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MSc in Medical & Health Librarianship: Der erste fachspezifische Studiengang im Bibliothekswesen

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Formale Metadaten

Titel
MSc in Medical & Health Librarianship: Der erste fachspezifische Studiengang im Bibliothekswesen
Serientitel
Anzahl der Teile
90
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Abstract
Information Specialists in medizinischen Bibliotheken brauchen extensive Kenntnisse in der Evidenzsynthese. Die FH Graubünden wird den ersten fachspezifischen Kurs für Medizinbibliothekare anbieten.
Schlagwörter
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Transkript: Deutsch(automatisch erzeugt)
Ja, starten wir mit dem Vortrag von Herrn Gerhard Bissell von der Fachhochschule Graubünden und Frau Irma Klerings von der Donau-Universität in Krems. Herr Bissell hat klassische Philologie in Trier, Freiburg, Heidelberg und Kiel studiert, Neugriechisch in London, Library and Information Science
am University College in London und leitet heute die medizinische Bibliothek an der Uni Bern. Er ist auch Dozent für Bibliothekswissenschaften an der HTW in Chur. Frau Klerings arbeitet an der Donau-Universität Krems und wird vielleicht gleich noch ein paar Worte zu sich sagen können.
Soweit möchte ich dem Vortrag jetzt nicht vorgreifen und freue mich auf Ihre Inhalte. Bitte schön. Vielen Dank. Kleine Richtigstellung noch. Ich bin nicht mehr an der UB Bern. Ich bin 2018 von Bern an die damalige HTW Chur, die jetzige
freundliche Einleitung. Schön, dass wir Sie aus dem digitalen Abis wieder herausgefischt haben und danke den Organisatoren, dass der Bibliothekartag so stattfinden kann. Gut, wir wollen gleich anfangen.
Irma Klerings arbeitet zwar hauptsächlich als Cochrane Information Specialist an der Donau-Universität Krems, aber sie hat auch die inhaltliche Führung bei der beim ersten Modul unseres neuen Studiengangs übernommen. Ja, warum kann man jetzt hier weiterklicken?
Gut, warum gerade im Fachmedizin ein fachspezifischer Studiengang für Informationswissenschaftler? Seit den 70er Jahren hat sich die
evidenzbasierte Medizin zum weltweiten Standard entwickelt. Der liegt zugrunde ein Verständnis von Medizin, bei dem die klinischen Entscheidungen, wobei in die klinischen Entscheidungen drei
Komponenten einfließen, nämlich einerseits das Fachwissen und Urteilsvermögen des Arztes, dann die Bedürfnisse und Werte des Patienten und drittens die Evidenzbasis. Das findet sich eben schon bei Archie Cochrane in seinem grundlegenden Buch Effectiveness and Efficiency
1971 so. Und auch der Gründer der Cochrane Library, Archie Cochrane, wiederholt das evidence-based Medizin is the conscientious, explicit and judicious use of current best evidence in making decisions about the care of individual patients. Das war 1996, also drei Jahre
nach der Gründung der Cochrane Library. Was tun Bibliothecare nun? Was ist ihre Rolle? Wenn es um Evidenz geht, ist da eine Aufgabe für Informationsspezialisten. In der Medizin ist das Publikationswesen
und eben auch die Forschungstypen sehr stark strukturiert. Es gibt eben bestimmte Typen von Studien, die veröffentlicht werden und die lassen sich in so einer Evidenzpyramide nach ihrem Abstraktionsgrad anordnen.
Wichtig bei der Flut von Publikationen in der Medizin ist einfach, dass man Evidenzsynthesen macht, in die eine Vielzahl von Studien vorzugsweise eben randomized controlled trials einfließt. Und um sicherzustellen, dass man da für einen Systematic Review auch wirklich alle relevanten
Studien findet, da braucht es Informationsspezialisten. Da muss man zum Beispiel im Hinterkopf behalten, dass nur gut die Hälfte der Studien auch wirklich veröffentlicht wird, dass man also auf graue Literatur
angewiesen ist, um alle zu finden. Dass gerade Studien, die kritisch sind oder unschlüssig, dass die eher nicht veröffentlicht werden. Also um Bias zu vermeiden, ist da die Arbeit von Bibliothekaren
extrem wichtig. Bibliothekare arbeiten aber auch auf der praktischen Seite als clinical librarians. Da ist die Aufgabe eine völlig andere. Da geht es darum, für klinische Entscheidungen, wo eben der neueste Forschungsstand wichtig ist, sagen wir mal Kinderonkologie und andere
solche Gebiete, da binnen kürzester Zeit die bestmögliche Evidenzsynthese zu bieten. Im Extremfall heißt das, dass der Bibliothekar oder die Bibliothekarin im OP dabei ist und ganz schnell eben die
Evidenzbasis liefern muss. Wir waren bei der Evidenzpyramide und der Rolle der Bibliothekare sowohl in der Forschung wie auch in der klinischen Praxis. Daneben haben Bibliothekare zunehmend auch eine Rolle in der Lehre. Das heißt sie unterrichten auch im medizinischen
Curriculum systematische Literaturrecherche. Die wichtigste, kannst du noch eins zurückgehen, Elmer, zu Cochrane? Noch eins? Ja, die wichtigste Datenbank von Systematic Reviews ist
die Cochrane Library, die eben in vielen Ländern mit der Nationallizenz subscribiert ist, also in den skandinavischen Ländern, Großbritannien, Irland, Kanada, seit ein paar Jahren, seit 2016 auch in der Schweiz, in Deutschland bisher noch nicht. Die Cochrane Library setzt
methodisch den Standard. Kannst du auf die nächste Folie, Irma? Die Cochrane Library setzt den Standard, was die Erstellung von Systematic Reviews angeht. Sie hat auch eine Standardaufgaben
Beschreibung für ihre Information Specialists, wie eben Irma Clearings eine ist und von Anfang an hat sie extensive Instruktionen in Form eines Handbuches, eben auch für die systematische Literaturrecherche. Übrigens ist das kein Wunder, denn unter den
Gründungsmitgliedern der Cochrane Library war auch eine Bibliothekarin aus Oxford, die Carol Lefevre, die bis heute die Lead Author dieses Methodenkapitels ist. Nächste Folie bitte. Danke. Der Aufwand der Information Specialists bei der
Erstellung von Systematic Reviews, der lohnt sich. In den letzten Jahren haben eine Reihe von Studien gezeigt, wie viel besser eben die zugrunde liegenden Literaturrecherchen werden, wenn Bibliothekare da beteiligt sind. Die Mediziner finden mit ihren
eigenen Literaturrecherchen manchmal nur 50% der relevanten klinischen Studien für ein Systematic Review. Und das ist natürlich inakzeptabel, denn da könnten weitere Studien publiziert sein, die zu einem ganz anderen Gesamtergebnis führen würden. Von daher ist also die Mitarbeit von
Information Specialists unbedingt notwendig und nach den Regeln von Cochrane auch für jedes Review Group vorgeschrieben. Kannst du die nächste Folie? Danke. Die Bedeutung dieser
ständig wachsenden Dienstleistungen im Bereich des medizinischen Informationswesens kann man auch aus der Fülle von Informationen auf den Websites von Universitätsbibliotheken ablesen. Viele Fächer haben da gerade mal eine Seite. Die
Dienstleistungsangeboten rings um die Evidenz-Synthese, die Bibliothekare da liefern. Also hier Bodleian Libraries, ein kleiner Ausschnitt, da ist noch viel mehr. Eine US-Bibliothek und jetzt noch eine skandinavische. Das sind also
extensive Dienstleistungen im Angebot und zum Teil eben entsprechend große Teams. Also in Skandinavien manchmal zwei Dutzend wissenschaftliche Bibliothekare, die die Forschung, die Lehre und die klinische Praxis unterstützen. Im deutschen
Sprachraum hat sich das irgendwie nicht entwickelt. Warum? Da kann man nur spekulieren, aber wenige Bibliotheken haben, nein keine Bibliothek im deutschen Sprachraum hat wirklich Angebote, die denen im
angelsächsischen Raum entsprechen würden. In der Schweiz ist da ein bisschen Bewegung inzwischen. Also Bern hat mittlerweile sechs Bibliothekarinnen, die ausschließlich für Forschung und Lehre arbeiten, also Systematik Reviews mit betreuen oder eben systematische
Literaturrecherchen von Studierenden. Es hilft natürlich nicht, dass es bisher keinen Ausbildungsgang für medizinische Bibliothekare gibt. Die generischen Bibliothekswissenschaftlichen Kurse haben wenig, was diese
Information Specialists auch brauchen. Im angelsächsischen Raum absolvieren die Kollegen halt den üblichen MA in Library Information Science, werden aber dann on the job weiter ausgebildet. Die größeren Bibliotheken wie zum Beispiel am Royal Free Hospital, Teil
von University College London, die absorbieren Neuzugänge im Team, haben ein formales Induktionsprogramm, anschließendes Mentoring Programm, durch das neue Kollegen dann eingearbeitet werden. Und eben mit der
Kollegin vom Royal Free, die mittlerweile pensioniert ist, Betsy Anagnostelis, haben wir dann auch 2016 zum ersten Mal diskutiert, ob es nichts an der Zeit wäre, diese Inhalte in ein Postgrad Programm zu überführen. Nächste Folie bitte. Und wir haben dann einfach mal die
kleine Schweizer Konferenz der Medizin Bibliothekare unter der Ägide der Schweizer Akademie der medizinischen Wissenschaften als Plattform genommen, um die Hälfte der Konferenz zum Thema medizinisches, also Ausbildung medizinischer Bibliothekare zu verwenden. Nochmal die
vorige Folie bitte. Und als wir die Konferenz ankündigt, war das Interesse weltweit so groß, wir wurden überflutet mit Mails von Südamerika bis Australien, dass wir diese Beiträge und Vorschläge für so ein
Postgrad Programm auf so einer Pinwand festgehalten haben, die auch noch online steht. Da brauchen Sie übrigens einen 40 Zoll Bildschirm, wenn Sie all diese Ideen auf einmal sehen wollen. Nächste Folie. Wir haben, wir sind denen
gefolgt noch mit einem Themenheft der Zeitschrift Journal of E-Hill und danach kam noch eine Umfrage zum Bedarf medizinischer Bibliothekare an Aus- und Weiterbildung. Diese Umfrage wurde von immerhin 499 Kolleginnen und
Kollegen ausgefüllt, wo die Momentaler hat das gemacht, mein Vorgänger hier. Da hatten wir eine gute Grundlage, nächste Folie, um an die Ausarbeitung eines Studiengangs zu gehen. Die Diskussion mit den Kollegen hatte ergeben, dass wir mit zwei Competencies Frameworks
als Grundlage arbeiten können, nämlich mit dem der Medical Libraries Association der USA und dem der entsprechenden Australischen Organisation. Inhaltlich sind die weitgehend identisch und dazu kamen noch Inputs
einer Umfrage unter NHS Regionalmanagern, so kamen wir auf diese neuen Module. Das ist sicher noch nicht alles, was der Kurs jemals enthalten wird, aber es ist mal ein Anfang. So ein Kurs kann man ganz offensichtlich
nur durchführen für eine internationale Klientel, das heißt, er muss online stattfinden und auf Englisch. Wir sind da jetzt dran, also wir sind dabei, das erste Modul zu erarbeiten und hoffentlich dieses Jahr noch
zu lancieren. Das wird anfänglich noch innerhalb eines bestehenden Programms an der FH Graubünden, also eines M.A.S. passieren. Nächste Ausbaustufe soll eine Graduate School sein, die uns mehr Flexibilität geben
sollte, weitere Module zu lancieren, aber das längerfristige Ziel ist einen eigenständigen MSc Abschluss für Medical Librarianship auf den Weg zu bringen. Zum ersten Modul, also Systematic Searching,
jetzt Irma. Ja, guten Tag. Wir sind ein bisschen im Verzug, das heißt, ich werde mich bemühen, das geschwind zu machen. Bevor wir über die Konzeption
des Moduls reden können, müssen wir kurz darüber reden, was systematische Literatursuche eigentlich ist. Wir haben ja schon gehört, dass evidenzbasierte Medizin darauf abzielt, Forschungsergebnisse in die
Praxis zu integrieren und ein wichtiger Punkt dabei sind sogenannte Systematic Reviews. Sie sehen hier den Ablauf methodisch von einem solchen Systematic Review und Sie sehen, dass die systematische Literatursuche da ziemlich weit oben ist. Das bedeutet, dass die Qualität des gesamten Reviews inklusive seiner
Resultate abhängig davon ist, wie gut gemacht die Suche ist. Wir haben ja schon gehört, dass es Studien gibt, die zeigen, dass Informationsspezialisten oder Politikare das besonders gut können und dass
das Ziel ist, Bias zu vermeiden und um Bias zu vermeiden, versuchen wir möglichst alle relevanten Studien zu finden, inklusive derer, die nicht in Fachjournals publiziert sind. Das heißt, die systematische Literatursuche erfolgt in sehr vielen
Informationsquellen, einerseits bibliografischen Datenbanken, andererseits Quellen für graue Literatur und der gesamte Suchprozess wird so genau wie möglich dokumentiert, damit er transparent und reproduzierbar ist. Das heißt, es ist ein ziemlich aufwendiger Vorgang. Dafür gibt es klar definierte methodische Anforderungen,
zum Beispiel von Cochrane, den Methodological Expectation for Cochrane Intervention Reviews und ich blende Ihnen da, mal schauen, ob das mit der Übertragung so funktioniert, die Punkte ein, wo es um die Planung, Durchführung und
Dokumentation des Suchprozesses geht. Also Sie sehen, dass das sehr viele Elemente sind, die man beachten muss und dementsprechend ist es wichtig, dass man spezialisierte Kenntnisse hat, die notwendig sind, um systematische Suchung adäquat durchzuführen. Und das
bringt uns zu den Inhalten von dem Systematic Searching Modul. Im Sinne von Bloom's Taxonomy von Lernzielen gibt es unterschiedliche Arten von Kompetenzen, die wir vermitteln wollen. Erst einmal natürlich Grundlagenkenntnisse zu evidenzbasierten Medizin, also zum
Beispiel über Studien, Designs und Fragestellungen. Andererseits natürlich die Grundlagen der Suchprozesses, also was sind relevante Datenbanken, was ist die Suchprozesse, was sind relevante Software, was verschiedene Suchansätze gibt es, was sind die methodischen Ansprüche. Auf einer
nächsten Ebene geht es uns dann um die Anwendung und Analyse dieser möglichen Methoden. Das heißt einerseits die Planung von Suchprozessen, das betrifft natürlich die Auswahl von Quellen, aber auch die Kommunikation mit den Wissenschaftlern zum Beispiel. Und dann natürlich die Durchführung im Sinne von
Suchstrategien in Datenbanken, Suchen nach grauer Literatur und auch die Dokumentation und Beschreibung der Suchprozesse. Es reicht aber nicht, Suchen nur durchführen zu können, sondern Suchspezialisten brauchen auch die Fähigkeit zu evaluieren, ob
Suchprozesse adäquat sind für eine Fragestellung oder einen Reviewtyp. Das heißt, auch das ist eine, es ist sozusagen eines der Lernziele von unserem Modul und außerdem handelt es sich bei der Literatursuche um ein Arbeitsfeld, das sich kontinuierlich
weiterentwickelt und dementsprechend müssen wir den Studierenden auch Kenntnisse vermitteln, die ihnen ermöglichen, ihre Arbeit an neue Entwicklungen und Anforderungen anzupassen. Und als letzten Punkt möchte ich noch kurz darauf eingehen, wie wir uns das alles vorgestellt haben. Sie haben schon gehört, es geht um
E-Learning und wir planen eine Kombination aus Asynchronen und Synchronen-Inhalten. Der Vorteil der Asynchronen-Lehre ist, dass die Studierenden die Inhalte am eigenen Lerntempo anpassen können und auch ihrer eigenen Zeitplanung und den individuellen Bedürfnis in
der Zeitplanung. Andererseits gibt es aber natürlich ist uns natürlich auch der direkte Austausch mit den Lehrenden wichtig, da es Inhalte gibt, die in Diskussionen besser vermittelt werden können als nur durch aufgezeichnete Vorlesungen zum Beispiel. Und damit bin ich schon am
Ende und würde meinem Kollegen wieder zurückgeben. Ja, danke. Nun Schlusswort noch, wie schon gesagt, wir versuchen dieses Jahr das erste Modul zu lancieren, über die nächsten Jahre auszubauen. Was uns
natürlich sehr hilft, ist, dass sehr viele Fachexperten aus aller Welt ihre Mitarbeit als Dozierende dieses Online-Programms schon zugesichert haben. Man darf also gespannt sein. Wir sind es jedenfalls.