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VR stellt unseren Begriff vom echten Leben in Frage

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VR stellt unseren Begriff vom echten Leben in Frage
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21
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CC Attribution - ShareAlike 3.0 Germany:
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Abstract
Manche Menschen leben schon heute mehr in der Virtuellen Realität als im so genannten „echten“ Leben. Doch diese Unterscheidung ist relativ, wie meine große Recherche 2017 sowohl in VR als auch aller Welt ergeben hat. Die Menschen machen das, was Forscher für die Zukunft vorhersagen: wir werden wählen zwischen Realitäten, in denen wir uns aufhalten. Die Virtuelle ist keine zweite-Klasse-Realität. Wie fühlt sie sich an für die Menschen, die sie schon jetzt ihrem echten Leben vorziehen?
HypermediaPixelWindowAktion <Informatik>Eigenvalues and eigenvectorsYouTubeVirtual realityTouchscreenSecond LifeTime travelSeries (mathematics)Physical quantityXMLUMLLecture/ConferenceComputer animation
Time travelInternetLength
Musical ensembleSoftware bugMischung <Mathematik>Monster groupBoom (sailing)Lösung <Mathematik>Computer animation
PixelGeometrischer KörperVirtual realityTime zoneStaff (military)PixelWINDOW-BOSSSet (mathematics)Field (mathematics)Hard disk driveComputer animation
Geometrischer KörperPhysikPhysical lawVirtual realityEigenvalues and eigenvectorsSocial classPredictionDistanceScientific modellingDirection (geometry)PhysikPixelInformationMatrix (mathematics)Lecture/Conference
Social classLecture/Conference
Service (economics)
Virtual realityReal numberComputer animation
Virtual realityHausdorff spaceMeeting/Interview
Virtual memoryComputer animation
Avatar (2009 film)Stack (abstract data type)Sage <Programm>FacebookVelocityLecture/Conference
Direction (geometry)Virtual realitySmartphoneService (economics)Meeting/InterviewLecture/Conference
Chain rule
Bus (computing)
Lecture/Conference
Transcript: German(auto-generated)
Ja, willkommen auch von mir. Ich freue mich sehr, dass so viele gekommen sind, schon
morgens hier in diesen Raum, um von mir über virtuelle Realität zu hören. Die Titelfolie ist vielleicht auf den ersten Blick ein bisschen albern, auch auf den zweiten vielleicht. Da ist Philip Rosedale drauf zu sehen, das ist dieser schmale junge Mann. Er ist der Gründer von Second Life, den habe ich in San Francisco in seinem Lab besucht und der hat natürlich Großes vor in
Virtual Reality und der hat mir dieses Bild gezeigt, was eigentlich Virtual Reality ist, in dem Fall im YouTube-Film. Ich habe es abfotografiert von seinem Screen. Er findet darauf sieht man, wie real VR heute schon ist und das natürlich quasi zweidimensional ist, man kann es gar nicht sehen und sein Argument war, man sieht darauf, dass er so aussieht wie im echten Leben dieser
schmale junge Mann und das zugegebenermaßen sieht er im echten Leben sehr viel älter aus, habe ich ihm aber nicht verraten. Dennoch möchte ich euch heute sagen, warum VR so real oder sehr nah am echten Leben ist und zwar unabhängig davon, ob wir versuchen, genauso auszusehen in VR wie Philip Rosedale. Für mich hat die virtuelle Realität angefangen
mit einem großen roten Mann. Ich war das erste Mal in einem sozialen virtuellen Treffpunkt, ich weiß nicht, wer von euch das kennt. Es gibt beispielsweise Allspace, wo auch dieses Bild her ist, da kann man, also man setzt dieses Headset auf, die Kopfhörer und dann ist man zack auf einmal in einem anderen Raum und so ging es mir wahrscheinlich
allen, die das mal probieren, dass man total begeistert ist von diesem auf einmal ganz woanders zu sein, durch diese kleine Aktion ein Headset aufzusetzen. Ich war angekommen in diesem Raum, es war ein ganz schöner, großer, heller Raum mit sehr sehr großen Fenstern, von draußen hat die Sonne durch die Fenster geschieden und ich habe die auf meiner Haut gespürt und jetzt denkt ihr euch vielleicht, kann ja gar nicht sein so ein Quatsch und
das dachte ich auch, man spürt es aber trotzdem, obwohl man genau weiß, es kann nicht sein, ich kann das nicht spüren, weil ich bin in meinem Wohnzimmer, man hat nur so ein Headset auf, spürt man Dinge, die eigentlich gar nicht da sein können und das war das erste, was ich gelernt habe in der virtualen Realität, das Gehirn ergänzt fehlende Reize. Das Ganze wirkt surreal und wieso, das erkläre ich euch im Lauf des
Talks noch, dass das Gehirn einfach das ergänzt, was normalerweise auch da sein müsste, nämlich zum Beispiel die Sonne, die man auf der Haut spürt. Dieser rote Mann ist also aufgetaucht, sobald ich in diesem Raum angekommen war, sobald ich das Headset auf hatte und stand mir sehr nah gegenüber, ich stand vor einer Treppe, also hinter mir war eine Treppe, ich konnte nicht so richtig ausweichen, ich habe hinter
ihm diese Fenster gesehen, draußen die Menschen, die sich unterhalten haben, es hat einen Bach geplätschert, es war alles irgendwie ganz romantisch, die Sonne ging unter und dann mitten in diese schöne Stimmung kam eben der Mann, viel zu nah und das war die zweite Lektion, man spürt in der virtualen Realität so wie im echten
Leben, wenn einem jemand zu nah kommt, wenn er in einen eigenen Raum eindringt, es ist wie im echten Leben, der eigene Körper hat einen eigenen Raum und wenn da jemand eindringt, das spürt man auch im virtuellen. Ja ich mache es kurz, der Mann hat nicht lange gezögert, er hat mir an die Brust gegrabscht und das war das
erste Mal, als ich mich gefragt habe, wie kann das sein, dass sich das alles so anfühlt, als stecke ich in diesem Körper. Es ist doch nur ein Avatar, es sind doch nur Pixel, warum bedroht mich das so, wenn so jemand so was macht. Und die Frage hat sich in den kommenden Monaten mir ganz oft gestellt und zum Glück habe ich nach diesem blöden Erlebnis am Anfang nicht aufgehört damit,
sondern bin wieder und wieder in die Feier und habe ganz viele ganz arg nette Leute kennengelernt. Die wichtigste ist wohl Sana, die man hier sieht und da sieht man auch schon gleich im Vergleich zu der ersten Folie mit Philip Roseday, dass man nicht aussehen muss wie im echten Leben, also die lila Figur ist die Sana, die blaue bin ich und wir stecken unsere Köpfe zusammen in so einer alten Bibliotheke, wo wir vor uns die
Abendstimme hatten. Ich habe es angesprochen, auch in diesem schönen Raum mit der Sonne und der Abendstimmung und sie hatten die ganz sanfte Stimme und das war das erste, was mir aufgefallen ist. Sie hat diese sanfte Stimme und zusammen mit dieser, wie sich ein Kopf bewegt, weil das wird ja auch übertragen und zusammen mit der Gestik kriegt man einen
wahnsinnig guten Eindruck von so einer Person. Das war das nächste, was ich gelernt habe. Sie war mir sehr, sehr sympathisch, ganz egal, wie der Avatar aussieht und das ist dieses, also im Prinzip der einzige Eindruck, der fehlt aus dem echten Leben, abgesehen von Haptik und von Gerüchen, ist eigentlich, wie jemand im echten Leben aussieht, aber durch die Stimme und die Gestik kriegt man total
viel von dieser Person mit. Sana war immer ein bisschen traurig und ich habe nicht lange nicht gewusst, wieso. Sie hat den eigenen Raum, hat einen Balkon hingebaut, gehabt in diesem Raum und konnte mal auf dem Balkon stehen und da sind Sterne rumgeflogen, was jetzt kitschig klingt, aber in Wirklichkeit hat sie sehr, was ja eine sehr romantische Stimmung auf diesem Balkon. Ihr Raum
hieß Sanas Time Machine, also Zeitmaschine und sie hat an den Wänden Gedichte gehabt und sie hat Bilder selber gemalt und alle diese Gedichte und Bilder waren arabisch beschriftet, weil sie in Kuwait lebt und sie hatten ein paar davon übersetzt und diese Gedichte gingen alle irgendwie um die Zeit, warum man die nicht zurückholen kann, was denn die vergangene Zeit ist und
alle waren so ein bisschen melancholisch. Das wichtigste aber bei Sana war ihr offener Kamin, den man hier im Hintergrund sehen kann. Also sie hat ja dieses Feuer in ihrem Raum und man sieht auch im Hintergrund eins ihrer Bilder mit den arabischen Schriften drauf. Und wir haben abendelang an diesem Kaminfeuer gesessen und haben diskutiert und philosophiert. Auf dem Bild ist jetzt noch
Eveldur drauf. Einer ihrer Verehrer, wie ich sagen würde, sie sagt Nein, nein, ist einfach nur ein Freund. Jedenfalls auch jemand, den wir dort sehr oft getroffen haben. Wir haben abendelang diskutiert über das Leben und die Kinder und die Männer und was man halt so alles spricht. Ich habe erfahren, dass sie streng gläubige Muslimin ist und ich habe wahnsinnig viel über ihre Zeit in der Region gelernt in dieser Zeit. Und von
ihren auch von den Zweifeln, die sie hat in der Erziehung, wie sie mit ihrer Tochter gestritten hat, weil die mal eine Zeit lang das Kopftuch nicht tragen wollte und wie leid ihr dieser Streit tut. Wir haben sehr intensive Gespräche geführt. Bei Sana war auch oft andere User zu Besuch. Sie ist ein sehr kommunikativer Mensch und immer wenn jemand neu gekommen ist
in ihre Zeitmaschine hat sie denjenigen gefragt, wohin möchtest du reisen in welche Zeit? Und das ist ganz spannend, weil man ganz viel von Menschen erfährt, wenn man ihnen diese Frage stellt. Ich habe sie auch mal gefragt Sana, in welche Zeit willst du eigentlich reisen? Und da hat sie aber nur so ein bisschen traurig den Kopf geschüttelt und
nicht nicht darauf geantwortet. Das ist was, was ich erst später erfahren habe, dass ich sie im echten Leben besucht habe. Aber erst mal haben wir im virtuellen einfach viel Spaß zusammen gehabt. Wir waren zum Beispiel auch in Rackroom, was ein anderer virtueller Treffpunkt ist, wo man Tennis spielen kann. Und es ist wirklich so, man man steht dann in seinem Wohnzimmer und holt aus und spielt Tennis. Ich kann das nicht im echten Leben, aber nach allem, was ich, dieses Wurzeln hat sich
wahnsinnig echt angefühlt. Wir haben viel gelacht und wir waren am Ende total verschwitzt und K.O. Wir haben Frisbee gespielt. Auch das kann ich nicht gut im echten Leben und ich kann es auch nicht gut in VR. Also wie im echten Leben ist dieser Frisbee, wenn man ihn komisch wirft, rumgeeiert. Auch das hat mich wieder beeindruckt, wie echt sich es anfühlt, bis ich einmal meinen Spiegel
getroffen habe mit dem Controller, wenn dann doch auf einmal wieder irgendwie auch noch da war. Und ich habe viel nachgedacht über mich und über unser Verhältnis, also Sana und mein Verhältnis in dieser Zeit, weil sie war eine richtig gute Freundin geworden und gleichzeitig wusste ich, wir haben uns noch nie im echten Leben getroffen. Wie echt ist das eigentlich? Meine Freunde, meine Familie haben gesagt,
du fällst doch auf jemanden rein. Ist doch immer so im Internet, die Leute tun so, als wären sie jemand und in Wirklichkeit sind sie ganz anders. Du lässt dich doch verarschen von den Leuten. Und diese Frage hat sich bei mir durchgezogen. Ich hab das Gefühl, nein, ich kenne die Sana sehr gut, aber ich konnte nicht wirklich sagen, warum ich mir da so sicher bin. Ich habe auch viele andere Leute kennengelernt in VR. Ein Bild von
einem der Räume in Allspace, wo man diese Sanddünen erkunden kann und die Bäume. Ich habe beispielsweise Cats kennengelernt. Der hat sein Avatar ständig gewechselt. Der war mal Vogel, der war mal Monster, war mal eine Mischung als Maus und Hase unterwegs. Und er war total aktiv und der hat mir die besten Tricks gezeigt. Also man kann da zum Beispiel, wenn man weiß, wie auf die Bäume sich
hochbeamen und dann hockt man da oben in der Baumkrone und die Blätter wackeln und raschen um einen rum und man hat wirklich Höhenangst. Er hat mir auch gezeigt, wie man hinter bestimmte Wände schlüpfen kann und Schatz findet und Sachen, die eingebaut haben, einfach um diesen, ich glaube, diesen Spieltrieb zu befriedigen, wenn Leute so Geheimnisse rauskriegen. Er hat mir gezeigt, wo man von der Welt springen kann. Man kann an bestimmten Stellen, ich glaube, das ist einfach ein Programmierfehler. Wenn man dann
dahin geht, dann noch einen Schritt nach vorne macht, dann fällt man endlos weit runter. Und wir haben endlos viele von diesen Stürzen gemacht und hatten wahnsinnig viel Spaß dabei. Der Cat hat sich so schnell bewegt in seinem Körper, dass ich kaum hinterher gekommen bin oft. Also mal richtig gemerkt, er bewohnt seinen Körper wirklich. Das ist für ihn total intuitiv, dieses Beamen, rennen, springen,
fliegen. Das geht alles in VR. Man muss sich ein bisschen dran gewöhnen. Es ist aber erstaunlich intuitiv. Und ich bin aber oft bei ihm wirklich kaum hinterher gekommen, weil er so aktiv und so überall gleichzeitig war. Ich habe Chris kennengelernt, einen Diplomaten aus Kanada, der auch sehr traurig war. Der hat darüber gesprochen, warum und zwar, weil seine
Familie ausreisen muss. Der war in Bangladesch und zwar in Bombenanschlag und seine Frau und seine beiden Töchter mussten dann von seinem Arbeitgeber aus ausreisen. Der war ganz allein in einem großen, riesengroßen Haus, was auf einmal ganz leer war und durfte auch nicht raus. Er wurde morgens im Panzerwagen zur Arbeit gefahren, abends zurück und durfte dann nicht mehr weg. Er war furchtbar einsam und hat seine Familie vermisst und hat sich dann später in VR wieder
getroffen und hat gesagt, für ihn war das die Lösung. Man hat sich wieder gesehen. Man war gemeinsam in einem Raum fast wie im echten Leben und das hat ihn getröstet und deren Verhältnis, würde ich sagen, gerettet. Dann ist mir noch diese Torte über den Weg gelaufen. Das ist die Verlobungstorte von Ben und Shu. Die beiden haben sich in VR kennengelernt und auch in VR
verlobt. Und da fand ich es zum ersten Mal schade, dass diese Welt nur aus Pixel besteht, weil man die Torte einfach nicht essen kann. Ich war also auf dieser Verlobungsparty, der Ben hat ein ganzes Haus gebaut für seine Frau, die sich verliebt hat und hat ihr um ihre Hand angehalten. Und aus dem Anlass gab es
auch diese Torte. Ich habe Crystal kennengelernt. Das ist eine von der haben wir von Anfang an alle Leute erzählt in Allspace. Die macht die besten Partys hier und sie hat mir gleich als ich sie getroffen habe, sie hat im echten Leben eine Angststörung. Sie kann Menschen nicht im echten Leben treffen. Und davon war in VR wirklich nichts zu spüren. Sie ist wahnsinnig kommunikativ und quirlig.
Sie hat die besten Partys organisiert, zum Beispiel einen Raum gebaut in dem Klavierstand, in dem zwei Menschen vierhändig Klavier spielen können. Und das geht auch, wenn der eine aus USA und der andere aus China kommt. Das sind wohl Erlebnisse, die wir noch nie hatten. Und jetzt auf einmal geht's. Hier ist Crystal drauf, ist die im Vordergrund.
Sie hat auch einen Raum gebaut, einen Campingplatz gebaut, weil sie so lange Partys macht. Die gehen oft 48 Stunden, weil man ja aus verschiedenen Zeitzonen zusammenkommt und alle auch mal schlafen müssen. Also braucht man diesen Campingplatz mit einem wunderschönen Sternenhimmel, wie ich finde. Und Leute haben sich wirklich dann da hingelegt mit ihrem Headset und geschlafen und ab und zu nachts die Augen aufgemacht und im Sternenhimmel geschaut und dann aufgestanden und weiter gefeiert.
Und zwar auch nach so einer Party, als sich mir die Frage gestellt hat. Wieso ist es hier so real oder was genau ist eigentlich jetzt real? Sie hatten die Nacht durchgefeiert, wir haben wild getanzt und obszöne Kartenspiele gespielt und dann ist die Crystal hat sich irgendwann verabschiedet und ich dachte, ich muss mal wieder mein anderes Leben zurück. Hab das Headset abgenommen und vor meinem Fenster sind es hat gerade gedämmert.
In Deutschland sind zu Kindern mit so großen Schulrenzen durch die Gegend gelaufen und auf einmal das Gefühl, jetzt fühlt sich die Realität virtuell an. Das ist irgendwie irreal. Und all diese Fragen habe ich Thomas Metzinger gestellt. Der ist Philosoph an der Uni Mainz und der beschäftigt sich schon seit ganz langer Zeit mit solchen Fragen, mit virtuellen Realität. Und was macht die Realität eigentlich aus?
Und er hat einen Ethikkodex veröffentlicht. Unter anderem weil seine Erfahrungen genau die, was ich auch gemacht habe. Man fühlt diesen Körper quasi wie seinen eigenen und er sagt, das ist gefährlich. Deswegen braucht es einen Ethikkodex, dass wir entscheiden können, was wir machen wollen mit VR und was auch nicht. Für ihn ist es ein Glücksfall. Das gibt, weil er endlich
eine seiner Thesen beweisen könnte, nämlich die, dass unser Bewusstsein nicht an unseren Körper gebunden ist und unser Bewusstsein den Körper wechseln kann. Das hat er mit einem Experiment gemacht. Er hat einen Teilnehmer Partizipant, der wird von hinten mit der Kamera gefilmt und bekommt dieses Bild
eingespielt vor sich. Also er hat eine Vaginalty-Brille auf und sieht quasi sich selber von hinten vor sich. Das heißt Out of the Body Experience. Ich habe das neu in Japan ausprobiert. Es ist wirklich ein seltsames Gefühl, man sich selber von hinten sieht. Man spürt, man ist nicht mehr in seinem Körper. Und er hat dann diesen Probanden von hinten mit einem Stab nebenbei am Rücken entlang gestrichen. Man sieht dann ja selber auch,
dass der Mensch vor ihm, der er selber ist, mit einem Stab am Rücken gestrichen wird. Und tatsächlich haben die Probanden das Gefühl gehabt, sie sind in diesem Körper, der außerhalb von ihrem eigenen Körper ist. Und das Ganze funktioniert auch mit einem gefakten virtuellen Körper. Also in dem Fall ist vor der Kamera oder kriegt der Proband vor sich eingespielt einen anderen Körper, der in diesem Abstand steht. Und sie machen das gleiche Experiment mit diesem Stab,
berühren ihn am Rücken und er sieht, der Körper wird am Rücken berührt und spürt, er ist in diesem anderen Körper. Also die Probanden haben gesagt, das fühlt sich irgendwie seltsam an. Aber es ist so, man man spürt, dass man dort in dem Körper ist. Ich habe dann den Metzinger natürlich auch gefragt, was ist denn mit der äußeren Welt? Ist die überhaupt existent? Also wenn diese ganzen Pixel uns so gut vorspielen können,
dass wir, dass das die reale Welt ist, so wie im Film Matrix, den wahrscheinlich die meisten von euch kennen, ist dann dann überhaupt gesichert, dass diese Welt überhaupt existiert? Und da diskutieren Philosophen ja auch schon lange drüber. Und der Thomas Metzinger hat mir dann sein rotes Sofa gezeigt und hat gesagt, ja, was ist damit? Ist dieses Rote, ist das real? Und die andere lautet natürlich nein.
Das Rote ist nicht real, sagt er. Er sagt, dieses Rot, das sind Eigenschaften eines Modells in unserem Gehirn. Also nach seiner Idee gibt es keine farbigen Gegenstände an sich, sondern es gibt Wellenlängen und das, was unser Gehirn daraus macht. Also ein Modell, dieses Rote Sofa ist ein Modell, was unser Gehirn erstellt hat nach allen Informationen, die eben da sind. Und er sagt, das ist nicht Realität,
sondern virtuelle Realität, was wir erleben. Und er sagt, wenn sich was real anfühlt, dann liegt es daran, dass unser Gehirn Vorhersagen macht über das, was jetzt passiert oder wie sich das anfühlt, wenn wir mit der Welt interagieren und wenn diese Vorhersagen übereinstimmen mit dem,
was dann passiert. Und das klingt vielleicht ein bisschen theoretisch, aber real ist es so. Haben wir auch andere Psychologen bestätigt, die sich viel mit VR beschäftigen. Wenn wir in VR gehen und es ist alles so wie im echten Leben, dann kann unser Gehirn diese Vorhersage verifizieren. Also beispielsweise ich gehe auf eine Gruppe von Leuten zu und deren Stimmen werden immer lauter.
Es ist wie im echten Leben. Oder ich gehe in Richtung einer Lichtquelle und ich sehe, meine Hand wird immer heller. Das ist wie im echten Leben. Wir erleben quasi die Physik der echten Welt in der virtuellen Realität. Und das ist der Grund, warum sich das alles echt anfühlt. Also die Gesetze der Physik, die wir von klein auf einfach intuitiv lernen, die werden zu Zeugen der Realität.
Und von dieser matrixartigen virtuellen Realität träumt auch Philip Rosedale, den ich euch ja zu Anfang kurz virtuell gezeigt habe. Jetzt ist er auch real hier und man sieht auch, dass er ein bisschen älter ist als auf dem Bild am Anfang. Er hat vor vielen Jahren Second Life gegründet und das war damit ja sehr erfolgreich. Er ist überzeugt davon,
dass es dieses Bedürfnis gibt nach einer alternativen Realität und er glaubt jetzt mit VR ist es richtig möglich geworden. Er hat natürlich auch einen eigenen Treffpunkt aufgebaut, High Fidelity ist so ähnlich wie Allspace VR ein Treffpunkt in der virtuellen Realität. Und er sagt, wir werden eines Tages wählen können zwischen verschiedenen Realitäten.
Die werden so real werden, dass diese jetzige hiesige Realität noch eine von vielen ist. Und er sagt, die wäre das Museum dann und wir können aussuchen, wo wir uns aufhalten wollen. Wir werden nur zurückkommen zum Essen und zum Lieben. Und damit ist er nicht allein. Es gibt auch den US-Philosophen David Chalmers, der sagt, virtuelle Realität ist keine zweite Klasse Realität.
Und tatsächlich für die Menschen, die ich dann in ihrem echten Leben besucht habe und ich aus VR schon kannte, die sich dort sehr viel aufhalten, ist sie vielleicht sogar erste Klasse. Die ziehen VR schon jetzt ihrem echten Leben vor aus verschiedensten Gründen. Die haben dort ihre Freunde, sich feiern dort ihre Partys, die verbringen dort ihre Freizeit.
Ja, und für mich wurde jetzt Zeit, dieser Frage nachzugehen. Wie echt sind denn diese Beziehungen, die ich zu den Leuten habe? Und ich habe also angefangen, die anzuschreiben und zu fragen, kann ich euch besuchen kommen? Ich will euch im echten Leben sehen. Alle voran natürlich Ben und Schu, dieses Paar mit der Hochzeitstorte, die man jetzt hier in echt sieht.
Ich wollte von ihnen wissen, kann es sein, dass man in VR ein Paar ist und ist man es dann auch im echten Leben. Die haben sofort zugestimmt. Die waren natürlich total überzeugt und freuen sich, wenn man diese Geschichte in die Welt trägt, dass man sich auch in VR verlieben oder ein Paar sein kann. Schu war zu der Zeit in China und hat ein Heiratsvision beantragt. Deswegen habe ich sie nicht getroffen, aber ich habe Ben in Atlanta besucht.
Und zwar in dieser Bar. Und mir ist erst später aufgefallen, deswegen war gerade die andere Folie noch da von der Torte, wie ähnlich sich diese beiden Bilder eigentlich sind, also von den Farben her. Und auch dieser Tresen ist da. Also auch dort, als ich in diesem Barbecue ankam, hat das Gefühl, wie real ist das oder ist es nicht auch so ein bisschen real alles?
Selfies können natürlich auch dazu, Ben und ich im Barbecue. Und er hat mir von seiner liebsten erzählt und hat mir auch gesagt, es war die Stimme, es war der Humor, es war die Art, wie wir zusammen in VR interagiert haben. Es war ganz klar, wir passen zusammen, das ist die Frau, die ich heiraten will.
Er hat mir gesagt, er muss oft umziehen, er arbeitet in der Filmindustrie. Er hat deswegen, weil er eigentlich keine, wer es ein bisschen entwurzelt, kein eigenes, kein richtiges Umfeld hat, keine Freunde und hat auch noch nie eine Freundin gehabt, auch weil er sagt, er sei schüchtern. Also Schu ist seine erste Freundin und er meinte auch, als er sie im echten Leben besucht hat,
war das ganz klar. Sie haben sich im Flughafen getroffen. Natürlich, sie waren aufgeregt. Aber es war stand ich in Frage. Sie waren ja schon ein paar. Das einzige, was ihn an diesem Abend so ein bisschen geknickt hat, sein lassen, war, dass er nach diesem Besuch in London gelebt damals, bevor sie dann nach China ist, um dieses Visum zu holen, dass er gemerkt hat, dass er seine Fernbeziehung hat. Er ist neun Stunden lang geflogen
und hat gesagt, Wahnsinn, es ist, sie ist ja wahnsinnig weit weg. Und in VR waren sie immer gemeinsam in diesem einen Raum gewesen oder in verschiedenen Räumen, aber immer gemeinsam mit diesem Gefühl, wir sind am gleichen Ort. Und auf einmal im echten Leben hat er gemerkt, Mist, die ist ganz weit weg. Und seit er spürte diese Distanz, ob die reale oder die virtuelle Welt realer ist,
habe ich ihn gefragt. Und er hat gesagt, Na eins ist klar, Reality sucks. Also Realität kotzt mich an, weil jetzt weiß ich, wie weit Schuh weg ist. Für ihn war die VR realer und besser als im echten Leben. Ja, und dann gibt es natürlich noch Sana, diese Freundin aus Kuwait. Die hat sich erst ein bisschen geziert,
als ich gesagt habe, ich komme oder ein bisschen. Ja, sie hat eigentlich sich einfach nicht mehr gemeldet. Hat mich auch nicht mehr in VR treffen wollen. Sana, hey, was ist los? Wir haben schon mal drüber gesprochen gehabt. Ich will dich mal im echten Leben besuchen. Wir sind doch Freundinnen, aber sie hat auf einmal ja, war auf einmal nicht mehr zu erreichen. Irgendwann hat sie dann doch zugestimmt, also gut, komm mal vorbei, wenn du unbedingt willst. Und wir haben uns in Kuwait getroffen
und ich habe gesagt, Sana, was war denn los? Was ist denn das Problem? Warum wirst du mich nicht treffen? Dann hat sie mir erklärt, dass sie im echten Leben keine Freunde hat und dass sie Sorgen hatte. Sie hat im virtuellen Leben auf einmal Freunde gefunden und sie hat seit sie klein ist das Gefühl, sie passt eigentlich nicht in die Welt. Die hat kein Niemand mag sie. Die Leute finden sie komisch und im virtuellen war es anders
und sie hat Angst, wenn jetzt diese Freundin aus der virtuellen Realität auf einmal in ihr leichtes Leben kommt, dann mag sie sie auch nicht mehr. Was natürlich Quatsch ist. Also ich habe sie noch gemacht und das war genauso wie wie im virtuellen. Ich habe gemerkt, wir sind uns sehr vertraut und sie war nicht anders, als ich es erwartet habe. Ich habe nur eben ihr Äußeres noch nicht gekannt, was dann anders war.
Wir hatten drei spannende Tage. Sie hatten mir ihre Stadt zeigen wollen, Kuwait City. Das Problem war, dass sie sie gar nicht kannte, weil sie das Haus nicht verlässt. Also sie sitzt eigentlich immer zu Hause, aber sie dachte jetzt, wenn eine Touristin kommt aus Deutschland, muss ich sie zeigen und wir haben uns ständig verfahren. Immerhin haben wir dieses Aquarium gefunden, das sie mir dann gezeigt hat, eine der Sehenswürdigkeiten in Kuwait City.
Und ich finde auch da sieht man irgendwie, dass das Ganze real ist und dass die Realität nicht unbedingt realer sein muss als das virtuelle. Wir haben viel über das Verhältnis von Männern und Frauen uns unterhalten und uns darüber auch teilweise gestritten. Sie sagte, in ihrer Religion, ihrer Kultur dürfen sich Frauen nicht mit anderen Männern treffen, außer mit ihrem eigenen.
Sie hat ihre Tochter auch mal, hat ihre Tochter mal geohrfeigt, als sie sie bei einem Date erwischt hat. Und sie würde abstreiten, dass sie Verehrer hat in VR. Aber für mich alles, was ich mit ihr erlebt und gesehen habe, ist, sie hat Verehrer und sie führt da eine Art von Beziehung in VR. Und es ist, glaube ich, auch die Chance in dem Fall für muslimische Frauen,
dass sie unbemerkt von der Öffentlichkeit und ohne bestraft zu werden, in ihrem Wohnzimmer einfach in so eine andere reale Welt eintauchen können und da ihren Spaß haben. Ja, und sie hat mir auch die Frage beantwortet, warum sie, in welche Zeit sie reisen will. Sie hat mir eines Tages diese Ehrentafel für die heldenhaften Kämpfer
gegen Saddam Hussein gezeigt und darauf auch ein Foto von einem Mann, der mal ihr Mann war. Also ihr Mann ist seit mehr als 25 Jahren tot. Die Tochter war damals zwei Jahre alt und sie lebt in der Tochter heute alleine zusammen in einer sehr kleinen, sehr dunklen Wohnung, die sie abgeklebt hat. Sie sagte Eva,
du wolltest immer wissen, wohin ich reisen will. Ja, ich möchte in die Vergangenheit reisen, in die Zeit, als mein Mann noch gelebt hat. Ich vermisse ihn so sehr. Ja, und auch Katz hat sich auf einmal nicht gemeldet. Dieser agile Mann, der immer die ganzen Avatare gewechselt hat und fliegen und bemen und alles konnte.
Der war auf einmal weg. Niemand wusste, was los ist. Und ich habe geschrieben und gesagt, Katz, wollte ich besuchen kommen. Wo bist du? Keine Reaktion. Die Leute haben gesagt, na, es spricht ja schon seit einem Jahr davon, dass er bald sterben wird. Er hat eine schlimme Herzkrankheit. Das wussten irgendwie alle. Vielleicht ist er jetzt einfach gestorben. Und ich dachte auch, ja, kann das sein. Dann ist irgendwann ein Facebook-Post aufgetaucht,
dem er geschrieben hat, war ein Foto drauf von einem Haus, das komplett auf die Grundmauer untergebrannt war. Er hat geschrieben, ich war in diesem Feuer und danach wieder keine Reaktion. Nichts unter dem Post waren nur zwei so traurige Smilies von Freunden. Dann habe ich diese Freunde angeschrieben und irgendwie habe ich es geschafft, Kontakt zu ihm zu bekommen über den Facebook-Messenger und habe geschrieben, Katz,
ich will dich jetzt besuchen kommen. Wo bist du denn? Er hat gesagt, komm nicht. Ich bin hässlich. Katz, das glaube ich nicht. Und ich komme trotzdem. Ich will dich besuchen kommen. Wir haben darüber gesprochen gehabt. Er hat gesagt, nee, ich bin ein grauer alter Mann. Komm nicht. Ich habe aber dann immer ein bisschen drauf bestanden und gesagt, doch, also sag mir doch, wo du bist. Und da bin schließlich in Spokane besucht,
im Stadt Washington. An sich schon eine recht trostlose Stadt. Da war er gelandet, nachdem er nach einer Oddysee durch die USA, nachdem sein Haus abgebrannt war. Ich rede ein bisschen schneller, weil ja eine Minute angezeigt wird. Er wollte eigentlich in die Westküste, ist dann schließlich in Seattle als Obdachloser durch die Gegend gezogen,
weil das alles viel zu teuer war. Also er ist ins Spokane gelandet, was die erste Stadt ist. Wenn man dann von Westen Richtung Osten reist, indem man sich oder indem er sich ein Kellerloch leisten konnte, indem ich ihn dann besucht habe, indem ich ihn vorgefunden habe. Er lebt dort bei einer bei einer Familie in diesem Haus, das total vermüllt und kaputt ist.
Er lebt im Keller an diesem diese roten abgehängten Fenster gehören zu ihm. Sie haben ihn also in einen Raum gegeben, eine fleckige Matratze, ein fleckiger Teppich, kein Tisch, kein Stuhl. Und er lag da halb sitzend, halb liegend und hat auf seinem Smartphone gesurft und hat gesagt, das Problem ist, dass sein Headset verbrannt ist bei diesem Brand. Also er kann nicht mehr in die virtuelle Realität.
Und die ist aber eigentlich sein Leben. Ich überspringe jetzt ein paar Sachen, weil die Zeit schon so fortgeschritten ist. Uns wurde während des ganzen Besuches klar erlebt, er ist gezwungen, in diesem biologischen Körper zu leben, in dem er jetzt ist und will aber und kann da nicht leben. Also er hat diese Herzkrankheit,
er hat ständig Herztabletten genommen. Er hat in seinem Kühlschrank nur noch ein Päckchen Toastbrot gehabt. Der war pleite, weil er von Frührente leben muss wegen dieser Krankheit und hat sein letztes Geld ausgegeben gehabt für Bauteile für einen Computer, um sich wieder Zugang zu seiner virtuellen, seinem echten, an seinem eigentlichen echten Leben zu verschaffen.
Ich habe ihn gezwungen, rauszugehen. Wir waren auf einem Garagenflormarkt und ich habe ihm diesen grünen Sessel gekauft, also wenigstens ein Sessel in seiner Wohnung. Und wir hatten ganz viele schöne Erlebnisse mit Menschen und er hat immer trotzdem gesagt, Menschen sind mein Problem. Sie mögen mich nicht. Und ich habe ihn trotz allem, was wir erlebt haben, nicht überzeugen können davon, dass Menschen gibt mir noch eine Minute.
Dass Menschen es mir gut meinen und sie waren nett zu ihm und er ist auch ein ganz charmanter Mann eigentlich. Hier sieht man ihn mit seiner seinem Pepsi Becher, den er immer dabei hatte. Er wollte immer, dass wir in so eine Fast Food Kette essen gehen, weil da gibt es für 5 Dollar ein Menü, was noch an dem man noch zwei Tage essen kann und man darf so oft man möchte diesen Becher wieder auffüllen. Deswegen hat er immer dabei gehabt
bei all unseren Ausflügen und trotzdem, ich habe gespürt, dass ihm das alles zusetzt, also dieses Draußensein unter Menschen sein. Es war anstrengend für ihn, ist manchmal einfach ohne Kommentar aus einem Restaurant rausgelaufen oder aus dem Bus ausgestiegen und hat Schweißpein auf der Stirn gehabt und gesagt Ich kann gerade nicht. Tut mir leid. Warte kurz. Er hat bei unseren Spaziergängen
schwer geatmet und konnte auch da teilweise nicht mehr. Also er ist im echten Leben ein ganz anderer als NVR. Zumindest sein Körper ist ein ganz anderer vom Mensch her, von seinem Charakter her habe ich ihn wieder erkannt und habe ihn hier und da gemocht. Wir haben eine gute Basis gehabt. Aber das echte Leben ist einfach nicht sein Element.
Und das muss es auch nicht sein. Und das ist so meine Message, die ich euch gerne mitgeben will. Vergesst euren Kulturpessimismus, wenn VR so echt ist, wie das echte Leben und eine andere Realität ist und wir uns ausruhen können, wenn wir leben wollen. Warum nicht? Das ist doch eine gute Sache.