgang, der so einen gewissen Style von Polylux illustriert,
23:03
die nämlich immer wieder aufgefallen sind, dass sie auf der Suche nach Protagonisten ihre Geschichte, die sie senden wollen, eigentlich schon komplett fertig haben und dann auf die Suche gehen nach Leuten, die ihnen genau das, eben diese vorgefertigten Aussagen, noch in die Kamera ventilieren. Dieses nicht näher benannte Forum erlebt das nicht zum ersten Mal,
23:24
deswegen ist der Sturm der Entrüstung auch relativ groß. 65 Einträge später meldet sich dann ein findiger User, dem da offensichtlich eine schelmische Idee gekommen ist und schreibt, ja lass dich von dem Mob hier mal nicht verrückt machen, ich mach dir gerne einen Interviewpartner, klar, mail mir einfach. Das ist die Geburtsstunde des Kommandos Tito von Hardenberg.
23:47
Da findet sich eine Gruppe von Menschen zusammen, um diese unwiderstehliche Einladung anzunehmen. Es werden zwei Figuren mit ziemlich absurden Storys erfunden, nämlich einmal ein Speeddealer, der es sich zum Ziel gemacht hat, mit der massenhaften Verbreitung von billigem Amphetamin
24:00
die Leistungsfähigkeit der Gesellschaft nach vorne zu bringen, selber aber nur Kokain konsumiert, und zum anderen ein arbeitsloser Musiker mit Gewichtsproblemen, der mit der Appetit zügelnden Komponente von Amphetaminen gerne sein Idealgewicht erreichen möchte. Diese Figuren melden sich in der Redaktion und offerieren ihre Teilnahme.
24:23
Die Redaktion ist total begeistert, macht erst mal Telefoninterviews mit denen und verabredet sich dann zu richtigen Interviews mit denen. Eine Woche später läuft dann zur besten Sendezeit in der ARD folgender Beitrag.
24:41
Eine Art Kokain für Arme, ein Aufputschmittel ohne Glücksflash, das lediglich hilft beim Tanzmarathon durchzuhalten. Für den Alltag vollkommen ungeeignet würde man denken, denn wer geht schon gerne mit Herzrasen, Schweißausbrüchen und Angstzuständen ins Büro. Trotzdem hat sich Speed zur Alltagsdroge von Workaholics entwickelt.
25:01
Menschen, die viel arbeiten und lange durchhalten müssen, aber nicht über das Einkommen eines Hedgefonds-Managers verfügen. Immer schlank, immer fit und leistungsbereit, das will auch Tim wieder sein. Der Musiker wiegt 170 Kilo und ist seit zwei Jahren arbeitslos. Genau deshalb, glaubt er.
25:21
Um sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren, will er sein Hungergefühl endgültig ausschalten. Seit sechs Wochen ist er auf Diät und auf Speed. Wenn du dieses Medikament nimmst und auf einmal ist dein Hunger weg und du gleichzeitig aber so ein bisschen im Hinterkopf hast, dass das, was du nimmst, nicht ohne ist und dass du auf ein paar Sachen achten musst
25:41
und zumindest Vitamine und Eiweiß zu dir nehmen musst und vielleicht noch eine Mineralientablette nebenher oder so, damit du nicht völlig dehydrierst und körperlich abkackst, dann kann man so ein Medikament für eine bestimmte Zeit auch nehmen. Und so sehe ich das für mich. Das Medikament, das nehme ich eine bestimmte Zeit.
26:02
Zehn Kilo hat Tim durch die Droge abgenommen. 70 weitere sollen folgen. Das wäre dann etwa ein Jahr auf Speed. Vier bis sechs Lines am Tag. Richtige Mahlzeiten ist er nicht mehr. Zum Frühstück gibt es einen Apfel, am Nachmittag ein bisschen Joghurt. Nur mit Speed glaubt er seinen Körper wieder zu beherrschen.
26:25
Wenn ich das selber nicht in den Griff kriege, dann habe ich halt das Gefühl, ich muss dieses Werkzeug benutzen. Auf der anderen Seite ist natürlich auch nicht vom Tisch zu wischen, dass es dieses gesellschaftliche Idealbild von schlank, sportlich, leistungsbereit, sonst wie gibt,
26:41
dem ich offensichtlich mit meiner polenwilligen Kraft alleine nicht entsprechen kann. Speed als letzte Hoffnung auf soziale Anerkennung. Der Beginn einer Gesellschaft auf Droge? Ja, hier also ein Beispiel für die typische Berichterstattung von Polilux.
27:03
Zeitgleich zur Ausstrahlung dieses Beitrags geht dann eine Pressemitteilung des Kommandos an die gesamte erste Liga der überregionalen deutschen Presseorgane, wo unter anderem auf den eklatanten Recherchemangel hingewiesen wird und angeprangert wird, wie erschreckend einfach es ist, selbstgewählte Inhalte in Massenmedien zu platzieren.
27:22
Selbstgewählt in diesem Falle nicht so sehr darum, dass es darum geht, Speed als Alltagsdroge da zu präsentieren, denn das war ja schon die Idee der Redaktion selber. Der Protagonist hatte zum Beispiel die Möglichkeit, in diesem Interview eben auch auf so Sachen wie Schönheitswahn, Schlankheitswahn und sowas zurückzukommen. Diese Pressemitteilung geht dann also raus
27:42
und am nächsten Morgen kommt erst mal noch ein Bekennervideo des Kommandos. Wir haben heute am 10. April 2008 das öffentlich-rechtliche Musik- und Drogenformat Polylux angegriffen.
28:04
Unser Angriff auf den Polybaren-Idealen-Konflikt soll unsere grundlegende Opposition ausdrücken gegen Praktikantenausbruchung und schlechte Sterne bewahren. Unsere Idee geht allgemein gegen den Staatkapital und die ganze Altere Kacke. Einem unserer Gewöhnung ist es gelungen, im Herbst der Welt hier vorzudringen
28:23
und nicht nur das Format der Sendung einer Dosung zu führen, sondern auch die von Frau Hasenberg ausgelogen 50-Euro-Aufwalt-Beschwingung der Lehre-Unterlehrern zu führen. Wir wollen die Abschaffung von Ausbeutung und Unterdrückung. Mehr Klang, weniger Sucht.
28:41
Unseren 30. Monatsverhaltung und die Schissabweichungspilopsie von Bangladesh. Die Welt aus dem Springer-Verlag mockiert sich in diesem Falle im Übrigen über das geschmacklose Bekennervideo im Stil der islamistischen Attentäter.
29:05
Am nächsten Morgen ist dann das extra eingerichtete Postfach des Kommandos voll. Die Prankster geben Telefon-Interviews im Minutentakt. Spiegel, FAZ, Süddeutsche, Frankfurter Rundschau auf Fokus, Taz etc. Die stehen alle auf der Matte und wollen mit den Leuten reden. Das darauffolgende Rauschen im Blätterwald
29:21
übersteigt auf jeden Fall die kühnsten Erwartungen der Aktivisten, habe ich mir sagen lassen. Bis zu österreichischen und schweizer Publikationen reicht da der mediale Aufschrei. Es überwiegt eine gewisse Häme. Und nur sehr selten wird die Solidarität mit den verschaukelten Kollegen auch mal geübt. In der Blogosphäre entfacht sich ziemlich schnell eine große Diskussion über schlechte Recherche und Verantwortung von Journalisten.
29:42
Stichwort Sorgfaltspflicht. Polilux als Magazin mit selbst behaupteter Web 2.0-Affinität löscht diesen Beitrag sofort aus seiner Mediathek und unternimmt danach klickliche Versuche, die immer wieder hochgeladenen Mitschnitte bei YouTube und MySpace-Video entfernen zu lassen. Es ist ein ziemlich aussichtslose Kampf gewesen.
30:00
In ihrer Community schlagen die Wellen da ziemlich hoch. Ihre User sind ziemlich empört. Es fällt ihnen auf die Füße. Und da kommen halt so Zensurvorwürfe. Der Pressesprecher vom RBB gibt ein Interview und behauptet, der Protagonist hätte während des Interviews gekochst. Häppchenweise wird auch der Klarname des Protagonisten lanciert.
30:22
Die Spitze der Empörung ist ein Statement des Medienmagazins der Gesellschaft Verdi. Die legt da der Redaktion des RBB nahe doch irgendwie stramm, gegen die Täter vorzugehen, auch rechtlich. In der nächsten Folge von Polilux, eine Woche später, wird diese ganze Sache dann nochmal wieder aufgenommen.
30:42
Polilux macht einen Bericht über Medienguerilla, nimmt dieses Beispiel der Yes-Men als Gegenstand und thematisiert das. Selbstkritik, was die Sache, die ihnen selbst widerfahren ist, kommt da eigentlich gar nicht vor als Fehlanzeige. Der Tenor ist eher so, warum eigentlich wir?
31:01
Das wäre so ungerecht. Sie haben auf jeden Fall was davon gehabt, nämlich eine deutlich gestiegene Einschaltquote. Das Kommando veröffentlicht daraufhin nochmal eine Pressemitteilung und entlarvt Polilux so ein bisschen als Wiederholungstäter. Zeigt halt, dass auch zu anderen Themen immer wieder in Foren
31:20
mit genau demselben Stil nach Protagonisten gesucht wurde. Also Menschen ohne Beziehungserfahrung, Menschen mit Mehrfachbeziehungen, World of Warcraft-Süchtige, Menschen, die sich Gliedmaßen abtrennen usw. usf. Und immer der gleiche Text, da könnte man schön nachgucken.
31:52
Kommen wir zum nächsten Fallbeispiel, die Frau ist wahrscheinlich hinreichend bekannt, das ist Frau Steinbach. Da gab es ja den Streit um die Bundesstiftung Fluchtvertreibung und Versöhnung.
32:05
Der Grundkonstellation ist, diese Stiftung ist sehr auf das 20. Jahrhundert konzentriert und sehr auf die deutschen Opfer von Flucht- und Vertreibung. Und umstritten war natürlich, dass die Rechtsabbiegerin Steinbach in diesen Stiftungsrat will, vor allem in Polen war das sehr umstritten.
32:23
Und es gibt dazu einen Hack des Zentrums für politische Schönheit. Das sind die, die Merkel und Steinmeier auf Ebay verkauft haben. Das Zentrum für politische Schönheit hat dann eine Webseite aufgemacht, stiftungfluchtvertreibung.de oder so hieß sie,
32:41
mit einer Mailadresse und danach eine Pressemitteilung rausgehauen, in der stand, dass der Stiftungsrat nun anders, man wolle sich öffnen und der Stiftungsrat auch mit Menschen mit aktuellen Migrations- und Flüchtlingshintergrund geöffnet wird. Und Köhler ist da mit einem Statement drin, dass die Stiftung dürfen nicht zu einem Schaustück der Ignoranz verkommen.
33:03
Das würde der Mensch nicht sagen, die DPA hat es geglaubt. Die DPA hat dazu, die haben in letzter Zeit öfter so Sachen, wo sie drauf reinfallen, eine einfache Denigabfrage hätte um ihn gereicht in dem Fall, das zu entlarven.
33:20
Ja, die Pressemitteilung, die echte Stiftung dementiert die Sache, aber das Thema ist auf jeden Fall auf der Tagesordnung kurz. Also hier steht DPA-Titel der damals Stiftung Willeinfluss von Vertriebenen Schmälern. Vielleicht noch was zum Zentrum für politische Schönheit. Die haben nämlich ein ganz interessantes Konzept, was sie jetzt anfangen. Sie wollen so eine Art Yes Man für Menschenrechte werden.
33:42
Und die Idee ist eigentlich, eine neuartige Menschenrechtsorganisation aufzubauen, die mit Medienhacks Aufmerksamkeit für vergessene Konflikte, Völkermorde und Menschenrechtsverletzungen erzeugt. Das heißt, es gibt ein Medienhack zu einem Thema, was ich in irgendeinem Land, und sie wollen davor mit klassischen NGOs zusammenarbeiten, die eben dort aktiv sind,
34:03
die informieren und die wissen dann am so und sovielten, können wir mit unseren Themen das nachfüttern, wenn die Aufmerksamkeit da ist. Dafür wird ein Unterstützer gesucht. Also wenn ihr da Lust habt, meldet euch einfach beim Zentrum für politische Schönheit. Der nächste Teil unseres Vortrags dreht sich so ein bisschen um selber machen. Da würden wir gerne auch noch so ein bisschen eine Anleitung geben.
34:25
Es gibt im Bereich der Mediengrill ja eigentlich vorwiegend zwei Spielweisen. Entweder man bekommt den Ball hingelegt, wie bei dem Beispiel Polylux ganz gut gesehen, oder man sucht sich selber einen erfolgversprechenden Schusswinkel, platziert den Ball und nimmt Anlauf.
34:42
Es gibt da keine Patentrezepte. Oftmals entstehen die Ideen auch so ein bisschen aus einer Schnapslaune heraus oder so. Es gibt allerdings, wie wir bei den Yes Man gesehen haben, zum Teil auch Aktionen, die von ganz langer Hand geplant sind, die mehr monatige Vorbereitungszeit erfordern und auch etwas höheren finanziellen Einsatz. Wichtig dabei ist, dass man sich so ein bisschen mit den Wirkungs- und Funktionsweisen von Medien auskennt oder beschäftigt.
35:03
Auch das Prinzip der kulturellen Grammatik mal reflektiert und sich überlegt, wie eigentlich PR-Effekte an sich so funktionieren. Brainstormen ist dann angesagt, sich zu überlegen, wo man ansetzen könnte. Was sehr hilfreich ist, wenn man subversive PR-Menschen kennt, Werbefritzen oder auch Leute mit Kontakten in die Blogosphäre oder eben gut sortierte Presseverteiler.
35:28
Beliebte Ziele sind zum Beispiel Firmen mit schlechtem Leumund, also Umweltsünder, Waffenproduzenten dergleichen, Firmen mit schlechter Pressearbeit, weil man da eher auch mal eine Nische findet, um da reinzugrätschen,
35:40
Medien, die schlecht recherchieren. Prinzipiell lässt sich eigentlich jedes Medium hereinlegen, wenn man nur die richtige Strategie sich dafür ausdenkt. Kommen wir zum Teil mitmachen. Also wenn hier Leute sind, die Lust haben, was zu machen, was wir immer ganz gut gebrauchen könnten, wären ganze Farmen, gut gefälschte Identitäten auf Facebook,
36:00
reale und falsche erfundene Personen, mit vielen Freunden möglichst gut vernetzt und einem realistischen Profil. Also dann müsst ihr gucken, dass es möglichst realistisch ist. Auch gut sind Fakeblogs aller Art und erfundene Webseiten. Also es geht darum, dass man mehr Feuer entfachen kann. Was wir auch brauchen können, sind kreative und gewitzte Menschen mit IT-Skills.
36:23
Also Hacker, PR-Skills, Blogger, Grafiker, Designerinnen, Schauspieler, auch immer ganz wichtig, Journalistendatenbanken, immer gerne her damit, Ideen, revolutionäres Potential. Ihr könnt an du-darfs-de-thedonist-international schreiben. Ich würde jetzt bitten, den Stream auszuschalten,
36:41
weil wir haben noch eine Idee. Genau, jetzt ist Twitter verboten. Genau, jetzt lasst ihr mal eben ganz kurz eure mobilen Geräte aus der Hand. Twittert erstmal nichts, wir haben nämlich jetzt vor...