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ARCH+ features 59: Rechte Räume oder Demokratie auf dem Land?

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ARCH+ features 59: Rechte Räume oder Demokratie auf dem Land?
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Die Aufhebung des Stadt-Land-Gegensatzes bei gleichzeitiger Schrumpfung ländlicher Räume hat politische Konsequenzen: Prinzipien von Eigenverantwortung und Selbstermächtigung erzeugen auch die Gefahr, anschlussfähig für rechtsgerichtete „identitäre“ Bewegungen zu sein. Am Beispiel von Thüringen und anlässlich der ARCH+ Ausgabe Stadtland – Der neue Rurbansimus diskutieren Minister Benjamin-Immanuel Hoff, Kenneth Anders, Burkhardt Kolbmüller und Marta Doehler-Behzadi mit Liane von Billerbeck über die Stärkung demokratischer Strukturen auf dem Land.
AbwasserComputeranimationVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
ArchitekturBauwesenStadtplanungStadtplanerinBesprechung/Interview
Besprechung/Interview
Besprechung/InterviewVorlesung/Konferenz
Ländlicher RaumBesprechung/Interview
Ländlicher RaumHauseigentumWohngebietBesprechung/Interview
Öffentlicher RaumStadtplatzBesprechung/Interview
WohnsiedlungMetropoleOberzentrumRegionBesprechung/Interview
Ländlicher RaumKleinstadtBesprechung/Interview
UmlandMetropoleLaubeLändlicher RaumBesprechung/InterviewVorlesung/Konferenz
Ländlicher RaumBesprechung/Interview
UmlandResidenzBesprechung/Interview
KommunalplanungFreiflächeStadtentwicklungLändlicher RaumVerlorene SchalungVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
RegionBesprechung/Interview
SymbolismusBesprechung/Interview
Ländlicher RaumGebietsreformBesprechung/Interview
Ländlicher RaumRegionBahnhofRaumordnungGebietsreformBesprechung/Interview
Öffentlicher RaumLändlicher RaumBesprechung/Interview
RegionBesprechung/Interview
MauersteinverbandGebietsreformLändlicher RaumKleinstadtBesprechung/Interview
Kurze WegeRegionArchitekturmodellBodenpreisInfrastrukturLändlicher RaumVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
HausImmobiliengeschäftGang <Architektur>Besprechung/Interview
Gang <Architektur>Ländlicher RaumBodenpreisBeer <Familie, Vorarlberg>Besprechung/Interview
RegionGeschoss <Bauwesen>TürHochburg <Burg>Ländlicher RaumImmobiliengeschäftGrundstückskaufKleinstadtLiner <Bauwesen>MetropolregionBesprechung/Interview
TalsperreBesprechung/Interview
RückbauBesprechung/Interview
Ländlicher RaumBesprechung/Interview
Ländlicher RaumFortVorlesung/Konferenz
TürVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
Schloss Fantasie <Donndorf>ArchitekturmodellEntwicklungsplanungBindemittelBesprechung/Interview
BindemittelVerlorene SchalungGebäudeBesprechung/Interview
HausScheuneLändlicher RaumBesprechung/Interview
Ländlicher RaumArchitekturmodellBesprechung/Interview
Ländlicher RaumHausBauenBesprechung/InterviewVorlesung/Konferenz
RezeptionVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
RaumstrukturHausAbbruchRegionVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
RegionBesprechung/Interview
ParkInfrastrukturBesprechung/Interview
Ländlicher RaumHausRegionBesprechung/Interview
HeimatpflegeLändlicher RaumRegionStuckGebietsreformWandBesprechung/InterviewVorlesung/Konferenz
StuckBesprechung/Interview
Transkript: Deutsch(automatisch erzeugt)
Bevor wir beginnen, erstmal das Podium, das ich hier versammeln möchte. Kommen Sie doch einfach mal nach vorne.
Bitteschön. Ja, mein Name ist Liane von Billerbeck, ist schon gesagt worden. Nur, dass Sie sich nicht wundern, dass hier eine, danke schön, eine Berlinerin auch noch auf dem Podium steht. Ich habe durchaus enge Beziehungen zu Thüringen, habe, als ich bei der Zeit war, das Öfteren über Thüringen geschrieben, über die Abwasserproblematik, über den Massenmord im
Gutenberg-Gymnasium, über den Rücktritt eines Innenministers, über den Thüringen-Monitor. Also außerdem kommt auch ein Teil meiner Familie von hierher, von daher sind meine Beziehungen relativ eng. Das Podium ist gemischt zwei Naumburger, zwei Berliner. Ja, ich habe nachgeguckt, ich hoffe ich irr mich nicht. Das ist also, wie
der Minister eben im Vorgespräch sagte, ein deutliches Zeichen dafür, dass Thüringen ein Zuwanderungsland ist. Also fangen wir mit der Vorstellung an. Frau Marta Döla-Besadi, haben Sie schon kennengelernt, steht neben mir, hat an der Hochschule für Architektur und Bauwesen in Weimar Stadtplanung studiert, also das, was heute die Bauhausuni ist.
Sie war Stadtplanerin in Leipzig bei der Stadt, hat dann freiberuflich gearbeitet, ein Büro für urban, in einem Büro für urbane Projekte, dann sieben Jahre im Bundesbauministerium und seit 2014 ist sie die Geschäftsführerin der IBA Thüringen. Neben ihr, der größte in der Runde, kennet Anders, Kulturwissenschaftler, hat Soziologie, Philosophie studiert, als freier Journalist gearbeitet.
Ich erinnere mich noch an eine Ausstellung, die er mal mitgestaltet hat. Das war sein Einstieg in das Thema Landschaft, nämlich eine Ausstellung über die Entstehung der Naturschutzäule in Bad Rheinwalde. Er hat seit 2004 zusammen mit einem Kollegen ein Büro für Landschaftskommunikation gegründet
und ist seit zwei Jahren, nee seit 2016, Mitglied des Fachbeirats der IBA Thüringen. Neben ihm steht Burkhard Kolkmüller, er ist sozusagen derjenige, der direkt vom Land kommt, jetzt. Kulturwissenschaftler hat den Kulturnaturhof Bechtett e.V., also wer es nicht weiß,
im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, er lebt dort, ist zudem Vorstandsvorsitzender des Thüringer Heimatbundes, sehr aktiv das Schloss Schwarzburg im Schwarzer Tal als Denkort der Demokratie auszubauen und ist auch aktiv in der Zukunftswerkstatt Schwarzer Tal seit kürzem e.V.
und seit 2014 IBA-Kandidat mit dem Thema resilientes Schwarzer Tal. Und ganz außen der Minister Benjamin Emmanuel Hoff, Sozialwissenschaftler, seit 2014 ist er Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten-Chef der Staatskanzlei in Thüringen. Und weil das noch nicht reicht, zudem auch noch amtierender Bildungsminister des Freistaats, Mitglied
Die Linke in der kulturpolitischen Gesellschaft und außerdem Honorarprofessor an der Berliner Alice Salomon Hochschule. Das also das Podium. Anlass für das Thema, Grund braucht man dafür eigentlich nicht, weil es gibt genug darüber zu reden,
ist auch ein Interview, das in der erwähnten und eben ja schon ausführlich vorgestellten Ausgabe von Archplus abgedruckt ist. Ein Gespräch, das unter anderem Marta De La Vezadi geführt hat, mit dem Minister Hoff und mit Annette Kahane von der Amadeo Antonio Stiftung. Und da ging es eben genau um die Frage, ob das Land völkischer tickt als die Stadt, was man tun kann, wie die Verhältnisse sind.
Darüber wollen wir dann reden, aber bevor wir in die Gegenwart zurückkehren, möchte ich mal einen Blick in die Zukunft werfen.
Denn wenn man Visionen hat, wenn man sich überlegt, wie es werden soll, muss man sich das ja mal vorstellen. Und deshalb geht an meine Diskutanten, an alle die Frage, wie stellen Sie sich das Stadt-Land-Verhältnis in der Zukunft vor? Also wenn wir eine Generation 20, 30 Jahre vielleicht nach vorne blicken, welche Visionen verbinden Sie damit?
In welchem Land wollen Sie leben? Herr Kolbmüller, fangen Sie doch mal an. Vielleicht leben Sie ja schon so. Ich lebe ja auf dem Land. Ich lebe da freiwillig seit langer Zeit und möchte auch nie weg. Ich hoffe, dass ich in 20 Jahren dort auch noch lebe und ich kann Sie auch beruhigen. Also aus meiner Sicht ist das Land nicht dabei, die Stadt zu belagern.
Also das habe ich mit Interesse zur Kenntnis genommen, aber da sind mir keine Beispiele bekannt. Ich würde mir drei Dinge wünschen. Zum einen, dass der ländliche Raum vielfältig, kleinteilig und divers bleibt bzw. wird.
Ganz unterschiedliche Leute da wohnen und ganz unterschiedliche Dinge da tun. Ich würde mir dazu zweitens viele neue Dörfler wünschen, also vielleicht auch den einen oder anderen von Ihnen, die jetzt nicht nur am Sonntag mal über die Dörfer wandern gehen und staunen, was sich da tut, sondern vielleicht zeitweise oder für immer auch dort wohnen. Dazu gibt es zumindest einige Hoffnungsschimmer.
Und drittens würde ich mir vor allen Dingen eine andere Landwirtschaft wünschen. Also eine anderes Verhältnis zum Boden. Kleinteiliger, solidarischer, auch mit den Stadtbewohnern, ökologischer. Ich glaube, das würde auch viel ändern, insgesamt auch in unserer Lebensweise.
Und eine Vision hätte ich noch, dass der ländliche Raum Chefsache wird, was er derzeit nicht ist. Ich gucke auf Herrn Hof, er weiß, dass ich das sagen muss. Aber das ist natürlich auch ein Thema, was für den Bund, für die EU und viele andere Politikbereiche gilt.
Und zwar nicht nur in den Landwirtschaftsministerium, auch im Bildungsministerium, Sozialministerium und in anderen politischen Strukturen. Ich glaube, das führt uns dann schon auch dahin, was man tun könnte, um dieses Thema, was da links plakatiert ist, so ein bisschen anzugehen. Ich kenne es anders, Sie leben auch auf dem Land, wenn auch nicht in Thüringen, sondern in Brandenburg, im Oderbruch.
Wie stellen Sie sich das Verhältnis Stadt-Land in einer Generation vor? Die Frage kann ich eigentlich nur von den strengsten oder schwerwiegendsten Herausforderungen ausgehend beantworten, die ich im Moment sehe. Also was ich sehe, ist ganz stark eine enorme Eigentumskonzentration an Grund und Boden,
die einhergeht mit einer sehr starken Segregation der ländlichen Räume überhaupt. Das heißt, wir haben Agraräume, wir haben Tourismusgebiete, die in immer stärkerem Maße vom Tourismus leben. Wir haben Wohngebiete, Logistikgebiete, also es differenziert sich aus.
Der erste Akteur, der erste große Akteur, der mit diesem Prinzip begonnen hat, war der Naturschutz. Andere Nutzungen radikal auszuschließen und Bergbau und Militär. Das waren die ersten drei, die gesagt haben, hier darf nichts stattfinden außer dem, was wir tun. Und wenn diese Entwicklung weiter ginge, heißt das natürlich auch, dass die Räume sich entdemokratisieren, dass sie nicht mehr als offene Räume für Staatsbürger jederzeit betretbar vorhanden sind.
Und dass das, was wir in den Städten bekämpfen, nämlich eine Schließung öffentlicher Plätze, öffentlicher Räume, in denen Demokratie erlebt und gelebt werden kann, auf dem Land spiegelbildlich auch stattfindet durch diese Segregation. Befeuert worden ist das Ganze durch einen Demografie-Diskurs, der gesagt hat, wunderbar,
dann sollen die Leute endlich da wegziehen, dann ist da Ruhe, dann ist Wildnis oder was auch immer. Ist uns egal. Und das hat diesen Prozess nochmal sehr angeheizt, weil er eine sehr undifferenzierte Sichtweise auf diese Räume gefördert hat. Und jetzt zu der Frage, was wünsche ich mir, meine Eindruck ist schon, dass sich etwas geändert hat im Umgang mit diesen Räumen, im Sprechen über diese Räume,
dass der Demografie-Diskurs dieses abfällige, diese Wegwerf-Mentalität, die noch vor wenigen Jahren die Debatte bestimmt hat, langsam ändert. Dass auch klar ist, dass dort ganz normale Menschen leben, so wie du und ich. Also, dass das keine anderen Menschen sind anderer Sorte oder irgendwie was,
dass das eigentlich alles Quatsch ist. Und deswegen wäre meine Hoffnung, dass es gelingt, eine Neu-Aneignung dieser Räume zu fördern. Ich glaube allerdings, es ist nicht damit getan, dass Menschen in die Dörfer ziehen, sondern sie müssen auch Flächenverfügbarkeit wieder haben, denn nur dann wird das, was in Siedlungen stattfindet, auch räumlich.
Herr Minister Hoff, Sie sind ja schon mal kurz angesprochen worden. Welche Visionen haben Sie denn für die Zukunft von Stadt, Land und für deren Verhältnis? Zunächst hätte ich eine Bitte, dass Sie mit diesem Minister aufhören. Herr Hoff reicht vielleicht aus. Einmal. Okay. Ich bin ja, also in welchem Land will ich wohnen?
Ich meine, ich bin aus knapp 40 Jahren in Berlin gelebt, ich bin dann nach Thüringen gezogen, meine Familie lebt in Berlin. Das heißt, ich lebe quasi zwischen zwei unterschiedlichen Räumen. Der Stadt Berlin, die wir im bundesdeutschen Kontext gerne als Metropole bezeichnen.
Als ich in Berlin Staatssekretär für Umwelt war, hatten wir häufig chinesische Delegationen da. Wenn wir denen sagten, die sind die größte Stadt in Deutschland, 3,5 Millionen Einwohner, guckten die uns immer an und dachten sich so, ein regionales Oberzentrum. So, das ist ja eine ganz andere Vorstellung von dem, was Räume sind. Und gleichzeitig diskutieren wir eben auch,
vielleicht kommen wir da heute an dem einen oder anderen Punkt drauf, in dem Interview, was wir in der ARCH Plus haben, hat das ja auch eine Rolle gespielt. Was für ein Verständnis von Raum von Thüringen haben wir eigentlich? Also da wird ja von einer Städtekette gesprochen und ansonsten von ländlichem Raum. Der ländliche Raum, der da aber apostrophiert wird, ist eigentlich ein Netzwerk von kleinen und Mittelstädten
und wie die eigentlich miteinander interagieren. Und gleichzeitig glaube ich, dass dieses Netzwerk, was wir da in Städten haben, als solches nicht erkannt wird und deshalb auch nicht fruchtbar ist. Insofern ist dieser Begriff von Stadt-Land hier aus meiner Sicht einer, der vor allem durch die IBA zu einem besseren Verständnis von dem Raum,
den wir in Thüringen haben, führen könnte und dadurch auch zu der Frage, wie verhalten sich eigentlich ländlich geprägte Kleinstädte, die über die gleichen demografischen Probleme, wie der sie umgebende tatsächlich rural ländliche Raum ist, miteinander,
sich aufeinander beziehen. Und das ist natürlich bei den Themen, die wir diskutieren, jetzt auch in dem, was ich gerade Ressortmäßig mache, bezogen auf Schulnetzplan und Bildungsentwicklung und so weiter, ein ganz wichtiger Punkt. Ich will an einer Stelle einen Widerspruch, muss ich gleich an der Stelle machen, weil es hier angesprochen worden ist. Ich stimme Ihnen zu, was die Verwertungsräume betrifft, die Sie angesprochen haben,
sage aber auch, wenn wir jetzt mal anschauen, die Militärflächen sind enorm zurückgegangen, die Bergbauflächen sind enorm zurückgegangen, jetzt die Naturschutzflächen haben in gewissem Maße zugenommen. Das heißt also, das Problem, das Sie beschrieben haben, ist ja zumindest eins, das durch zwei externe Ereignisse,
nämlich den Bedeutungsrückgang von Militärflächen und die, sagen wir mal, die absolute Schrumpfung der Bedeutung des Bergbaus. Eine völlig andere Frage, wie werden diese Räume eigentlich nachgenutzt, und wie läuft Konversion in diesen Flächen? Und das ist natürlich insbesondere im nordthüringer Raum ein ganz wichtiges Thema.
Und wir haben eine Riesenfläche hinzubekommen, das ist das sogenannte Grüne Band. Die Umweltministerin hier in Thüringen hat verfolgt als einer der engagiertesten, glaube ich auch im bundesweiten Kontext, dieses Projekt. Daraus einen Raum zu machen, der sowohl Naturschutz ist, gleichzeitig aber ein Lebenserfahrungsraum ist,
historisch als diese Trennung der beiden deutschen Staaten. Das, glaube ich, könnten wir nachher nochmal diskutieren. Ich will aber auf einen Punkt hinweisen, das, was wir alles, was wir bisher, obwohl Sie ein, ein, zwei Stellen, mal so einen kleinen Blick nach China geworfen haben, was wir hier diskutieren und da Raumbegriffen, lässt völlig außer Acht, dass wir über einen deutschen Raumbegriff reden.
Möglicherweise noch europäischen Raumbegriff. Aber das, was Metropolen, was Verstädterung, also das Wuchern von Städten in den ländlichen Raum, das ist ja die absolute Umkehrung dessen, was quasi die Belagerung der Städte betrifft, sondern es ist das Auffressen des die Städte umgebenden Raums durch Wachstumsprozesse, die über die Metropolen hinaus zu Megacities führen.
Und diese Fragestellung beschäftigt natürlich in Asien, Afrika die, die, die raumpolitische Diskussion mehr als das, was wir hier diskutieren. Und wenn ein früherer Wirtschaftsminister aus Erfurt, Weimar,
Jera, Jena mal eine Metropolenkette machen wollte, dann zeigt das, glaube ich, den problematischen Begriff, den wir auch zurzeit hier in unserem eigenen Raumbegriff in der Diskussion möglicher machen. Und jetzt nochmal die Frage nach, nach Ihren Visionen, nach Ihren Vorstellungen von... Ehrlich gesagt, ich bin ja mit den Visionen gemeinhin sparsam, das trägt mir in meiner Partei immer viele Kritik ein.
Sagen wir Vorstellungen. Ja, das Problem ist, konnten wir uns vor 20 Jahren, das ist der Zeitraum, den Sie genannt haben, diesen Prozess der Kommunikationsveränderung durch Digitalisierung etc. vorstellen und was das für auch Entgrenzung von Raumverständnis gehabt hat. Wenn wir davon ausgehen, dass Sie 20 Jahre gesagt haben,
wir haben das in Generationenbegriff gemacht, was das an Innovationsgeschwindigkeiten bis zum nächsten Umschlag macht, dann fällt es mir unter diesem Gesichtspunkt schwer, mir das aus heutiger Sicht vorzustellen. Ich sage aber, wahrscheinlich ist meine Vorstellung von dem, wie sich das Stadt-Land-Verhältnis entwickelt,
eins, indem die Räume sich tatsächlich noch viel, viel stärker entgrenzen, was Arbeit, Kommunikation betrifft. Und dadurch wird sich auch das lebensweltliche Verständnis umkehren und die Romantisierung des ländlichen Raums zunehmen. Frau Döda-Besadi, wie sehen Sie das?
Wie stellen Sie sich das vor, wie sich das Verhältnis von Stadt und Land verändert? Ja, also wir merken schon in der Diskussion, dass es ein bisschen, wenn wir in die Zukunft schauen, auseinandergeht zwischen den Entwicklungen, die wir heute beobachten und die man so szenarienartig in die Zukunft fortsetzt, was man sich wünscht und was vielleicht dann auch wirklich eintritt.
Ich sage jetzt mal, was ich mir vorstelle und was ich mir auch wünsche. Ich wünsche mir in Bezug auf dieses Land und diesen sehr ländlich geprägten Raum in Thüringen mit den vielen Städten, die dazugehören, dass es sich schon immer noch sehr ähnlich ist. Das stelle ich mir sogar als wahrscheinlich vor,
dass es sich nicht so sehr stark verändern wird in seinen Strukturen schon mal gleich gar nicht, aber auch in seinem Erscheinungsbild. Ich wünsche mir, dass dem zugrunde liegt eine, ich sage mal, entweder geschriebene Konvention Thüringen, wo Stadt und Land eine Form finden, miteinander zu arbeiten und zu existieren
oder auch so eine Art Stadt-Land-Gesellschaftsvertrag, also einfach eine Praxis, die man nicht aufgeschrieben hat. Das wäre etwas Schönes. Und das bedeutet, dass die Städte ihrerseits, gerade auch diese Residenzstädte, die wir ja überall haben, die ihre Identität immer aus dem Inneren ziehen,
also immer nach innen gucken, um sich selbst zu erklären, auch mal nach außen schauen, in die Umgebung schauen und das zu einem Prinzip der gegenseitigen Verantwortungsübernahme auch machen. Das wäre eine Vision, die ich habe und sie geht einher mit einer Vorstellung von Landschaften, die sowohl in den Städten, aber auch am Rande der Städte
und auch der Dörfer ausgreifender sind, also die verzahnter sind. Ich weiß, dass das unter Stadtplanern durchaus nicht einen Konsens hat. Wir reden immer noch von der kompakten Stadt als dem Idealbild unserer Stadtentwicklung, die europäische Stadt muss das sein. Aber ich glaube schon, dass Freiräume in die Landschaft hinein,
egal wie sie genutzt werden, ein neues verbindendes Glied sein können und sie werden vermutlich auch in einer anderen Art und Weise gestaltet als der schöne Landschaftspark in Weimar oder wie wir ihn in verschiedenen Städten kennen. Also es wird ganz neue Formen von Landschaften geben. Das ist meine Vision und mein Wunsch.
Nun ist ja ein Thema, also unser Thema heute lautet ja rechte Räume oder Demokratie auf dem Land und in dem erwähnten Interview zwischen Herrn Hoff und Anitta Kahane, da ging es ja unter anderem um die Frage, wie anders der ländliche, der gekleinstädtische Raum tickt,
wie anders die Leute dort denken, ticken, ob sie anfälliger sind für völkische Lebensentwürfe, denn das ist ja die Überschrift unserer Diskussion heute. Und Anitta Kahane hat das dann zwar noch etwas erklärt, aber sagte erst mal, ja, das seien sie. Das hätte unter anderem damit zu tun, dass Heimat im ländlichen Raum etwas anderes ist.
Wie sehen Sie das? Wie haben Sie das hier alle vier erlebt in Ihrer Arbeit? Wie schätzen Sie das allen in Ihrem Leben? Wer möchte beginnen? In Deutschland ein relativ kontaminiertes Wort.
Also gleichzeitig glaube ich, man kann es auch total nüchtern gebrauchen. Wir haben gerade in städtischen Kontexten wird häufig gesagt, naja, Heimat ist für mich eigentlich gar nicht relevant. Das ist ein Geruch aus der Kindheit, was mich erinnert. Ich würde sagen, wenn wir Heimat noch mit Lokalität oder Räumlichkeit verbinden,
dann sind es Räume, die ich mir habe aneignen können. Und das ist eine Disposition, die kann ich mitnehmen. Das heißt, wenn ich einmal die Fähigkeit erlangt habe, mich auf eine bestimmte Region, auf einen Raum, auf einen Ort, auf einen Nachbarn und so weiter einzulassen, bin ich auch in der Lage, das anderen Orts wieder zu tun. Nur nicht beliebig oft im Leben, würde ich sagen.
Also das kann sich ein paar Mal ändern, aber die Prozesse sind einfach zu langsam, als dass ich sagen kann, ich kann das jedes Jahr wiederholen. Und wenn ich sage, Heimat ist gelingend angeeigneter Raum, dann ist das gar nicht so etwas, wo ich jetzt so viele Bedeutungen hineinlegen würde und sagen würde, gerade bei der Landbevölkerung, die ich kenne,
kann man das nämlich auch sehr gut beobachten. Also wenn ich Freunde habe, die mich besuchen, dann sagen sie, das ist so herrliche ist, diese Natürlichkeit und diese grünen Felder und alles. Und eigentlich die Künstlichkeit dessen, was sie um sich haben, gar nicht so vor Augen haben. Während natürlich für die Leute, die dort sind, die brauchen nur den Blick heben. Und das alles, was sie sehen, ist Arbeit.
Also das fängt im eigenen Garten an. Ich sehe, oh ja, diesen Baum müsste ich wieder beschneiden. Dann sehe ich die Schafe, denke sofort, die müssen bald wieder, muss ich den Schafschere anrufen. Und der Landwirt, der noch darüber hinausguckt, der weiß sozusagen alles, was ihn anspricht, ist Arbeit, ist Tun und ist irgendwie ein bewirtschafteter Raum,
der voller Aufgaben steckt und eine ganz starke Agenda hat. Und deswegen kann ich das zumindest für Ost-Brandenburg nicht bestätigen, dass dieser Heimatbegriff irgendwie besonders durch so ein völkisches oder autark geprägtes Gedankengut aufgeladen ist. Dafür sind im Übrigen auch seit Jahrhunderten schon viel zu viele Menschen gekommen und gegangen,
muss man auch sagen. Aber das ist ja nicht überall so. Es gibt ja durchaus auch in Thüringen Räume, die von solchen Leuten sich angeeignet werden. Damit muss man ja umgehen, Herr Kolkmüller. Also ich will das Problem jetzt nicht kleinreden. Mir scheint das in Thüringen gar nicht so ein großes Problem. Zu seinem Sicht ist es nicht ausschließlich ein ländliches Problem.
Insofern ist die Fragestellung vielleicht nicht zielführend. Die Frage ist natürlich, was machen die da? Sind das Dinge, die irgendwie strafrechtlich relevant sind, wenn sie gewalttätig wären oder rechtsradikale, verfassungsfeindliche Symbole zeigen? Da muss man handeln und ansonsten, finde ich,
bis wohin muss man das aushalten? Viel wichtiger ist aber ... Bis wohin muss man das aushalten? Bis es sozusagen strafrechtliche, handgreifliche, was auch immer Konsequenzen gibt. Also wenn jetzt Häuser zuhauf leer stehen und Leute die kaufen und dort sozusagen eine,
wie auch immer, Gemeinschaft gründen, die uns nicht gefällt, ja gut, was soll ich tun? Ich kann natürlich auch Brandsätze hinwerfen und so. Das ist aber ja keine Lösung. Viel wichtiger ist es aber, die andere Seite zu stärken.
Zum einen die Leute, die da sind in den Dörfern. Und zum zweiten auch Leute hinzuziehen, das habe ich vorhin schon gesagt, mittel- und langfristig, die da einen anderen Wind und ein anderes Schwergerichtgewicht reinbringen. Denn ich würde per se auf Ihre Frage nicht sagen, dass die Leute im Dorf jetzt rechtslastiger, völkischer,
die heißen andere Menschen halt. Ich habe ja nur Annetta Kahane zitiert. Ja, würde ich auf keinen Fall so sehen. Wobei natürlich schon nicht unübersehbar ist, also unübersehbar ist, dass von Amerika bis Frankreich, bis Österreich, bis Polen der ländliche Raum
doch sehr rechtskonservativ wählt und Politik prägt. Das macht mir auch Sorge. Die Frage ist, was kann man da tun? Und warum ist das so? Und dieses Gefühl, auch bei meinen Nachbarn sozusagen abgehängt zu sein oder so. Wir haben jetzt viele Diskussionen um die Gebietsreform. Da stehen die dann auf und sagen, ja, das interessiert die überhaupt nicht was.
In Berlin oder in Erfurt, was wir hier machen, das interessiert die überhaupt nicht. Da würde ich gerne aufstehen und sagen, liebe Leute, das ist nicht so. Wir haben eine Bundespolitik, die macht das und das und das für den ländlichen Raum. Und wir haben eine Landespolitik, die macht das und das und das und das für den ländlichen Raum. Kann ich nicht. Ja, weil ich denke, da gibt es wirklich,
da gäbe es viel zu tun. Und wenn dieses Gefühl Raum greift, das interessiert sich keiner für uns, dann haben natürlich Leute, die sagen, okay, wir machen euch den Kindergarten oder sowas wieder oder andere Dinge im sozialen Bereich betreuen. Alterleute, die aber recht das Gedankengut haben, dann haben die es natürlich leicht.
Bei dem Stichwort sich kümmern, wer sich um mich kümmert, dem öffne ich mich erst mal. Ich glaube, Kenneth Anders hat dann auch einen Text dazu geschrieben in der erwähnten ARCH+. Ganz kurz nochmal was dazu sagen. Die Eingangsfrage war ja inwiefern der Heimatbegriff quasi oder also bestimmte Färbungen von Heimatverständnis
dazu beitragen, dass sich solches Gedankengut ausbreitet. Und das habe ich bezweifelt. Die Anfälligkeit dieser Räume überhaupt für so eine Form von Denken, die würde ich jetzt erst mal nicht leugnen. Und zwar aus zwei Gründen. Zum einen ist es die extrem schlechte Qualität der Selbstbeschreibung häufig in diesen Räumen.
Denn gerade Künstler, Intellektuelle widmen sich sehr selten, investieren sehr wenig in die Selbstbeschreibung von solchen Räumen, sodass die Menschen gehalten sind, die Komplexität ihres eigenen Lebens vor Ort selber auch, also kommunikativ zu bewältigen. Und wenn dort nicht investiert wird, weil man von vornherein davon ausgeht, dass das eigentlich nicht interessant ist,
dann ist es natürlich sehr gefährlich, weil dann können Leute mit sehr einfachen Versionen sehr schnell durchkommen. Das ist das eine Problem. Und das andere ist sicherlich die Qualität der Kommunalpolitik, die meines Erachtens in Deutschland sehr unterschiedlich ist. Es gibt zum Teil Regionen mit hervorragenden kommunalpolitischen Akteuren. Und man wird sehen, dort wo die sind,
passiert in dieser Hinsicht auch wenig Beunruhigendes, weil nämlich dementsprechend die Verwaltungen gut arbeiten und streitlos Demokratie wirklich am eigenen Leib erfahren werden kann und auch durchlitten wird, bis in Gemeinderäte und so weiter. Aber dort, wo die Qualität von Kommunalpolitik nachlässt,
dort haben wir diese Gefahr, denn soziale Gemeinschaften oder Gesellschaften, je nachdem sozusagen haben ihre Systemqualität, bilden sie eben sehr, sehr stark auch aus darüber, ob die sozialen Systeme sagen, okay, wir haben hier bestimmte Ressourcen, das können unsere Kindergärten, unsere Schulen sein, das können Verkehrssysteme sein, das kann im Oderburg das Wassersystem sein
oder das kann hier eine historische Baukultur in Thüringen sein. Und wir erkennen das an, dass die wichtig sind für uns und dass wir uns mit denen auseinandersetzen müssen. Und da an der Stelle, glaube ich, denke ich schon, also wenn diese beiden Punkte, Selbstbeschreibung und Kommunalpolitik als Ressourcenhaltung quasi in den ländlichen Räumen selber,
wenn die leiden und schwächer werden, dann wird es tatsächlich so passieren, wie wir das in vielen Räumen, Frankreichs, Englands, Amerikas und Teilen Deutschlands auch erleben. Frau Döla-Besadi, da sind wir bei dem Stichwort gleichwertige Lebensverhältnisse. Das ist ja ein weites Feld,
um den Kollegen Fontane zu zitieren. Ich habe in der ARCH Plus gelesen, in einem Text von dem Raumordnungsbericht des Bundesinstituts für Baustadt und Raumordnung, der schon 2011 festgestellt hat, dass wir nicht mehr in allen Gebieten der Bundesrepublik
genau diese gleichwertigen Lebensverhältnisse gewährleisten können. Die Frage ist ja nur, was gleichwertige Lebensverhältnisse sind. Auch das hat sich ja verändert. Das war in den 60er Jahren was anderes als in den 90ern oder heute. Welche Rolle spielen diese gleichartigen Lebensverhältnisse oder genauer gesagt die nicht gleichartigen Lebensverhältnisse,
die Unterschiede auch für die Anfälligkeit für solch völkische Kümmerer? Also ich weiß gar nicht, ob man unser politisches Konstrukt in Deutschland, diese Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse, wirklich bemühen muss, um das auseinanderzunehmen.
Für mich sind, glaube ich, wichtiger im Moment bestimmte Veränderungen, die im ländlichen Raum deutlicher erlebt wurden in den letzten Jahren und wahrscheinlich in den neuen Bundesländern stärker erlebt wurden als in den alten Bundesländern, die die Leute gemeinhin als Verlusterfahrung beschreiben.
Und diese Erfahrung heißt, also hier war früher eine Schule und einen Bahnhof und eine Einkaufsstätte, waren täglicher Bedarf, wie das so hieß im ländlichen Raum und natürlich ein Kindergarten. Und jetzt hat die Kneipe zugemacht, die Schule ist nicht mehr da, der Bahnhof ist stillgelegt worden oder ist da nur noch ganz selten angefahren.
Und jetzt ist auch der Geldautomat noch zu. Also dieses immer weniger werden, also dieses ständige, Wolfgang Engler hat das Schrumpfen auf der ganzen Linie gemeint, also dieses ständige reproduzieren auf immer kleineren Niveau, dass die Leute erleben und wo sie Zeugnis, also wo sie die Zeugen dessen sind.
Und dann kommt noch die Gebietsreform, jetzt kommt noch der Bürgermeister weg. Das ist so eine Sache, die heutzutage opportun geworden ist, zu erklären mit einem Protest an politische Akteure und zu sagen, ihr da oben, ihr macht das hier nicht mehr für uns.
Also Burkhard Kolmüller beschreibt das ja auch. Du kannst es nicht mehr erklären, wie das eigentlich funktioniert, was da für jemanden gemacht wird. Die realen Verhältnisse sind ja immer noch gut. Wir haben ein total dicht besiedeltes Land. Also innerhalb von wenigen Autominuten, auch mit dem öffentlichen Fahrverkehr, ist jeder, der in Thüringen lebt, irgendwo an einer Kulturstätte,
es ist irgendwo im Krankenhaus. Also er kann alle Chancen ergreifen in dem Bildungssystem. Deswegen finde ich das hier gar nicht so den Punkt. Aber diese Erfahrung, dass es immer weniger wird und dass man sich nicht kümmert, das ist glaube ich etwas, was die Leute, also inzwischen ein ganz starker politischer Topos geworden ist
für alle, die jetzt sagen, so, dann zeigen wir es denen aber mal, selbst wenn es völlig irrational ist und wenn es den Leuten eigentlich sogar gut geht dabei. Das kommt ja noch dazu. Also sie haben Arbeit, es gibt Arbeitsplätze, es sind nicht Orte der erhöhten Arbeitslosigkeit. Sie haben meistens sogar mehr Geld zur Verfügung,
weil sie Eigentum haben. Also es gibt ein wirkliches Auseinanderfallen von diesen Wahrnehmungen und Einschätzungen und eine inzwischen opportun gewordene Haltung. Denen zeigen wir es jetzt mal. Das finde ich wirklich gefährlich. Und das kann sich, das ist dann meine These für den ländlichen Raum,
das kann sich in solchen Gemeinschaften schneller verstärken als in Städten, wo es immer vielfältiger zugeht und wo ja auch die Leute hingehen, die irgendwie ein bisschen anders sind. Also das ist einfach dann in Städten immer vielfältiger und deswegen ist die öffentliche Meinungsbildung der öffentliche Raum
ein anderer als im kleinstädtischen und ländlichen Kontext. Und wenn es dann dazu kommt, dass man zum Zentrum wird, weiß ich nicht, weil jedes Jahr ein Konzert von rechten Bands stattfindet, wo tausende Besucher hinströmen, das ist glaube ich nicht lustig für die, die das nicht gut finden. Also dann fängt das an, wirklich den öffentlichen Raum insgesamt zu demontieren.
Den gibt es dann nicht mehr oder nur noch im Internet, wenn ich wiederum mit meinen Gleichgesinnten mich... Die Frage an Herrn Hofried geht natürlich sofort an Sie, selbst wenn die Lage gar nicht so schlecht ist, wie Frau Döla-Besadi das gerade geschildert hat und trotzdem das Gefühl da ist,
die kümmern sich nicht und jetzt reagiert man auf dieses Gefühl, verhält sich entsprechend. Welche Chance hat denn, welche Möglichkeiten hat denn die Politik aus Erfurt oder aus dem Landkreis oder aus der Kommune da zu reagieren?
Ich sage dazu was und würde dann noch zwei, drei Impressionen noch ansprechen wollen zu den Punkten, die angesprochen worden sind. Auch Widersprüche, also widersprüchliche Entwicklungen, die wir haben. Wir haben im Kulturbereich in zwei Land oder in zwei Regionen insgesamt vier Landkreise, der Landkreis Hildburghausen-Sonneberg im Süden in Thüringen
und die beiden Nordthüringer Landkreise, Kifhäuserkreis und Nordhausen, sogenannte Kulturentwicklungskonzeptionen gemacht. Das begann zunächst erst mal damit, es war ein sehr partizipativer Prozess, dass wir durch die Institutionen gegangen sind und zwar alle, die es da irgendwie vor Ort gibt und gefragt haben,
was sind eigentlich Ansatzpunkte etc., welche Entwicklungstendenzen werden beschrieben, also auch die Visionsfrage, die Sie gestellt haben etc. etc. Und drei, vier Aspekte waren besonders einleuchtend. Das eine der Aspekte war, das knüpft ein bisschen an das, was Sie zur Kommunalpolitik gesagt haben. Ein Begriff, der diese ganze Kulturentwicklungskonzeption geprägt hat, waren die Local Heroes.
Das heißt Akteure, die um sich herum andere Akteure versammeln, die was auf die Beine stellen. Egal in welcher Funktion, ob das ein kurzzeitiges Projekt ist, nur einfach geht es um eine Zwischennutzung oder was ähnliches. Oder die, die seit 35 Jahren und gefühlt ungefähr 500 Jahre ein Chor am Leben erhalten.
Immer wieder versuchen, dass da was kommt usw. usw. Also institutionell angedockt oder einfach freischwebend an einem Projekt. Etwas, was alle beschrieben haben, ist, dass sich das Organisationsverständnis völlig verändert. Also dass jemand in einen Chor geht und dort 25 Jahre bleibt, weil seine Vorstellung ist, ich bleibe halt in diesem Raum.
Das lässt immer mehr nach. Aber damit lässt ein gesamtes Grundverständnis, auf dem eigentlich so wahnsinnig viel aufbaut, nämlich die tragenden gesellschaftlichen Kräfte, Förderstrukturen usw. Das löst sich auf bis hin zu freiwilliger Feuerwehr usw. Es gibt ein viel stärker Projekt orientiert, das an einzelnen Aspekten interessiert ist. Verhältnis und ganz, ganz viel eben auch,
was sich nicht sozialräumlich zusammenfindet, sondern was eben auch über soziale Netzwerke etc. kommuniziert. Aber für diese Räume dort, also eben die ländlichen Räume, die wir sind, ob zum Kleinstädte oder Dorf, ein neues Verständnis von Organisationen, weil die bisherige Organisation ja dazu auch diente,
dass wiederum andere Strukturen wie die Kneipe usw. aufrechterhalten wurden. Wenn die Kommunikation aber dann nicht mehr dort läuft, sondern eigentlich individualisiert über soziale Netzwerke, dass man sich virtuell trifft, dann gehen auch diese Orte von Kommunikation verloren. Und das wurde als eine, wofür niemand was kann, Verlusterfahrung beschrieben und als eine tatsächliche, also wirklich mit Perspektivlosigkeit
und Frustration beschrieben, obwohl die empirische Begleitung sagte, dass die Zahl der Akteure, die sich engagieren, absolut nicht abgenommen hat. Aber durch die völlig veränderte Organisation wird es wahrgenommen, als ob es eigentlich immer weniger wird.
Ein Ansatzpunkt, den wir gemacht haben, war, dass wir wussten, unter diesem Gesichtspunkt muss also in viel kürzeren Abständen Reaktivierung von diesen Kontakten, Netzwerken etc. eine Aufgabe sein, die wir unterstützen müssen. Es ist keine staatliche Aufgabe, aber eine, die wir unterstützen müssen, indem diese Netzwerke vor Ort sind.
Dass die Kultur, also hier der Kulturrat, also die ganzen Kulturverbände in Thüringen gesagt haben, Sie haben mit der Gebietsreform unter einem Gesichtspunkt, wenn eine bestimmte Voraussetzung erfüllt ist, weniger ein Problem. Dass Sie sagen, Gebietskörperschaften zu entwickeln, die von ihrer Struktur her in der Lage sind,
für die Aufrechterhaltung von diesen Kulturnetzwerken, die soziale Netzwerke sind, institutionelle Ansprechpartner, die auch die Zeit für die Pflege dieser Netzwerke haben, zur Verfügung zu stellen. Und das ist ein Beispiel. Ich könnte jetzt ganz, ganz viel aus dem Bildungsbereich sagen, will nur eine einzige Stelle.
Wir haben eine Riesendiskussion über die Frage von kleinen Schulen im ländlichen Raum. Eine Schule von 40 Schülerinnen und Schülern mit zwei Lehrern. Sind die beide krank, fällt der Unterricht komplett aus? Ist Schule geschlossen? Alle rufen Bildungskollaps. Macht man eine solche Schule zu? In einem Ort, wo zwar gerade drei Leute,
also Häuser gekauft haben, aber eben noch mal eher nicht mehr im Familiengründungsalter, sinken die Immobilienpreise sofort ab. Weil dieser Ort dann keine Perspektive hat, wenn diese Schule dort fehlt. Das nennt man ein klassisches Dilemma. Aber hallo.
Aber es gibt auch da Auswege aus diesem Dilemma, weil es um die Organisationsform und das Denken von Schule geht, aber auch um die Bereitschaft. Da sind wir dann bei Infrastruktur, die wiederum zur Verfügung gestellt werden muss, ein Organisationsmodell zu finden, in dem es eben diese zwei Lehrerinnen oder Lehrer an dieser Schule gibt, die sozusagen die Andock-Lehrer sind,
aber es einen Verbund von mehreren, auch kleineren Schulen gibt, in denen aber nach dem Prinzipverfahren wird, kurze Beine, kurze Wege, aber Lehrerinnen und Lehrer für bestimmten Fachunterricht dann eben auch wechseln. Großer Streit mit Gewerkschaften natürlich, weil es in die Arbeitsorganisation, auch in das bisherige Verständnis von Lehrerinnen und Lehrerdasein eingreift.
Und hier müssen dann wiederum in einem partizipativen, das kannst du nicht erzwingen, in einem partizipativen Prozess auch diskutiert werden, wofür sind Akteure vor Ort bereit? Und da müssen wir eins lernen, und das ist das Wichtigste, no one size fits all. Wir finden keine Lösung für Thüringen, sondern jeder Ort oder jede Region ist konkret
und wir müssen regionenspezifische Modelle finden. Das eine ist so eine Verbundschule, das andere ist ein Campusmodell, wie es jetzt im Kiffhäuserkreis entwickelt wurde, wo unterschiedliche Schularten ganz bewusst einen Campus bilden. Oder eben auch sowas, was wir uns da als Bildungsakteurin gerade heiß diskutieren,
ob man so ein Sprengelmodell, wie es in Südtirol lange schon praktiziert wird, für Thüringen übernehmbar ist. Aber jetzt gerate ich zu sehr in eine bildungspolitische Diskussion und das, was ich sonst noch sagen wollte, nehme ich mir beim nächsten Redebeitrag vor. Herr Kolbmüller, Sie sind ja eigentlich der hier auf dem Podium, der für das positive Beispiel steht.
Beschreiben Sie doch mal, wie das im Schwarzer Tal, wie das in Ihrem Dorf, in den Vereinen, in denen Sie aktiv sind, läuft. Wie man das schafft, dass man so eine Gegend, die ja auch durch Leerstand und Wegzug geprägt ist, und Sie wären froh, wenn Leute da hinkämen, Häuser kaufen und die Gegend noch weiter beleben,
wie Sie es trotzdem schaffen, dass Sie sagen, Sie leben da gern und Sie möchten da auch weiter leben. Also eine halbe Stunde so? Nö. Also wir sind eine ganz normale Region. Wir sind insofern auch normal, dass wir das Schwarzer Tal eine sehr dunkelrote Demografieprognose haben, bis 2030 minus 30 bis 35 Prozent.
Das heißt, es sind jetzt schon, ich sage mal das Stichwort Katzhütte, 80 bis 90 von 500 Häusern leer. Und das ist auch kein so schöner Ort mit großen Gartenflächen, dass man jetzt doch sich nicht vorstellen kann,
dass das in größeren Ordnungen wieder gekauft wird. Also da gibt es Probleme und der Niedergang Tourismus dazu. Aber es gibt, und warum das jetzt im Schwarzer Tal so ist und nicht in bestimmten Nachbarregionen, weiß ich auch nicht. Es gibt eine ganze Reihe von Akteuren. Da sitzen einige auch hier im Raum,
also Fördervereinschloss Schwarzburg beispielsweise, die sich um die Schwarzburg kümmern und andere. Und wir haben es geschafft, Interesse auch bei den Städtern zu wecken. Also die Zukunftswerkstatt Schwarzer Tal gibt es ja 2011 und da sind mal grob geschätzten Drittel aus dem Tal und zwei Drittel sind Leute, die teilweise auch aus Berlin kommen. Und das finde ich wiederum spannend für das IBA-Thema,
weil ich das als eine Variante für den Nettlichen Raum sehe, also Stadt-Land-Partnerschaften zu entwickeln. Wir haben so ein paar Ideen, ich kann ja mal zwei, drei nennen, die sind vielleicht ein bisschen spinnert, aber man muss vielleicht auch mal neu denken. Eine Idee ist, dass wir diese leerstehenden Häuser, einige,
kriegen sie für 5.000 Euro teilweise, in den Fonds kaufen und dort eine Nutzung entwickeln und das gezielt bestimmten Leuten anbieten. Zweitens vielleicht in Verbindung mit einem bedingungslosen Grundeinkommen, das nicht ganz bedingungslos wäre, wären zwei Bedingungen, sie müssten was tun
und zweitens dort bleiben, also dort das Geld abgreifen und nach Leipzig oder Berlin wieder entspinnen würde nicht gehen. Insofern ist es nicht ganz bedingungslos, aber mal zwei Jahre zu sagen, Leute kriegt jeden Monat 1.000 Euro, ihr könnt machen, was ihr wollt. Das würde ich denken, interessiert viele Leute aus den Städten. Probe wohnen auf dem Land ist so eine Idee.
Ich erlebe es, dass in den Städten doch viele Leute so gerne aufs Land wollen, aber den Schritt nicht tun können. Ein Haus zu kaufen, und es ist auch nicht gut, wenn sie ein Haus kaufen und dann feststellen, das ist überhaupt nichts für mich. Aber wenn man ihnen sagt, ich habe das auch bei mir im Dorf schon praktiziert,
mit Freunden, ihr könnt mal ein Vierteljahr, ein halbes Jahr, ein Jahr, zwei Jahre da wohnen und wie sich das so anfühlt auf dem Dorf. Das würden viele, glaube ich, also relevant viele, interessant finden. Vor zwei Wochen waren vier junge Leute aus Erfurt, die waren so 25 bis 27, hatten noch keine Kinder.
Da sind sie durch die Gegend gewandert auf der Suche nach Immobilien. Und die haben gesagt, die Stadt ist zu laut, die Stadt ist zu dreckig. Also Erfurt und Leipzig. Das sind jetzt keine Fake News,
das ist so gewesen. Und das ist jetzt nicht, ich will jetzt nicht den Eindruck erwecken, da ist jetzt ein Gegentrend im Gange. Aber wir haben auch Leute, hier sitzen Ronald Lang aus Kanaworf, da Hendrik aus Steinbach-Hallenberg. Also das sind jetzt nicht irgendwelche rückwärtsgewandten oder Loser, sondern die sagen, wir wollen dort diesen Raum nutzen,
um Dinge zu entwickeln, die wir in der Stadt so nicht entwickeln können. Und sei es nur, weil dort die Immobilienpreise, um was eigenes zu kaufen, viel zu hoch sind. Und wenn man jetzt mal nach Europa guckt, das fand ich Ihre Einführung auch sehr interessant, kommt immer darauf an, in 20 Jahren sind wir die Randbedingungen. Gucken Sie nach Spanien, da gibt es ganz viele anarchistische Projekte
im ländlichen Raum, weil einfach die Leute, 50 Prozent Jugendarbeitslosigkeit, wenn sie nicht weg wollen woanders nach Amerika, was machen wollen müssen. Und das ist auch in Barcelona natürlich, aber es ist sehr häufig auch im ländlichen Raum. Und eine letzte Sache noch, die ich so auf der Idee habe,
Martha weiß das noch gar nicht, es gibt ja so die Städtepartnerschaften, was weiß ich, meistens mit Städten im Ausland, aber mal so eine Partnerschaft Leipzig-Schwarzer Tal zum Beispiel, mit allen Dingen, die es da gibt, Schüleraustausch und die Chöre und was weiß ich, was da so passiert in dem Raum, würde ich mal eine spannende Sache finden.
Sehr schöne Idee, finde ich. Solche positiven Beispiele, wieso hat man eigentlich das Gefühl, dass die immer noch vergleichsweise wenig in der Öffentlichkeit vorkommen. Es wird immer noch sehr viel über Schrumpfung, Abwanderung,
Entleerung, Unzufriedenheit, Besetzung solcher Räume, eben auch durch andere Kräfte geredet, als über diese innovativen Versuche, einen Raum zu beleben und etwas Eigenes zu machen. Woran liegt das? Gibt es meines Erachtens einen recht einfachen Grund,
dass es für Leute, die etwas Interessantes auf dem Land machen, super gefährlich ist, damit allzu viel Öffentlichkeit wachzurufen. Es ist sofort ein Heer an Journalistinnen da, man wird als Best Practice einmal durchgereicht, am Ende kennen einen alle und wenn es dann kompliziert wird und es wird in diesen Projekten immer irgendwann
kompliziert, weil das Leben so ist, dann muss man sich mit den Bildern, die vorher von einem erzeugt worden sind, wieder auseinandersetzen und das ist anstrengend und deswegen sind zum Beispiel auch Landwirte, ich kenne relativ viele Landwirte, von denen nicht alle sozusagen stieselig arbeiten, sondern viele machen interessante Sachen, aber sie haben große Bedenken, sich als Best
Practice öffentlich aufzubauen oder aufbauen zu lassen. Also die Medien kommen auch nicht ganz so leicht in den ländlichen Raum. Also jeder Pressetermin, den wir in Weimar, Erfurt machen oder so, funktioniert ganz einfach und wenn wir irgendwo außerhalb an anderen Standorten so was machen,
wir haben einen Stadtland Sommer 2015 durchgeführt, ist an einer Hand abzuzählen, auch zu umständlich. Das wird sich ja jetzt ändern, weil es demnächst den Städtepartnerschaft zwischen Schwarzer Thal und Leipzig geben wird. Ich würde an der Frage
trotzdem nochmal anknüpfen wollen. Das eine ist, das was Sie beschreiben, die Schwierigkeit gleich als Best Practice durchgereicht zu werden. Ich glaube, dass es aber auch etwas gibt, das ist, ich komme nochmal auf diese Kulturentwicklungskonzeption zurück, als wir da in Nordhausen und Kifhäuserkreis,
insbesondere aber in Nordhausen, mit denen diskutiert haben, wie die künftige Entwicklung in dieser Region aussieht und mit denen über Kultur-Tourismus geredet haben, sondern war sehr auffällig, dass die Selbstwahrnehmung dieser Region, in der die sich sehen, also jetzt mal jenseits dieser Landesgrenze, sondern dieser südliche Harz, dass die sich ausschließlich in den Bildern der Industrie des 20. Jahrhunderts
sehen. Und es gibt eine ganz starke Sehnsucht, dass das wieder kommen soll. Man hat das verloren und alles, was danach kommt, steht unter dem Defizit, dass es nie diese Arbeitsplätze generieren wird, etc. Und deshalb ist es weniger wert. Das heißt also, die Vorstellung von dem,
wie wir den Raum sehen, was auch die Vorstellung von dem, was als normal ist, auch 25 Jahre nach der Wende, also einem 25 Jahre ja auch anderen dauernden Prozess von Deindustrialisierung weitenteilen und in gewisser Hinsicht Veränderung von ökonomischen Strukturen wird ausschließlich unter dem Gesichtspunkt gesehen. Das haben wir verloren und alles andere ist quasi so eine Art
Ersatz, die aber dies nie ausreichen wird, die nie diese Wertschöpfung erreichen wird und deshalb ist es weniger wert. Und darüber zu diskutieren, dafür ein Bewusstsein zu erzeugen, wohin wir wollen, haben wir nicht erfolgreich abgeschlossen, sondern es gab eben wirklich wichtige Akteure, die gesagt haben, ihr könnt das alles machen.
Aber für eine Zukunft dieser Region ist das alles egal. Weil das, was ihr machen müsst, ist, ihr müsst Unternehmen hier herholen, die in die alten Fabrikgelände gehen und dort wieder Wirtschaft machen. Und das ist, also auch die Vorstellung von dem, was in kleinem möglich ist,
ist das eine. Das zweite aber nicht. Etwas, was ganz wichtig ist und Frau Dyula Besadi und ich haben ziemlich lange, als wir uns letztens getroffen haben, darüber geredet und für den Sommer uns auch was vorgenommen, weil wir beide von unterschiedlichen Zugängen aus eigentlich an dem gleichen Thema arbeiten, ist das der Zwischennutzung. Und wir
sprechen halt über leerstehende Räumlichkeiten überwiegend unter dem Gesichtspunkt auch von Verlusterfahrung, von wie sieht möglicherweise dauerhafte Nutzung aus. Aber Sie haben die angesprochen, die, die auch mal etwas machen wollen, wo es auch eben um diese Projektstrukturen etc. geht. Und hier ein Verständnis vom diskreten Charme der Peripherie
zu entwickeln, wo auch, wo das Ermöglichungsräume sind. Sie haben vorhin den schönen Begriff gelingend angeeigneter Raum formuliert. Und ich finde, also den Begriff, den ich gern auch jetzt für mich auch mit übernehmen will, weil ich bisher immer von Kleinstädten, aber auch anderen
Orten als Ermöglichungsräumen gesprochen habe, weil wir schon auf der einen Seite feststellen, dass viele auch jetzt vielleicht immer wieder ein bisschen hier als Kulturminister sprechen, das ist halt so, aber dass wir in ganz vielen Punkten beim Bundesverband Bildender Künstler, wo ich in Berlin diskutiert habe, Leute sagen, sie verlieren, also ihre Heimat wird irgendwie der metropolitane Raum sein,
weil das ist da, wo sie sozusagen ausstellen, wo sie auch verkaufen etc. Aber dieser zweite Raum, dieser Rückzugsraum, der Ermöglichungsraum, wo was probiert wird, auch in Größenordnungen, für die man in Städten keine, also keinen günstigen Raum findet, um mal über zwei Etagen irgendwas zu entwickeln etc., das zu ermöglichen.
Wenn dann aber, und da sind wir bei der Diskussion, und so eine Diskussion wie in Altenburg dazu kommt, wo Künstlerinnen und Künstler gehen, weil sie sagen, wir halten es verdammt nochmal hier nicht mehr aus. Und auf der lokalen Ebene Akteure nicht in der Lage sind, das quasi als den tatsächlichen Verlust zu kommunizieren.
Dann kannst du dir eine Strategie von Ermöglichungsräumen einfach klemmen, weil dann werden alle negativen Bilder, die es eben gibt, von diesem völkischen Raum etc., die werden dadurch bestätigt. 50 positive Beispiele, ein negatives Beispiel und das tief verankerte Gefühl des Städters,
dass er romantisiert den Raum und trotzdem Angst davor hat. Also das weiße Band. Als Vorstellung, wie das da, wenn man mal die Tür zugemacht hat, wirklich ist. Das ist halt ein Dilemma, vor dem wir stehen, mit dem wir uns auseinandersetzen. Und das wird verstärkt durch eine Situation, in der wir ganz oft damit
konfrontiert sind, dass gerade weil lokale Akteure Angst haben vor, dass negativ berichtet wird, dass noch mehr Leute abwandern, dass eben genau dann über Defizite nicht geredet wird. Und das setzt die Spirale eine Runde weiter fort. Und diese Ambivalenz zwischen dem Verschweigen von dem, was ist,
und deshalb eben auch nicht den Mut zu haben, zu sagen, ja, wir haben ein Rechtsrockproblem in Thüringen. Wir sind bundesweit die Hochburg von Rechtsrock-Konzerten. Das hat auch damit zu tun, dass über lange Zeit nicht begriffen wurde, wie man bei der Veräußerung von Immobilien verhindert, das Recht der Immobilienkauf im Kloster Vesra ist ein Beispiel
für ein hervorragendes Museum. Da drüben ist eine Kneipe, da sitzt der, da ist das, ist die Nazi-Hochburg und da finden es ist ein zentraler Hotspot von Rechtsrock-Konzerten. Aber das heißt nicht, dass der gesamte ländliche Raum ein rechter Raum ist. Aber das ist ein Problem und das ist ein Beispiel, wo wir das sehen. Und wenn wir darüber nicht reden, wenn wir das verschweigen,
dann werden wir uns all das, was Leute wie Sie, andere machen, wird dadurch ins Gegenteil verkehrt. Und deshalb ist der erste Schritt, wie so oft, Aufklärung als der Ausweg aus selbstverschuldeter Unmündigkeit. Deshalb macht das auch Sinn. Deshalb müssen wir, ich stimme Ihnen in Ihrer
subtil verankerten Formulierung, die Unterordnung der Naturverhältnisse unter Kapitalinteressen, dass man sich damit auseinandersetzen muss. Also da haben Sie mich sofort dabei. Das heißt aber nicht, dass wir das Problem, wie auf einer zwischenmenschlichen Ebene und auf einer politisch-kommunikativen Ebene wir uns mit rechten Räumen auseinandersetzen müssen. Beides
gehört zusammen, weil es hängt letztlich auch damit zusammen, wie Bewusstsein geschaffen wird durch das, was gesagt wird, durch das, was man tut. Und da sind wir bei der größten neoliberalen Erfolgsstrategie, die Sprache umzudefinieren. Aber solche Situationen, wie Sie die gerade geschildert haben aus
Kloster Fesra, da kennt man eigentlich den Mechanismus. Wenn da Rechtsrock-Konzerte stattfinden, wenn es zu einem Hotspot des Rechtsrock wird, dann gibt es immer so eine Reaktion. Dann kommen Leute von anderswo oder auch aus der Gegend, dann kommt die Politik, dann wird eine Demo abgehalten, es wird geredet, hinten steht
Fesra bleibt bunt, dann reisen die wieder ab und dann sind die Leute dort ja erneut mit dem und weiter mit dem Problem konfrontiert. Ich will jetzt mal Kenneth anders fragen. Wie geht man denn damit um? Wie geht man da rein? Was kann man da tun, um so was aufzubröseln und
zu bekämpfen? Weiß ich nicht. Also, nee, weil ich könnte da altklug daherreden, aber weil ich selber mitten auf dem Land lebe, ich habe solche Fälle nicht in meinem direkten Umfeld. Also, habe ich bisher noch nicht erlebt und ich kann mir aber sofort vorstellen,
wie ich als Bewohner quasi in ein ganz schwieriges Fahrwasser kommen würde. Also, meineserachtens ist es dem nur zu beizuhelfen, wenn nicht sofort quasi mit einer hektischen Wir bleiben bunt. Also, ich würde ich hätte den Unbehagen sofort eine BI zu gründen, sondern ich würde versuchen,
ja, mit den Verwaltungen zusammenzuarbeiten, mir Leute zu suchen, die das auch so sehen und würde eigentlich eher erst mal versuchen, mir das zu betrachten, was da abläuft und strategisch versuchen, damit umzugehen, weil ich, ja, ansonsten glaube ich selber als Bewohner viel zu stark in so einem
Betroffenheitsreflex klemmen würde und nicht mir vorstellen könnte, dass sich das dadurch auflöst. Sie wurden was sagen? Direkt dazu, aber zu der Frage, was der ländliche Raum kann und er kann ja heutzutage oder das Leben und Arbeiten im ländlichen Raum kann ja alles, was die Stadt auch hat,
hier in Thüringen allemal. Also, die Leute leben und arbeiten überhaupt nicht mehr unterschiedlich im Wesentlichen. Trotzdem ist nicht alles gleich. Also, obwohl sie die gleichen Autos fahren und ihre Wohnverhältnisse ähnlich sind, sie in ähnlichen produktiven Bereichen tätig sind, pendeln durch das ganze Land, in den gleichen Kaufhallen
auch noch einkaufen. Ich glaube, dass der ländliche Raum etwas als Sehnsuchtsort oder auch als Praxis voraus hat, was mit solchen Zeitungen wie Landlust wirklich zum Ausdruck kommt. Und dass viele der Städter, die ich kenne, durchaus genießen und ab und zu suchen.
Das ist eine Ruhe und das ist ich weiß nicht mehr, wer das war, Stefan Wackwitz oder so, der hat das die Dinglichkeit der Dinge genannt. Also, ein Krug ist wieder ein Krug, Wasser ist Wasser. Alles diese Sachen zu erleben ist etwas, was Städter auch ab und zu suchen. Juli C. nennt das, glaube ich, in ihrem Buch
die Flucht von der Uneigentlichkeit, von all diesen abstrakten Dingen, die wir sonst machen, wieder in diese schlichten überschaubaren Verhältnisse zu gehen. Das ist etwas, was wir wirklich können und der ländliche Raum muss ja nicht mir entweder oder sein. Also, ich muss mich dem ja nicht immer zu unterwerfen. Ich kann es ja auch so aufregend haben, wie in Erfurt in so einer Stadt, wo es immer so
laut zugeht oder nach Berlin fahren, was ja alles überhaupt keine Schwierigkeiten mehr sind. Und immer mehr Leute wollen ja auch und genießen auch beides und machen und wählen solche Lebensverhältnisse in einer mobilen und digital durchaus
herstellbaren Freizügigkeit, die sogar in so einem Wochenrhythmus alles gestattet. Und das glaube ich, dass das durchaus eine Chance sein kann. Deswegen glaube ich an alle diese Projekte, wo wir einfach mal anfangen und sagen, es ist nicht die Lösung bis zum Ende aller Tage. Wir probieren das hier mal aus. Du kannst kommen, du musst nicht gleich kaufen.
Du kannst etwas machen, du kannst dich auch wieder zurückziehen. Also, dieses Ausprobieren und dieses zeitweilig Nutzen, das finde ich gut. Aber wenn dann Kommunikation hergestellt wird zwischen denen und die ihre Türen aufmachen, dann ordentlich kochen. Das ist im schwarzen Teil leider auch manchmal kulinarisch ein bisschen. Also bis auf euren Apfelsaft, aber
nicht ganz einfach. Also wenn da sozusagen auch wieder etwas mitgebracht wird, was sich weiterentwickelt und sich gegenseitig befruchtet, dann kann das nur hilfreich sein. Ich würde gerne dazu noch ganz kurz was sagen. Es ist meines Erachtens wirklich einer der größten Fehler, der im Diskurs über die Subzistenzwirtschaft gemacht worden ist, und das über viele Jahrzehnte ist, dass
Subzistenzwirtschaftliches Handeln immer gleichgesetzt wurde mit Autarkiestrategien. Und das ist eigentlich eine Fantasie von Städtern zu sagen, ich gehe da raus und lasse die gesellschaftliche Komplexität hinter mir. Die Leute, die tatsächlich Subzistenzwirtschaftlich handeln, wissen das längst und haben es immer gewusst, dass sie abhängig sind, dass sie auf Märkte angewiesen
sind, dass es Autarkie nicht gibt. Und wenn man sich davon mal löst und sagt, Subzistenzwirtschaftliches Handeln ist kein Autarkiemodell, sondern in dem Moment, wo ich selber mein Brennholz mache oder irgendetwas quasi selber bewirtschafte, dann kann ich in einem bestimmten Teil meines Lebens solche Strategien etablieren und habe trotzdem Teil an all dem
anderen, was in gesellschaftlicher Globalisierung usw. abläuft, was in Kommunikation abläuft. Das ist meines Erachtens ein ganz entscheidender Punkt, um auch solche Modelle quasi anzuerkennen, sie als Teilhabe- Modelle anzuerkennen und das Ganze hat dann eben nichts mit Aussteigertum zu tun. Und nochmal zu den veränderten Organisationsstrukturen. Wir haben das auch festgestellt in der
Kulturentwicklungsplanung. Das alte Modell ist eben die Küsterin, die jeden Tag an der Kirche vorbeiläuft und dort was macht. Die geht also Bindung ein. Dazu sind immer weniger Leute bereit. Viele sagen, ja, ich kümmere mich mal, aber da müsst ihr mich vorher anrufen. Ich glaube, Landleben wird auf Dauer nicht funktionieren, wenn es nicht Formen von Konstanz und Bindung gibt. Es wird
einfach zu teuer, weil dann muss ich nämlich jemanden haben, einen Dienst, der sich täglich um diese Gebäude kümmert oder so. Aber was wir festgestellt haben, ist, dass die meisten Lebensmodelle, die wir auf dem Land heute zutage kennenlernen, die sich neu entwickeln, die haben bereits genau diese Mischung aus Engagement, Ehrenamt, für den Raum, fürs Dorf, alles Mögliche, aus
subsistenzwirtschaftlichen Strategien und aus Erwerb. Und diese Menschen sind sehr flexibel. Und das ist ein anderes Modell als das Vollerwerbsmodell. Das wird in diesen Räumen längst von sehr vielen Menschen gelebt. Und da an der Stelle, meine ich, gibt es wirklich einen medialen Auftrag, nämlich solche Lebensmodelle viel, viel stärker zu zeigen und die Vielfalt an Lebensentwürfen in diesen
Räumen nach vorne zu holen, ohne dass es immer gleich Best Practice ist. Dankeschön. Ich habe das angenommen. Sie werden demnächst angerufen. Vielleicht noch zu der Frage, was macht man nun, wenn da im Dorf oder im Nachbardorf ein Rechtsrockkonzert ist? Das Problem haben wir nicht, muss ich sagen. Aber wir haben natürlich im Dorf ein paar Leute, die sehen so aus, und
man weiß es oder man vermutet es, und den Nachbardorfern auch, dass sie nicht links wählen. Was macht man jetzt mit denen? Also zum einen, wir versuchen, heute kam die Bewilligung von Lottomitteln, danke Herr Hoff, ein Video-Workshop. Sie haben da nichts zu tun. Na ja, gut, kam aus ihrem Haus. Egal. Wir haben jetzt schon zweimal dieses Jahr das dritte Mal eine Woche
Video-Workshop gemacht für junge Flüchtlinge und junge Deutsche bei uns in der Scheune. Das Dorf hat 160 Einwohner, wie gesagt, das ist ein ganz normaler Ort, und die sind da in der Woche auch im Dorf unterwegs, reden mit den Leuten, machen da nicht viele Leute, sind natürlich erstmal aufmerksam, weil Kamera im Dorf, und dann noch farbige, ist schwierig, aber sie verlieren
die Scheu, und zum Schluss sind dann 50 Leute. Am Abend werden die Filme gezeigt bei 160 Leuten, ist schon viel. Also einfach was tun, keine Angst haben, das passiert nichts. Meine Erfahrung. Das zweite ist, ich glaube, Sie haben es gesagt, eine Mosterei,
wo die Leute bringen ihre Äpfel, und ich mache denen ihren Saft, und ich sage immer, können Sie mich jetzt steinigen, ich presse auch für Nazis, meint, man muss mit den Leuten, wenn man kann, im Gespräch bleiben. Es gibt natürlich Leute, da ist hoffnungsweise verloren, aber mit vielen
kann man reden, und das sollte man tun, man sollte die nicht stigmatisieren, das ändert gar nichts. Eine andere Sache, das fand ich sehr gut, bei Ihrer Einführung ist, wenn man einen Schritt zurück tritt und fragt, ist denn der ländliche Raum immer schon rechts gewesen? Ist das, was wir gelernt haben, die Stadt als Fortschritts in der Kultur
und der ländliche Raum so ein bisschen bremsen, das kann man von einem bestimmten Bild so sehen, aber ein Buch, was mich sehr geprägt hat, ist von Fabian Scheidler, das Ende der Megamaschine, der die letzten 5.000 und vor allem die letzten 500 Jahre aus einer anderen Brille angeguckt hat, und da sind im ländlichen Raum viele
demokratische Modelle der Almendennutzung des Gemeinwesens zerstört worden, durch die sich entwickelnde, metallogisch industrielle Maschine im Verbund mit dem Finanzkapital, das ist die Vergangenheit. Ich fand das auch interessant, was Sie sagten, das finde ich wichtig, wenn man mal zurücktritt, was passiert heute?
Mehr Sorge als die Rechten, die da hin und wieder auftreten, macht mir halt diese neoliberale Maschine, die da wächst. Wir sind jetzt in diesem Jahr dabei, passiert in diesen Tagen, in diesen Wochen, in diesen Monaten, dass sich die großen Konzerne, die sich mit Saatgut und Düngemittel beschäftigen, nochmal konzentrieren.
des Jahres sieben Konzerne haben, die 80 Prozent des Saatgut- und Düngemittelmarktes weltweit kontrollieren und das hat Auswirkungen bis in jedes Dorf, weil dann auch die Landwirtschaftsbetreiber gezwungen sind, in einer bestimmten Weise zu agieren und deshalb habe ich am Anfang gesagt, ich wünsche mir eine solidarische Landwirtschaft mit kleinteiligen und eigentlich
auch anderen Verhältnissen zum Boden und dann wird es nicht automatisch keine Rechte mehr geben, aber ich finde, dass diese globale Entwicklung natürlich auch ein Grund dafür ist, dass der ländliche Raum und zwar weltweit so rechts- und rechtskonservativ wählt oder
sich verhält. Da gab es gestern Abend eine Veranstaltung vom BUND, dass Ökologie nicht immer gleichdemokratisch ist, wollte ich nur darauf hinweisen, also darauf, dass alles nur kleiner wird, da kann man sich nicht verlassen, dass das automatisch dann so ausgerichtet ist. Ich würde an dieser Stelle die Diskussion hier vorne beenden, wir haben jetzt eine Stunde
gemacht und Ihnen die Möglichkeit geben, vielleicht haben Sie Fragen, sind so viele Leute hier, auch Akteure, stellen Sie die Fragen an die hier vorne stehenden Diskutanten, bitteschön, Wolfgang Kehl. Meine Frage ist an Kenneth anders, du kennst ja nun, wie viele
hier ganz unterschiedliche Landschaften und du kommst aus einer sehr extremen Landschaft, das ist nun von dem, was Thüringer Landschaft-Typologie angeht, auch ziemlich unterschiedlich, aus deiner Sicht vergleichend, wie aussagekräftig ist eigentlich die Typik einer Landschaft, kann man tatsächlich von den historischen und nicht bloß
Landschaft-Typologischen Unterscheidungen nicht auch tatsächlich die Beispielwirkung sehr begrenzt, also wenn du jetzt Erfahrungen gibst von dir zu Hause, muss die soweit ich hier überhaupt noch nicht greifen, also das ostelbische Junkertum war einfach mal ein anderer Nährboden als die thüringische Bauernlandschaft, wie sie gewachsen ist
und hat das nicht bis auf die Fragen, die uns heute interessieren, Rausdruckungen? Ich werde da immer vorsichtiger, je länger ich mich damit beschäftige, in der Tat, also im Oderbruch wiederum waren es überwiegend freie Bauern, die die Dörfer begründet haben, macht wieder einen anderen Schlag und dann haben wir uns vorhin schon unterhalten, es ist wirklich tatsächlich erstaunlich, wie von Dorf zu Dorf sich diese Verhältnisse so unähnlich sein können, also der Letzte,
der so, ja es gab ja mal so eine ganz starke Strömung aus der Geographie heraus zu sagen, die Landschaft prägt letztlich über den Naturraum und seine Aneignung auch wiederum die Leute, inzwischen staune ich, wie direkt nebeneinander liegende Dörfer so unterschiedlich sich entwickeln können,
so unterschiedliche Mentalitäten ausprägen können, so unterschiedliche demografische Faktoren ausbilden können, ich wohne in einer Splittersiedlung mit keinen 50 Leuten, da sind 20 Kinder, ich weiß nicht, wie es kommt, sind keine Raumpioniere oder irgendwas, es sind einfach Leute, die kleine Kinder haben und zwar reichlich und daneben ist ein Dorf mit 800, da lohnt
sich nicht mal mehr ein Spielplatz, es ist ganz sonderbar und dasselbe gilt eben auch für diese Dispositionen, ich bin wert mit den Mentalitäts, also Beobachtungen immer vorsichtiger.
Salentlicher Raum, sozusagen als Raumstruktur und dann eben auch als Aktions- und Handlungsraum ist wirklich hoch interessant und auch ich komme zu
dieser Schlussfolgerung, dass hier die Abhängigkeiten nicht harte Standortfaktoren sind oder weiche, wir haben die Schule noch oder die Kirche ist noch in Nutzung, sondern dass es tatsächlich von den Leuten abhängt. Dort wo aktive Leute ein interessantes Gemeindeleben auf die Beine stellen, gibt es
andere, die kommen zu Besuch und sagen, ich möchte auch so leben, also dieses Leben aufgehoben in einer Gemeinschaft ist attraktiv und wenn es dann ein leeres Haus gibt, wird das früher oder später auch von jemanden erworben und dann sind die Teil, das funktioniert nicht bis in alle Ewigkeit und es ist irgendwie ein überschaubarer Zeitraum, wo das irgendwie so eine
Attraktivität genießt und wenn der Bürgermeister weg ist und ein neuer kommt, der nicht mehr sich um dieses Gemeindeleben kümmert, dann mag das abbrechen, aber das ist meine Beobachtung, dass wir also viel mehr von unseren klaren, raumstrukturellen Vorbildern und das liegt an diesem Fluss und da ist die Wasserscheide und was wir da alles immer noch
überprüfen, dass es viel mehr wichtig ist, auf die Leute zu gucken, das ist dasselbe wie vorhin, Local Heroes. Na ja, wir haben ja sowieso sehr verschiedene Regionen, dann auch noch, die immer noch in andere Bundesländer übergreifen, also an allen Rändern gibt es das Vogtland, das Eichsfeld, das Harz, das
Südtöring, sowieso, also das sind dann immer noch mal ganz andere Zusammenhänge, die man bis in die Sprache hört. Also ich würde kein anderes zustimmen, jedes Dorf ist anders und insofern würde ich mir auf die Frage, was kann die IBA da leisten, vorstellen
und wünschen, dass es ganz viele unterschiedliche Beispiele dann hier im Land zu besichtigen gibt und ich finde das also ein Geschenk, das Thüringen diese IBA hat zu diesem Thema, was sie haben es ansteht, wo man aber doch eher Ratlosigkeit hat und ich könnte mir gut vorstellen, dass dann 19 oder 23, wenn die IBA-Werkschaun sind,
Leute aus ganz unterschiedlichen Regionen jetzt durch Thüringen fahren und dies und das und jenes entdecken und mitnehmen und dann sind wir wieder bei dieser Frage der Kommunikation. Es geht jetzt nicht so unbedingt darum, Leute so als Local Heroes da oben hinzustellen und dann nach einem Jahr, kenne ich auch das
Problem, ist das alles wieder ganz anders, aber einfach mal bei den Städtern oder bei vielen anderen Menschen dieses Bewusstsein zu wecken, A, da gibt es zwar Probleme, B, da gibt es auch Chancen und C, vielleicht ist das ja was für mich und dann würde ich mir auch noch wünschen, dass die IBA noch mehr Rückenwind kriegt im Land, dass es nicht nur eine Veranstaltung eines
Ministeriums bleibt, sondern eigentlich, Sie wissen das, kämpfe immer dafür, dass alle Politikbereiche da rein müssen und auch mit Nachdruck und dass man vielleicht ein paar mutige Lösungen hinkriegen könnte. Also wir haben zwar die Idee mit dem bedingungslosen, fast bedingungslosen Grundeinkommen, aber wir haben noch kein Geld dafür, aber wir sind da auf gutem Weg bei der Ideenfindung,
aber ja, wir müssen jetzt nicht Ja sagen. Sie können aber. Also bei dem bedingungslosen Grundeinkommen bin ich insofern skeptisch, weil ich die Idee des bedingungslosen
Grundeinkommens, die bei uns in der Partei eine heftige Diskussion zwischen dem eher gewerkschaftsorientierten und dem nicht ganz so gewerkschaftsorientierten Strömungen vorgerufen hat. Ich finde, dass die Diskussion über das bedingungslose Grundeinkommen wichtig ist, weil sie uns zu der Frage führt, welches Verständnis, und ich meine, da haben wir André Gorz, Hanna Ahren
und die Frage zwischen Arbeit und Tätigkeit, da steckt ganz viel mit drin und insofern ist die Diskussion über das bedingungslose Grundeinkommen auch eine wieder um das Selbstverständnis einer durch Industrialisierung geprägten Gesellschaft, die sozusagen, wo diese ganzen Wertvorstellungen noch bis heute wirksam sind und insofern finde ich einen
Grund, davon zu sprechen, dass sie ein Grundeinkommen zur Verfügung stellen, um sich Räume anzueigen. Ich finde, dass es durchaus eine absolut sympathische Idee ist und dass wir auch hier in die Ermöglichung gehen müssen. Ich widerspreche aber immer, dass
die IBA die Aufgabe eines Ministeriums ist. Also Langloz aus dem Infrastruktur- und Landwirtschaftsministerium ist auf der einen Seite hier, aber ich repräsentiere nicht das TMEL und insofern, die IBA ist ein Thema der Landesregierung, aber man muss eben auch der Ehrlichkeit halber sagen, die IBA steht in gewisser Hinsicht historisch vor einer zentralen
Aufgabe. Wenn man mal vergleicht mit anderen IBAs, dort gab es ein klar erkennbares Problem, Ruhrgebiet, IBA-Emscher Park, da war klar, da passiert was in diesem Ruhrgebiet und man braucht eine IBA, weil die Fragestellung klar ist und die IBA soll mit dazu beitragen, für diese klar identifizierte Fragestellung eine Lösung anzubieten. Hier hat man die IBA
gemacht, weil die IBA ein schickes Instrument ist und hat sich gedacht, die Fragestellung wird sich schon ergeben, wenn man erst mal die IBA hat. So und dann ist darüber diskutiert worden und dann haben die Flugeläute angesetzt und gesagt, so funktioniert es nicht. Gleichzeitig aber sind wir immer noch in der Situation, dass es ein tatsächliches Fremdeln mit der Idee einer IBA gibt, weil der Begriff Stadt-Land, das
was Frau Döla-Besadi, was andere machen. Wir sind damit konfrontiert und das können wir über ein Thüring-Monitor messen, etc., etc. Wir immer wieder damit kommen, dass ein gemeinsames Verständnis davon in Thüringen, wofür man eine IBA bräuchte, so nicht gibt, weil es nicht die klare
Fragestellung im Vergleich zu Emscher Park gab. Und insofern ist es eine extremst abstrakte Aufgabe gewesen und auch wirklich auch eine zähe Aufgabe, ein Verständnis dafür zu überzeugen, können wir uns auf eine Fragestellung einigen, die dieses Verhältnis von Stadt, Land berührt. Und wenn man dann weiß, dass eigentlich alle Akteure, also es gab Rieseninteresse
an einer Fragestellung, gibt es Geld für das, was ich sowieso machen wollte, aus dem Ibertopf. Das hilft der IBA aber auch nicht weiter. Und insofern sind wir eigentlich in einer Situation, wo wir auch, Frau Döla Besadi weiß das, weil wir haben das ja auch diskutiert, vor der Frage standen, scheitern oder weitermachen. Und haben
uns entschieden, weitermachen, weil es richtig ist und weil genau das, was wir heute machen, ist die Grundkonzeption einer IBA, Menschen zusammenzubringen, die sich verständigen und gemeinsam aus einer Verständigung heraus an Lösungen arbeiten wollen. Und das tun alle. Das, was die IBA will, wird in allen möglichen Regionkreisen in
Thüringen gemacht, aber nicht verknüpft, nicht als eine gemeinsame Idee, sondern immer individualisiert. Und die IBA als quasi auch eine Projektionsfläche, ohne dass sich alle sozusagen materiell auf die IBA beziehen müssen, aber zu einer Projektionsfläche genau dessen zu machen, sich diesbezüglich zu verständigen, wie das Verhältnis von Stadt, Land und damit von der
Entwicklung aussieht, angesichts der diversen Brüche, die wir haben in gesellschaftlichen Verhältnissen, aber auch in der Frage, wie sich unter dem mittlerweile komplett, also negativ besetzten Demografiebegriff, der nur noch ein reiner Angstbegriff ist, menschliches Leben in den ländlichen Räumen Thüringens möglich ist. Ich glaube, das beschäftigt
eigentlich alle. Es wird nur nicht mit der IBA verknüpft. Ja, Sie haben noch eine Frage, bitteschön. Und dann würde ich sagen, ziehen wir einen Schlussstrich drunter und Sie können dann dort nebenan ein Wein trinken und das in entspannterer Atmosphäre
weiterfragen. Ja, schönen Dank, Alfred Bax, Heimatbund Thüringen. Ich habe ein bisschen Angst vor der Schlagzeile, die morgen in der Zeitung steht, beim Heimatbund pressen Nazis Apfelsaft. Und ich will noch mal sagen, das ist Herr Burkhard Kohlmehl hat es ja gesagt, das ist seine Situation dort auf dem Hof. Also ich würde mich dem nicht
anschließen und der Heimatbund distanziert sich auch eindeutig davon. Also wir haben 2015 einen Satzungsbeschluss gefasst, wo eindeutig drinsteht, gerade weil wir immer dieses Problem mit unserem Namen Heimatbund haben, dass wir also diese Gesellen bei uns nicht haben wollen und eigentlich unser Bild von Heimat, weltoffener Heimatpflege ganz anders aussieht. Der zweite Punkt, was kann man
machen im ländlichen Raum, um diese rechten Räume nicht sich ausweiten zu lassen? Das ist das, was ich beim Heimatbund mache, nämlich ein Projekt, wo wir die Vereine stärken, weil wenn die ganzen Institutionen weg sind, die wir gerade aufgezählt haben, dann bleibt Feuerwehr, Sport vielleicht noch Heimatverein, vor allem noch zwei, drei andere da. Und da gibt es dieses Bundesprojekt zusammen durch
Teilhabe, die sagen, wenn der Verein stark ist in der Region, wenn dort eine Offenheit herrscht, wenn dort Gedankenräume sind für neue Ideen, dann ist eigentlich die Struktur in der Region auch gesund. Dann können die Leute kommunizieren. Dann müssen sie sich nicht auf Facebook gegenseitig mit Hasskommentaren belegen, sondern dann können sie eben Face to Face direkt gegenüber sprechen. Und dann ist in der Regel auch
eine Basis da, wo man den ländlichen Raum entwickeln kann und wo man auch solchen Tendenzen ein Stück weit vorbaut. Und die Frage, was könnte die IBA machen, geht auch in die Richtung, wurde gerade angesprochen. Gebietsreform. Manche malen den Teufel an die Wand. Teilweise ist die gedachte Entfernung von Demokratie im
ländlichen Raum, glaube ich, mehr als das, was tatsächlich passiert und dem entgegenzuwirken, wäre gut, wenn es solche Gespräche gebe, Überentwicklung in der Region, dass man das einfach stärker macht, dass die Leute auch wieder das Gefühl haben, mitgenommen zu werden, auch wenn das keine Wünschtiermaßveranstaltungen sind, aber zumindest ein paar Sachen direkt von den
Verantwortlichen erklärt bekommen. Das wäre, glaube ich, ein guter Ansatz, um dem ein Stück weit entgegenzutreten. Und das könnte soweit die Kraft reich vielleicht von der IBA unterstützt werden. Dankeschön. Danke auch. Okay, jetzt nochmal. Dann würde ich sagen Danke an die vier hier vorne erst mal
für die Beiträge zur Diskussion. Danke an Sie für Ihre Aufmerksamkeit. Und Sie können noch ein bisschen weiterreden bei einem Glas Wein. Und Sie können natürlich auch die ARCH Plus kaufen, die Sie heute zum Sonderpreis bekommen. Druck frisch. Das möchte ich auch gesagt haben. Es ist wirklich ein wunderbares Heft mit sehr interessanten Beiträgen. Danke Ihnen.