IN, SIDE, OUT of SCIENCE
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Formale Metadaten
Titel |
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Serientitel | ||
Anzahl der Teile | 132 | |
Autor | ||
Lizenz | CC-Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland: Sie dürfen das Werk bzw. den Inhalt zu jedem legalen Zweck nutzen, verändern und in unveränderter oder veränderter Form vervielfältigen, verbreiten und öffentlich zugänglich machen, sofern Sie den Namen des Autors/Rechteinhabers in der von ihm festgelegten Weise nennen und das Werk bzw. diesen Inhalt auch in veränderter Form nur unter den Bedingungen dieser Lizenz weitergeben. | |
Identifikatoren | 10.5446/33580 (DOI) | |
Herausgeber | ||
Erscheinungsjahr | ||
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Inhaltliche Metadaten
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Abstract |
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re:publica 201315 / 132
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WINDOWS <Programm>Minkowski-MetrikRundungXMLVorlesung/Konferenz
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KommunikationProzess <Physik>Vorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
03:49
KommunikationKommunikationp-BlockVorlesung/Konferenz
05:06
PlatteAggregatzustandPositionZugbeanspruchungLESp-BlockMomentenproblemWeb logBesprechung/Interview
09:51
RechnenFunktionalitätTheoretische PhysikMittelungsverfahrenChipkartePositionp-BlockBesprechung/Interview
12:57
Folge <Mathematik>ValidierungMeterGoogle BloggerBesprechung/Interview
14:05
CodeFunktion <Mathematik>p-BlockPAPProgramminspektionWeb logBesprechung/Interview
15:46
Meterp-BlockWeb logBesprechung/Interview
16:33
Automatische HandlungsplanungFunktion <Mathematik>DateiformatWeb logTwitter <Softwareplattform>Kommunikationp-BlockVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
18:18
KommunikationVorlesung/KonferenzComputeranimation
19:20
t-TestBesprechung/Interview
21:52
ReiheAnwendungssoftwareWahrscheinlichkeitsverteilungLeistung <Physik>Vorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
24:09
KommunikationProzentzahlPolarkoordinatenRuhmasseDateiformatVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
25:28
KommunikationBetrag <Mathematik>SystemplattformVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
29:00
Besprechung/InterviewVorlesung/Konferenz
29:51
GeradeInternetComputeranimationVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
30:42
InformationSchar <Mathematik>SystemplattformWikiVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
32:09
KommunikationErweiterungPositionInternetProzess <Physik>SystemplattformWeb logSchar <Mathematik>p-BlockVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
36:34
Repository <Informatik>p-BlockEigenwertproblemPAPWeb logOpen InnovationVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
39:06
MittelungsverfahrenGroßrechnerVersion <Informatik>ArchivsystemBildschirmschonerSpielraum <Wahrscheinlichkeitstheorie>SpieltheorieProgrammverifikationBesprechung/Interview
40:50
PRIMA <Programm>Vorlesung/Konferenz
42:33
RollbewegungBesprechung/Interview
43:24
DiskrepanzVorlesung/Konferenz
44:15
TrägerVerschlingungWort <Informatik>Open SourceSound <Multimedia>Tor <Netzwerk>Vorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
47:42
CW-KomplexTheoretische PhysikBesprechung/Interview
48:39
InternetVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
49:31
ErzeugendeInternetSoftwareentwicklerVorlesung/Konferenz
50:30
RelativitätstheorieTheoretische PhysikDigitalisierungEinflussgrößeInternetPAPBesprechung/Interview
52:04
Vorlesung/Konferenz
53:16
Strategisches SpielDateiformatBesprechung/Interview
54:47
MomentenproblemDateiformatInhalt <Mathematik>FokalpunktVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
56:05
KommunikationInhalt <Mathematik>DateiformatYouTubeVideoportalMomentenproblemMaximum-Entropie-MethodeVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
58:20
Twitter <Softwareplattform>Vorlesung/Konferenz
59:23
WINDOWS <Programm>Vorlesung/KonferenzXML
Transkript: Deutsch(automatisch erzeugt)
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Die ganzen Spaces sind in diesem Jahr Schwerpunktthemen der Republika und
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deswegen freue ich mich jetzt besonders eine illustrike Runde begrüßen zu dürfen, die sich damit beschäftigt, wie recht unprofane Wissenschaftsergebnisse vermittelt werden können, sodass möglichst viele sie verstehen. Aber es geht auch um die Beeinflussung von außen in die Wissenschaft hinein und um Beteiligungsmöglichkeiten. Und ich begrüße recht herzlich Ruth Schöllhammer, die diese Runde moderieren wird.
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Würdet ihr bitte auch aufs Paddle kommen? Solveig, Lars, anders? Kommt bitte gleich hoch, ich stelle euch da nochmal direkt vor, Lars, auch bitte.
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Ok, also wunderschönen guten Tag. Wir diskutieren hier das Thema Wissenschaft und Partizipation. Es kann losgehen? Ah ja, genau, die Präsentation ist jetzt auch zu sehen.
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Wir fragen uns, who is in, who is outside and who is out. Partizipation bedeutet, dass wir versuchen, Institutionen und Organisationen teilhaben zu lassen an Entscheidungsprozessen und Willenbildungsprozessen.
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Diese Partizipation ist wichtig, diese Teilhabe ist wichtig, um auch Prozesse zu legitimieren. Es geht also um Legitimation und um soziales Vertrauen aufzubauen. Dazu haben wir hier auf diesem Panel drei Leute sitzen.
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Einmal, ich stelle euch jetzt mal ein bisschen flapsig vor, im Laufe der Diskussion kommt ihr dann nochmal auf eure konkreten Projekte zu sprechen. Wir haben den Lars Fischer von Spektrum der Wissenschaft, auch berühmt mit seinem Fischblog. Solveig Weking, die verantwortlich ist für Discover Markets bei der Fraunhofer Gesellschaft, Wissenschaftsblog.
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Anders Lebermann, der bloggende Klimaforscher, haben wir ihn genannt. Im Vorfeld der Diskussion, ich habe ja nicht nur mit meinen Panelteilnehmern diskutiert, sondern auch mit vielen anderen Leuten, Doktoranden, Wissenschaftlern, auch Journalisten, bin ich sehr oft immer wieder auf Vorurteile gestoßen, die da hießen Wissenschaft und Partizipation, das geht gar nicht.
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Man hat dann diese Bedenkenträger im Land, man trifft auch sehr viele Vorurteile, vielleicht sind auch einfach Traditionen im Spiel. Wir wollen in dieser Diskussion ein bisschen dieses Thema aufbrechen und herausfinden, was kann Partizipation für die Wissenschaft bedeuten.
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Dazu haben wir dieses Thema aufgegliedert in drei Bereiche. Wir diskutieren einmal Wissenschaft und Partizipation unter dem Blickwinkel der Kommunikation, einmal unter dem Blickwinkel der Finanzierung,
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auch kein unspannendes Thema, und unter dem Blickwinkel des Ortes. So, da gehe ich jetzt gerade drüber, weil das habe ich vergessen zu klicken. Weiter? Können wir weiterklicken oder kann ich klicken? Hallo? Technik? Ich würde gerne weitergehen.
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Genau, es geht um das Thema Forschung und Kommunikation, üblicherweise haben wir in der Mitte hier den Forscher,
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der über seine Projekte forscht und wir uns die Frage stellen, wie kommuniziert er auf der einen Seite mit der Öffentlichkeit, mit dem Publikum oder kommuniziert er überhaupt, kommuniziert er nur mit Wissenschaftlern und wo kann es hingehen,
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können wir nachher ein Chart haben oder ein Bild haben, das so ähnlich aussieht. Ich möchte mit Lars anfangen. Lars, du bist Journalist, Wissenschaftsredakteur, und wir hatten vorher darüber gesprochen,
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dass du sagst, Wissenschaftsjournalismus ist schon mal an sich gar nicht klar, was das ist. Du meintest, diese Trennung zwischen Redaktion, PR, was ist Wissenschaftskommunikation aus deiner Sicht? Ja, das ist in der Tat die interessante Frage. Wir reden ja über Wissenschaftskommunikation, als wenn das ein einziger Block wäre, aber wir haben ja doch sehr unterschiedliche Interessen, wenn wir kommunizieren.
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Jetzt eine Institution wie Fraunhofer schreibt oder kommuniziert im eigenen Interesse über ihre eigenen Forschungen und will natürlich ihre eigene Forschung vermitteln, will natürlich auch Wissenschaft verständlich machen, natürlich,
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aber letztendlich aus einem eigenen Interesse heraus. Und als Wissenschaftsjournalist stehen wir eigentlich eher außen, müssen wir außen stehen und müssen dann eben auch, was ja immer gefordert wird, kritisch sein und der Anwalt des Lesers sein.
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Und als drittes dann zum Beispiel der Lebermann, wenn der blockt, das ist wieder was anderes. Da sitzt ein Forscher, der kann auch kritisch sein, der möchte auch erklären.
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Aber macht es schlecht. Wie bitte? Aber macht es schlecht, weil er ein Wissenschaftler ist. Das habe ich so nicht gesagt. Nein, im Gegenteil. Nein, ich finde das nicht. Der Wissenschaftler erklärt ja oft sehr gut. Aber natürlich ist der Wissenschaftler, der von sich spricht, in einer völlig anderen Position gegenüber dem Leser, gegenüber dem Publikum,
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als der Wissenschaftsjournalist, der da von außen auf den Herrn Devermann guckt und von außen auf die Fraunhofer Gesellschaft guckt.
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Ja, da bin ich der Meinung, dass man diese verschiedenen Blöcke, auch diese verschiedenen Interessenlagen, auch im eigenen Interesse einfach ein bisschen im Kopf auch getrennt halten muss. Wir haben natürlich alle das gemeinsame Interesse der Öffentlichkeit Wissenschaft möglichst verständlich zu vermitteln,
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möglichst wissenschaftliches Wissen, Science, Literacy zu schaffen. Aber aus sehr unterschiedlichen Positionen und letztendlich auch aus sehr unterschiedlichen Interesselagen. Wenn man das vermischt, sehe ich da durchaus ein Problem. Und ich sehe da eine sehr starke Vermischung im Moment.
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Solveig, was war deine Erfahrung mit dem Discover Market Blog, dem Blog der Fraunhofer Gesellschaft? Konkret, es ist ein Projektblog, das heißt, ich arbeite für das Forschungsprojekt des Discover Markets. Und da ist das Ziel zu schauen, inwieweit man die Öffentlichkeit an Forschungsentwicklungen teilhaben lassen kann.
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Das heißt, wir machen unter anderem Workshops, laden dazu Designer und ich sage jetzt mal Leute wie dich und mich ein, um gemeinsam mit Ingenieuren etwas zu entwickeln, weil die Sicht von Ingenieuren auf Themen und auch auf Technikentwicklung eine ganz spezifische ist.
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Sehr von der eigenen Disziplin getragen und mal jetzt ein bisschen platt da formuliert, da wird gerne alles, was technisch machbar ist, gemacht. Das trifft nicht unbedingt das, was der oder die Einzelne später auch braucht. Und Forschung muss sich heutzutage auch stark legitimieren, weil da viel Steuergelder reinfließen.
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Und im Zuge von diesem Projekt, von Discover Markets, haben wir als Projektgruppe beschlossen oder uns gesagt, um das Ganze auszuweiten, um mehr Leuten die Chance zu geben, sich an Forschungsentwicklungen zu beteiligen, probieren wir mal aus, ob das nicht auch über Social Media geht.
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Hatten keine Spezialisten in der Gruppe, deshalb haben wir das Blog auch zusammen aufgebaut mit Sascha Lobo, haben also geschaut, von wem können wir lernen, um das mal so zu formulieren. Das ist glaube ich auch das, was Lars mit anspricht.
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Wie haben die Wissenschaftler, die Ingenieure das Projekt aufgenommen? Haben sie mitgemacht? Also wir sind da sehr euphorisch drangegangen, weil ja unser Ziel war, Öffentlichkeit daran zu beteiligen und haben aber auch die Erfahrung gemacht, dass es für Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen alles andere als selbstverständlich ist. A, mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren, zu schreiben und zudem noch, was ja für Social Media sehr kennzeichnend ist,
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als Person sichtbar eine Meinung zu einem bestimmten Thema zu äußern. Das ist sehr wissenschaftsfern, liegt wenigen, muss man ganz klar sagen. Dürfen Wissenschaftler überhaupt eine Meinung haben? Meiner Meinung nach haben Wissenschaftler doch immer Fakten, Fakten, Fakten.
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Die haben definitiv auch eine Meinung. Wissenschaftler eine Meinung haben, na klar, also ja, müssen wir wohl. Aber ich würde sagen, bis sie die Ingenieure geknackt haben, das ist der weiteste Weg. Aber ich würde sagen, seit ein paar Dekaden ist es tatsächlich, Dekaden, so lange lebe ich noch nicht,
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aber ich würde sagen, man kann ja auch lesen, seit ein paar Jahrzehnten ist das Wissenschaftlerbild tatsächlich im Umbruch. Also es ist nicht mehr so, dass man tatsächlich in einem verstaubten Kämmerchen ist. Aber was wir uns fragen müssen, und deswegen, ich meinte das vorhin vollkommen positiv,
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was wir uns fragen müssen ist, welche Funktionalitäten denn wir alle noch in die Wissenschaftlereien projizieren wollen. Wollen wir tatsächlich den russischen theoretischen Physiker, der das tageslich eigentlich gar nicht so richtig ab kann und hauptsächlich rechnen will und daraus glücklich wird, oder wollen wir einen, der auch gleichzeitig in einer Seite perfekt seine Forschungsergebnisse zusammenfassen kann,
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dafür aber nicht mehr rechnen kann. Also wir müssen irgendeinen Mittelweg finden. Also es ist so vor 20 Jahren, als Stefan Ramsdorff seine erste Pressemitteilung in Kiel zum Abbruch des Golfstroms rausgebracht hat, da wurde er von seinen Kollegen schief angeguckt, weil man spricht einfach nicht mit der Presse. Das hat sich fundamental geändert.
11:00
Wenn Sie am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung arbeiten oder eine Leitendeposition haben, können Sie gar nicht. Da dürfen Sie nicht mit den Medien sprechen und das will aber auch keiner, weil wir natürlich was zu sagen haben, was eine Öffentlichkeit vielleicht interessieren kann. Aber was Sie natürlich auch nicht wollen, ist klar, dass wir nicht, ich bin fürs Rechnen ausgebildet, nicht fürs Schreiben.
11:20
Das heißt, ich kann das auch einfach nicht so gut. Es gibt Leute, die können das, Stefan Ramsdorff kann das einfach toll. Aber es gibt Leute, die können das eben nicht so gut, die können aber immer irgendwas fürs Rechnen ausgebildet. Das heißt, wir brauchen die Wissenschaftsjournalisten noch weiter als Übersetzer und auch nicht nur als Übersetzer, sondern als Denken-Übersetzer, wenn wir Glück haben. Ja. Ingenieure und Ingenieurinnen.
11:42
Weil man sehen kann, bei den geisteswissenschaftlichen Blogs, die tun sich noch viel schwerer. Also es gibt durchaus im naturwissenschaftlichen Bereich viele, die das ausprobieren. Ich würde gar nicht so stark den Gegensatz aufmachen wollen, weil definitiv brauchen wir Wissenschaftsjournalisten und Journalistinnen. Aber so sehe ich auch das Forschungsblog, das füllt eine Lücke.
12:04
Das füllt diese Lücke, dass Forschende selber von sich aus die Sachen beleuchten können, die sie interessieren. Zum Beispiel auf dem Forschungsblog werden auch Sachen, also jetzt mal um es konkret zu machen, ein Kollege von mir hat geschrieben über macht Bier glücklich, um darüber ein paar Geschichten über Dopamin,
12:26
was er interessant findet, auch mitzutransportieren. Aber das ist nicht sein Forschungsthema. Der bloggt sehr gerne, weil er ein Feedback bekommt. Weil er sieht, meine Güte, 70 Leute haben diesen Artikel geliked.
12:42
Und das ist für Wissenschaftler eben auch selten, dass man ein direktes Feedback bekommt. Wie findest du das anders? Das ist ja nett für macht Bier glücklich. Aber wir haben zum Beispiel eine Situation, im Wissenschaftsbereich haben wir dieses Pure Review, wo es viel Kritik gibt, aber der Punkt ist, wenn man einen wissenschaftlichen Artikel veröffentlicht,
13:00
dann haben da wenigstens zwei andere Forscher drauf geguckt und gesagt, das ist okay, haben ihnen Stempel gegeben, geht. Die richtige Validierung, ob das alles richtig ist und so muss dann nach in den nächsten Jahrhunderten passieren, wenn sie so wollen, oder in den nächsten Jahren. Aber erst mal gibt es diesen Stempel. Wenn man den mit Bloggen umgeht, dann kann das für Bier macht glücklich nicht so große Folgen haben.
13:21
Aber wenn einer sagt, der Meeresspiegel steigt um zwei Meter an, während die ganze Forschergemeinschaft sagt, der Meeresspiegel steigt nur um 50 Zentimeter an, dann werden deswegen Deiche gebaut, die Milliarden schwer sind, wenn wir da Pech haben. Wir brauchen da tatsächlich den Stempel, wir brauchen da diese Selbstkontrolle der Wissenschaft. Und da muss man einfach aufpassen.
13:41
Ich will nur quasi ein bisschen Sand ins Getriebe streuen, weil im Prinzip sind wir natürlich alle dafür, dass wir in die Öffentlichkeit gehen und sprechen. Aber es gibt eben auch Negativaspekte oder vorsichtig... Das heißt, also Wissenschaftler können sich schon äußern inzwischen und auch mal bloggen und auch mal populär wissenschaftlich werden, ohne dass man gleich seinen Ruf in der Community verliert?
14:02
Das ist tatsächlich noch schwer. Also wir haben, das ist prinzipiell erstmal nicht gut angesehen, sich in die Öffentlichkeit zu begeben. Das Stempel. Ich glaube nicht nur, Sie können das tun, sondern ich glaube, Sie müssen das tun. Und in Zukunft noch viel mehr. Ich glaube, wir brauchen einen Diskurs. Und zu diesem Diskurs ist es natürlich auch eine Hullformel.
14:24
Das wird überall gesagt und auch Politik sagt, wir brauchen Partizipation. Aber damit wird es nicht falsch. Sondern wir müssen uns, finde ich, viel eher fragen, wie stellen wir das eigentlich her? Wie schaffen wir es, Leute zu beteiligen? Und auch in einer Form, dass alle was davon haben. Und eine Krux oder eine Bastion scheint mir tatsächlich zu sein,
14:44
wenn Kollegen und Kolleginnen komisch drauf gucken, weil man in die Medienöffentlichkeit geht, weil man in Diskussionsrunden im Fernsehen geht etc. Dann glaube ich nicht, dass das ein gutes Zeichen ist. Das verstehe ich. Es kommt halt auch dadurch, dass da der Peer Review Prozess umgangen wird.
15:01
Also ich habe Kollegen jetzt im Kapitel des Meeresspiegelkapitels vom Weltklimarat, die sich ganz klar von Blogs angegriffen fühlen. Weil da gesagt wird, hier das und das ist nicht richtig, was in den Papern steht. Aber da guckt dann eben kein Wissenschaftler mehr drauf, ob dann diese Kritik überhaupt berechtigt ist. Es gibt dieses Kritikverfahren auch innerhalb der Wissenschaft.
15:23
Mit Blogs wird es umgangen, wird gleich in die Öffentlichkeit gezogen. Ist was Spannendes, ist auch toll. Man kriegt dadurch auch neue Anregungen, was tatsächlich wichtig ist und was nicht. Aber hat auch Probleme. Da ist dann glaube ich so jemand wie du gefragt, also bei Spektrum der Wissenschaft, die das dann wieder auch einordnen können.
15:42
Ja, das ist dann letztendlich die Funktion, die für den Wissenschaftsjournalismus originär bleibt. Ein Wissenschaftler sagt möglicherweise in einer Publikation 50 cm Meeresspiegelanstieg. Ein anderer Wissenschaftler sagt in seinem Blog 2 m Meeresspiegelanstieg.
16:03
Dann kann natürlich die Öffentlichkeit entweder sagen, ich glaube dem, ich glaube dem. Oder wir als Journalisten gehen mal hin und fragen, warum glauben die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen eigentlich das? Warum glauben andere Wissenschaftler das?
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Sie haben so recht, das ist fantastisch. Ich sehe nur jetzt schon alle Twitter, Lebermann sagt 2 m Meeresspiegelanstieg bis 2100. Bitte, auf keinen Fall wird das passieren. Das scheint mir so ein bisschen der entscheidende Punkt zu sein.
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Es kann, ich würde ein bisschen was anderes sagen als das, was du sagst. Du sagst ja eigentlich muss jeder in Zukunft rausgehen und kommunizieren. Aber es ist ja nun nicht für jeden was. Nicht jeder kann jede Funktion erfüllen. Deswegen gibt es ja professionelle Wissenschaftsjournalisten.
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Deswegen gibt es professionelle Wissenschaftler. Deswegen gibt es professionelle Wissenschaftskommunikation. Es sind unterschiedliche Funktionen. Und jetzt spezifisch auf die Wissenschaftler gesprochen. Ich finde jeder Wissenschaftler und jede Wissenschaftlerin sollte Twitter ausprobieren. Sollte Blogs ausprobieren.
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Sollte andere soziale Medien ausprobieren. Sollte sich am Tag der offenen Tür lange nach der Wissenschaft beteiligen. Sollte man alles ausprobieren. Aber letztendlich kann nicht jeder alles machen. Es muss letztendlich darauf hinauslaufen. Aber dann bleibt alles beim Alten. Ich glaube wir brauchen neue Formate.
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Wir müssen einfach viel ausprobieren. Und dazu gehört die Wissenschaft selber auch. Es muss nicht jede einzelne Person das tun. Es liegt auch nicht jede einzelne Person. Aber alleine schon das in den USA. Die Bereitschaft das auszuprobieren. Und dass Doing ein ganz anderes ist als bei uns.
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Rund um das MIT gibt es 500 Blogs. Hier in Deutschland scheint mir doch eine große... Also wir sind kulturell eher diejenigen die Bedenken haben. Sich fragen was alles schief gehen kann. Ich würde noch einen weiteren Aspekt gerne einbringen.
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Weil das eine ist dieses Thema. Warum Wissenschaft und Kommunikation? Wie verändert sich das? Sicherlich kann noch mehr passieren. Sicherlich können auch die Wissenschaftler noch mit mehr Leuten reden. Auch vielleicht mehr untereinander reden. Aber ich glaube wir hatten gesagt das hängt auch sehr stark mit der Legitimation zusammen. Und dann sind wir gleich ganz schnell bei dem Thema Finanzierung.
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Müssen Wissenschaftler nicht unter anderem deswegen so viel kommunizieren. Früher war es halt klassischerweise. Oder es ist auch bisher noch so klassischerweise. Im ganz überwiegenden Teil. Die Forschung wird finanziert aus öffentlichen Geldern und aus Drittmitteln. Aber um erstens diese Drittmittel zu bekommen.
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Müssen Forscher vielleicht auch nochmal eine andere Reichweite haben. Und zweitens verändert sich meiner Meinung nach. Ich glaube Lars hast du auch bestimmt das eine oder andere Beispiele. Es gibt auch immer stärker dieses Thema Crowdfunding. Dass sich eben auch Wissenschaft und Forschung möglicherweise ganz anders finanziert.
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Also erstmal würde ich allgemein davor warnen. Von dieser Nutzwertfalle für die Wissenschaft. Also es läuft inzwischen darauf hinaus. Dass man eben mit dieser Tendenz hin zu Drittmitteln.
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Und Tendenz hin zu Forschungsrechtfertigung. Wir müssen das machen für Krebsmedikamente. Wir müssen das machen um Alzheimer zu bekämpfen. Oder Klimaforschung. Daran sind wir Journalisten natürlich auch zu einem beträchtlichen Teil schuld. Wir sagen immer ja die Wissenschaft. Diese Forschung ist wichtig dafür.
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Und darum wird das gemacht. Das große Problem daran ist, dass die ganze Forschung wegfällt. Die im Hintergrund passiert. Die Grundlagenforschung. Die Forschung bei der man heute überhaupt noch nicht absehen kann was sie in 50 Jahren bringt. Aber gerade die Forschung wird die Welt in 50 oder 100 Jahren am meisten verändern.
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Und insofern müssen wir gerade bei der Finanzierung meiner Meinung nach ein bisschen von dieser Rechtfertigungsschwelle wegkommen. Die Forschung die öffentlich gefördert wird.
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Zum einen sind die Budgets natürlich begrenzt. Eine Regierung muss sich fragen in welche Themenfelder steuere ich Geld rein. Da leider nicht alles förderbar ist muss ausgewählt werden. Deshalb gibt es so etwas wie Hightech Strategie etc. Wo die Bundesregierung versucht Themenfelder zu entdecken, zu kanalisieren.
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Und entsprechend werden die Forschungsgelder vergeben. Leider ist es so, aber so funktioniert das Prinzip. Dadurch dass ich auswählen muss und themenschwerpunkte setze habe ich schon eine Selektion. Und dann geht es schon los. Wer setzt sich in diesem Kontext durch? Wer kann seine Themen durchbringen? Und wir haben alle gesehen in Europa grüne Biotechnologie.
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Wenn die gesellschaftliche Unterstützung beziehungsweise Akzeptanz fehlt, dann ist ein Forschungsthema damit erledigt. Insofern, das meinte ich mit Legitimation. Die Politik ist unter Legitimationsdruck. Und wir selber haben natürlich auch einen Anspruch darauf, dass unsere Steuergelder in Projekte eingesetzt werden,
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von denen wir was letztendlich haben. Und das wirkt sich aus auf Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen einfach im Grunde ihre Themen zu promoten. Wie siehst du es anders? Ja, da gibt es die zwei Aspekte. Das eine ist, wenn tatsächlich die gesellschaftliche Unterstützung für eine bestimmte Forschung wegfällt,
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dann fällt über die ganz normalen demokratischen Prinzipien, und das ist auch richtig so, fällt die Forschungsförderung dazu weg. Und das ist einfach mal Demokratie. Und wenn man das nicht mag, hat man Pech gehabt. Das finde ich einfach richtig. Das andere ist eine Frage, inwieweit wir einen Outreach machen und inwieweit das beim Funding eine Rolle spielt. Ein Beispiel, wir haben vor einer Woche ein EU-Projekt durchgekriegt mit 9 Millionen.
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Das geht nicht alles zu mir und schon gar nicht für mich persönlich. Das geht in 7, 8 Institute in Europa. Die Evaluierung dieses Projektes war zu 50% inwieweit wir unsere Ergebnisse in die Öffentlichkeit bringen. 50% der Evaluierung. Das heißt, die Wissenschaft hat nur die Hälfte darüber entschieden,
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ob wir dieses Projekt machen dürfen oder nicht. Das heißt, wir allokieren eine ganze Reihe von Arbeitsaufwand nachher, von Arbeitspaketen dahin, wie wir das in die Menschheit verteilen. Und da muss man tatsächlich immer mal wieder neu evaluieren. Wir sind jetzt gerade so ein bisschen, wie wir das bei vielen gesellschaftlichen Umbrüchen sind,
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bei einer Art von Overshoot. Ich bin da wirklich offen und dafür, dass wir mit der Öffentlichkeit reden. Wir dürfen nicht zurück in die vor 20 Jahre Welt. Aber ob wir 50% unserer Arbeitszeit darauf verwenden, unsere Ergebnisse, die wir in den anderen 50% bekommen haben, in die Welt zu posauen, das ist tatsächlich fragwürdig.
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Wie gesagt, ich mache hier den Sand rein. Da kann man aber geteilter Meinung sein. Ich zum Beispiel bin der Meinung, Wissenschaft erzeugt nicht nur Wissen, sondern Wissenschaft ist auch eine ganz zentrale kulturelle Leistung unserer Gesellschaft. Und insofern ist es auch ein ganz zentraler Teil von Wissenschaft,
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diese kulturelle Leistung in die Welt hinauszutragen. Also insofern erscheint mir 50% als angemessen. Klar ist das im Sinne von Forschung im Bezug auf Ergebnisse, auf technische Anwendungen und so weiter nicht so richtig produktiv, aber kulturell ist das eine Aufgabe.
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Kulturell ist das sehr produktiv, Wissenschaft daraus zu tragen. Insofern finde ich 50% angemessen. Also wenn ich jetzt aus einem Unternehmen käme und ich irgendwie 50% meines Budgets wäre nur für Kommunikation und 50% ist für Produktion, dann würde ich auch denken, da wäre ein bisschen was schief.
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Ich glaube, das bringt uns nicht weiter über Prozentzahlen zu diskutieren, sondern ich würde gerne oder lieber darüber sprechen, was für andere Formate denkbar sind. Was heißt es überhaupt, Wissenschaft attraktiv und für Partizipation,
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also dafür, dass eine breitere Masse auch davon Kenntnis kriegen kann, wenn man sich damit beschäftigen kann und auch sich einbringen kann. Was könnte das bedeuten? Das ist auch tatsächlich der spannende Teil, wo wir mit dieser Partizipation und dem Outreach tatsächlich die Wissenschaft bereichern auch. Weil wir wissen natürlich in die eine Richtung, das ist klar und das müssen wir machen, aber es gibt ganz viel, von dieser Basis starte ich,
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wenn ich kritische Sachen sage, starte ich von der Basis. Aber es ist tatsächlich so, wir bekommen Forschungsideen, zumindest im Klimabereich durch das Blog, durch die Interaktion, durch die Fragen, die da kommen. Und das ist natürlich großartig, ganz unabhängig vom Crowdsourcing,
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worüber wir noch sprechen können, inwieweit das möglich ist. Lars, hast du Erfahrungen mit dem Thema Crowdsourcing? Du hast ja auch diese Open Science Geschichten angestoßen. Was war so da, das Feedback, das du bekommen hattest? Also funktioniert Crowdsourcing, ist das ein Weg
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künftig für die Finanzierung von Forschung und Wissenschaft? Ja, ein ganz klares Ja. Wir haben ja in den USA in den letzten Jahren die sogenannte SciFun-Challenge gesehen.
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Also über eine Crowdfunding-Plattform werden wissenschaftliche Projekte vorgestellt und suchen dann Spender. Es gibt mit Science Starter inzwischen eine ähnliche Plattform auf Deutsch. Was wir bei allen Projekten konsistent sehen, ist, dass es ja, es funktioniert. Es funktioniert aber überwiegend für solche Projekte,
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die so ein bisschen sexy sind. Also so niedliche Tierchen oder irgendwas, was gerade in den News ist. Irgendwas, ja, sexy Forschung. Irgendwas, was man gut präsentieren kann, von Leuten, die sich gut präsentieren können,
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von Leuten, die gut mobilisieren können. Das sind die Leute, bei denen das funktioniert. Und natürlich auch bei kleineren Beträgen. Man kriegt, tut mir leid, keine 5 Millionen Euro von einer Antarktisexpedition per Crowdfunding zusammen. Bis jetzt jedenfalls noch nicht. Ich habe dazu auch gerade eine Studie gelesen,
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die mal ausgewertet hat, was auf der Science Starter-Plattform funktioniert hat. Es sind kleinere Projekte, eignen sich wohl für Doktoranden ganz gut in einem bestimmten Bereich. Aber auf der anderen Seite ist es eine Chance für bestimmte exotische Themen. Also ein bisschen anders, als du jetzt gesagt hast. Natürlich gehört dazu eine gewisse Präsentation,
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weil es eben Kommunikation ist. Sobald ich mich auf dieser Plattform präsentiere, muss ich mein Projekt rüberbringen und kommunikative Fähigkeiten an den Tag legen. Aber ich würde nicht so weit gehen, das hängt nicht unbedingt an dem Thema. Also irgendeine Ameisen-Bär-Forschung. Nein, das vielleicht noch nicht.
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Das ist mein Punkt. Für manche funktioniert es, für manche funktioniert es nicht. Man kann es oft nicht voraussagen. Und es gibt auch sehr viele Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, für die es nicht funktioniert, eben weil sie diese kommunikativen Fähigkeiten nicht haben. Trotzdem, auch da wieder,
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ich finde, wir müssen das als Chance sehen. Absolut, natürlich. Im Kollegen gesprochen, der sagte, Antibiotikervorschung ist für die Industrie relativ uninteressant. Wenn kein Forschungsschwerpunkt in dem Bereich ist, dann wäre das eine Möglichkeit, dass man sich bereit dazu mobilisieren und entsprechende Sachen zu finanzieren. Weil leider das komplett begrenzt ist,
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was ausgegeben wird. Anders wie siehst du das? Du guckst schon wieder so kritisch. Ich weiß es einfach nicht. Aber Antibiotikervorschung, dass da kein Geld drin ist, das lohnt sich für Industrie nicht. Das passt übrigens mit den niedlichen Tierchen. Das klappt auch tatsächlich in der Antarktis. Wir wissen wesentlich mehr über die Pinguine in der Antarktis,
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als wir über den Eisfluss wissen in der Antarktis. Wenn Sie zu diesen sehr exklusiven Treffen der DFG, der Deutschen Forschungsgemeinschaft, für die Antarktis-Forschung gehen, dann ist der Raum voll, wenn es um die Pinguine geht. Das können Sie mal wissen. Da sind Kameras überall. Aber egal.
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Was ich sehr spannend finde, ist das Crowdsourcing tatsächlich. Das Crowdfunding ist eine Sache, da kommen wir in den volldemokratischen Bereich. Die Gesellschaft und die einzelnen Personen entscheiden, was finanziert wird und was geforscht wird. Bill Gates hat neulich gesagt, Kapitalismus bedeutet,
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dass es wesentlich mehr Geld für die Forschung an ausfallenden Haaren als an Malaria gibt. Da müssen wir mal gucken, ob wir das wollen oder nicht. Ob wir das demokratisch legitimiert wollen oder nicht. Aber das Crowdsourcing, da ist tatsächlich eine spannende Welt zu erobern. Aus meiner Sicht gerade die perfekte Überleitung,
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weil wir dieses Thema Forschung und Ort hatten, wo wir auch diese klassische Bild haben, was inzwischen ein bisschen ein Vorurteil ist, dass der Wissenschaftler immer ganz still allein in seinem Labor sitzt und da vor sich hin forscht.
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Dass es immer mehr dazu geht, aus unserer Sicht, dass Wissenschaftler möglicherweise mehr miteinander kommunizieren, aber auch der Laie mit in die Forschung reingenommen wird. Ich glaube, das war der Punkt, auf den du gerade hinauswolltest.
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Ich meine, da steckt natürlich eine Gefahr drin, dass man die Reinheit verliert, wenn man so will. Dass man nicht mehr checken kann, ob das tatsächlich wahr ist, was da an Daten reingeht. Die Frage ist, kann man tatsächlich vom Internet, wer das sagt, ist sowieso schon raus. Aber egal.
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Ich bin doch älter, als man denkt. Kann man tatsächlich die Massen mobilisieren, um Forschungsdaten, um Informationen zu generieren, die sonst tatsächlich durch studentische Sklaven eingetrieben werden müssen? Das ist die Frage.
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Dann ist da niemand mehr hinter, der eine Reputation zu verlieren hat, wenn das Ganze falsch ist. Das ist eine wirkliche Gefahr, weil die Reputation ist, dass Wissenschaftler nicht so wahnsinnig viel Geld kriegen. Das heißt, das, was wir haben, ist unsere Reputation. Die geht kaputt, wenn wir Fehler machen. Wenn da aber eine ganze Schar von Leuten dahinter steht,
31:21
dann muss man sich irgendwelche Mechanismen ausdenken, wie man das Ganze verifiziert. Das ist tatsächlich eine sehr spannende Sache, aber weil, diese Datenmengen zu bekommen, ist natürlich unglaublich spannend. Wir haben jetzt ein Beispiel, wo die seit 20, 30 Jahren versucht, z.B. Manfred Lenzen, der in Australien forscht, das ökonomische Netzwerk der Erde zu erfassen.
31:42
Das ändert sich natürlich auch ständig noch. Aber er versucht, diese ganzen Material- und Finanzströme zu erfassen. Das ist eine unglaubliche Arbeit geleistet, aber es ist ein heilloses Unterfangen für eine Person und selbst für eine Forschungsgruppe. Was wir jetzt versuchen wollen, ist das Ganze auf eine Wiki-Plattform zu schieben und die Welt das selber machen zu lassen.
32:03
Und die Frage ist, wie wir dann tatsächlich verifizieren können, ob das auch stimmt. Also ich finde das sehr spannend. Es gibt auch immer mehr diese Experimente, wo eben User auch inzwischen den Himmel kartografieren. Wie seht ihr das als Journalisten,
32:22
Redakteure, wenn plötzlich sozusagen die beiden in der Forschung mitmachen? Als Journalist gesprochen würde ich sagen, ist das natürlich immer sehr positiv. Jetzt nämlich als Wissenschaftsjournalist, weil jeder Laie, der an der Forschung beteiligt ist,
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ein Leser mehr für mich ist. Und auch ein gebildeter Leser mehr für mich ist, eine Quelle mehr für mich ist natürlich. Insofern weitet das natürlich auch den Horizont der journalistischen Betätigung, wenn wir eben nicht nur mit der Presseabteilung und den Journalisten sprechen können,
33:01
sondern wenn wir da eine ganze Gesellschaft im Hintergrund haben, die da mit beteiligt ist an der Forschung. Insofern verändert das ein bisschen die Position des Journalisten. Wir sind dann nicht mehr Vermittler zwischen Wissenschaft und Publikum, die in irgendeiner Weise getrennt sind,
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wo wir dann in der Mitte sitzen und übersetzen. Sondern Wissenschaft und Publikum hängen dann schon zusammen in diesen court-gesourceten Projekten, in diesen interaktiven Projekten. Und wir als Wissenschaftsjournalisten gucken dann von außen drauf und kommentieren und erzählen das natürlich
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in der gewohnten Art. Aber wir wissen dann natürlich, es wird völlig anders von Leuten rezipiert, die miteinander schon in Interaktion stehen. Das verändert die Position des Journalismus ganz erheblich, auch wenn es die Mitte nicht verändert. Aber da gibt es ja auch eine wunderbare Erweiterung
34:02
des Wissenschaftsjournalismus, weil bis das Publikum so Mitwissenschaftler wird, muss es ja unglaublich viel lernen. Und diese Kommunikation zu machen, ist ein ganz neues Verhältnis. Wobei ich denke, um diese Verbindung zwischen Wissenschaftler und Öffentlichkeit
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herzustellen, ist der Journalismus gar nicht mal so das Instrument, sondern da sind tatsächlich eher Blogs zum Beispiel wichtig. Blogs sind ja und generell soziale Medien sind ja der Punkt, an dem Wissenschaftler und das Publikum interagieren können.
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Da können Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sagen, hier haben wir ein Publikum, das machen wir, das betrifft euch auch, da könnt ihr in irgendeiner Weise beteiligen, hier diese Plattform stellen wir vor und da kann eben die Öffentlichkeit antworten. Im Journalismus kann die Öffentlichkeit
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nach wie vor nicht antworten und damit sind wir quasi bei der Kontaktanwarnung ein bisschen raus, denke ich. Schade aber auch. Vielleicht noch ein, zwei Sätze jetzt aus Discover Markets heraus. Ziel ist ja, die Öffentlichkeit zu beteiligen. Da hängen natürlich unheimlich viele Kruxen dran,
35:23
weil schon allein also Fraunhofer ist eine anwendungsbezogene Forschungsorganisation. Wenn es darum geht, Ideen zu entwickeln, dann heißt das auch, diese Ideen zu schützen. Eventuell wird da mal ein Patent raus. Wie managt man diesen kompletten Prozess, dass alle was davon haben, die auch dabei sind, dabei
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zu beteiligen. Das ist ein Problem für das Internet. Natürlich haben wir gedacht, das Blog wäre doch eine ideale Plattform. Wir müssen schauen, wie wir Prozesse dort anlegen können, dass sich die Öffentlichkeit beteiligen kann. Aber erstmal muss man es aufbauen für Traffic-Sorgen etc. Das heißt, es ist ein Lernprozess.
36:00
Wie ich auch eingangs meinte, es ist ein Lernprozess für die Fraunhofer intern, Wissenschaftler und Wissenschaftlerin. Es ist ein Lernprozess für uns als Projektgruppe. Was braucht es? Es ist auch nicht so, dass die Öffentlichkeit begeistert und in Scharen sich an irgendwelchen Dingen beteiligt.
36:21
Das ist dann eben auch wieder Kommunikation. Wie schafft man das, ein Interesse dafür zu wecken? Das wird, finde ich, gerade in der Wissenschaftskommunikation oft vergessen. Das wird so vorausgesetzt. Man ist ja selber leidenschaftlich bei seinem Thema dabei. Aber da wartet das selbstverständlich von den anderen auch. Und wenn nur der eine Satz, wir sehen auch die Hürde beim
36:41
Forschungsblog, wo dann Fraunhofer Forscher dahinterstehen, zu kommentieren, die ist relativ hoch. Das haben wir unterschätzt. Kann ich verstehen, aber wir haben es trotzdem unterschätzt. Ich hätte noch eine Frage bei dem Thema, wenn wir diese Leiden in die Forschungsarbeit mit reinnehmen, als Leidenwissenschaftler mit reinnehmen,
37:01
wie sieht das, du hattest es gerade angedeutet, wie sieht es da mit den Nutzungsrechten, diese Ergebnisse aus? Behören die dann allen? Wie sieht es dann, verändern sich ja auch aus meiner Sicht Veröffentlichungsprozesse komplett. Gibt es da Ideen, wie Sie damit umgehen wollen? Nein.
37:21
Ich denke, die kurze Antwort wäre freie Lizenzen. Also im Zweifelsfall müsste man die Wissenschaft dahin umstellen, nicht nur, dass öffentlich, also von der Allgemeinheit zur Verfügung gestellte Daten offen und unter freier Lizenz veröffentlicht werden, sondern,
37:41
dass tatsächlich Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen auch die Daten zu ihren Publikationen dann irgendwo, wahrscheinlich digital in irgendwelchen Repositoren unter freier Lizenz durchsuchbar und offen zugänglich machen, dass letztendlich die rechte Problematik sich dann
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auf das quasi publizierte Ergebnis, auf das Paper beschränkt. Da steht dann Herr Levermann drauf und Herr Levermann kriegt die Lorbeeren. Aber die Daten, die liegen dann in einem Repositorium und dafür kriegt Herr Levermann auch die Lorbeeren. Aber da kann dann jeder
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und jede drauf zugreifen mit den entsprechenden Tools und dann eben auch eigene ja, eigene Publikationen veröffentlichen oder im Blog vielleicht Datenjournalismus betreiben oder in der Zeitung und dann wird Herr Levermann halt nur noch in der Danksagung erwähnt. Also so müsste man das dann machen, denke ich.
38:41
Ruhm ist eine billige Sache. Aber das war natürlich die richtige Antwort. Also ich finde, die Daten müssen selbstverständlich dann offen und zugänglich sein. Das ist natürlich prinzipiell die Sache. In der Klimaforschung sind wir auch relativ locker dabei. Das können Sie sowieso alles unterladen. Aber ich verstehe, dass das bei Antibiotik Erforschung oder anderen Dingen wesentlich eine andere Frage ist.
39:01
Die Frage ist, kann man Crowdsourcing auch für Patienten machen? Wir sind ja beim Thema Ort. Man darf auch nicht vergessen, dass natürlich die diverse Erkenntnisse nur möglich sind, wenn man relativ teure Maschinen angeschafft hat. Mit denen man überhaupt so bestimmte Daten erheben kann.
39:22
Dann sind wir sozusagen wieder zurück im Labor und trotzdem natürlich die Frage, für welche Forschung eignet sich die Einbeziehung von Nichtwissenschaftlern, sage ich jetzt mal. Und da gibt es ja das Beispiel, dass Gamer die Molekülfaltung relativ flott gelöst haben. Ich kenne aus München
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gibt es einen Kunstprofessor, der ich meine, das war ein Archivierungssystem, wo einfach keine Mittel dafür da waren, Kunstwerke zu kategorisieren, ähnliches, was dann auch mit der Öffentlichkeit gemacht wurde. Da ist bestimmt sehr viel Spielraum, was überhaupt denkbar und machbar ist. Bestimmte High-Tech Sachen werden im Labor bleiben,
40:02
weil ich dazu entsprechendes Equipment brauche und auch Leute, die mit diesem Equipment umgehen können. Aber da weiß man auch manchmal, zum Beispiel Klimamodellierung wird auf Großrechnern gemacht und wird auch häufig als Großforschung angesehen. Aber da zum Beispiel University of Oxford von ein paar Jahren sozusagen als Bildschirmschoner rausgegeben beinahe. Also sie haben ihr Modell ein bisschen abgespeckt,
40:21
sodass man das auf dem PC laufen lassen kann und dann haben sie das runterladbar gemacht. Aber da gab es das Problem des Verifizierens nicht, weil man konnte an diesem Modell nichts ändern. Es war einfach so, man hat sich eine Version von 10.000 runtergeladen, hat die laufen lassen und die Ergebnisse wurden automatisch zurückgeschickt, sodass es keine Partizipation gab, außer dass man
40:41
seinen Computer zur Verfügung gestellt hat. Das war unproblematisch. Problematisch wird es, wenn man wirklich was machen muss. Prima. Ich möchte ganz kurz mal ins Publikum reinfragen. Ich sehe hier kaum was. Gibt es Fragen vom Publikum an unsere Panel- Teilnehmer?
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Gibt es Anmerkungen zum Thema Ah, da hinten ist eine Handzeichen. Vielleicht stehen Sie einfach auf und stellen Ihre Frage mit kräftiger Stimme? Oder gibt es hier irgendwo ein Mikro? Sie können auch gerne nach vorne kommen.
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Ich wollte nur darauf hinzuweisen, dass hier die ganze Zeit zwei Gegensätze so stark waren. Nämlich einmal der Gegensatz Wissenschaft versus Nicht-Wissenschaft, also irgendwie die Umwelt von Wissenschaft.
41:42
Als ob das zwei sehr getrennte Sphären sind. Und einmal, dass Wissenschaft stark als Naturwissenschaft aufgefasst worden ist. So kam es mir vor. Da war einfach der Punkt. Geht Wissenschaft denn irgendwie dieser Welt, dieser externen Welt voraus?
42:00
Oder ist es vielleicht auch eher andersrum? Und in den Sozial- und Geisteswissenschaften, da schaut man natürlich auf die Welt. Aber auch alle anderen Wissenschaften beobachten permanent Welt und Menschen und Dinge und weiß ich nicht was. Also diese beiden Gegensätze müsste man vielleicht weniger stark machen, um auf andere Diskussionspunkte zu kommen.
42:23
Und der Laie ist dann kein Laie, sondern ein Informant. Also die Welt liefert Wissen und ist voll von Wissen. Und nicht nur Wissen besteht nicht nur in der Wissenschaft. Also ich glaube, die Absicht war gar nicht, diesen Gegensatz zu machen, Wissenschaft und dann die Umwelt, sondern eher zu schauen, wir haben ein Wissenschaftssystem und wir haben ein Mediensystem. Und die
42:42
Funktion vom Mediensystem ist eine Selbstbeobachtung der Gesellschaft. Das heißt, da gibt es Beziehungen und verschiedene Rollen. Wir haben das versucht so zu sortieren. Und dass die Geisteswissenschaften weniger vorkommen liegt einfach daran, dass ich bei Fraunhofer
43:00
arbeite, wo es sozialwissenschaftliche Forschung gibt, aber keine Geisteswissenschaftler und so wie wir gemixt sind auf dem Panel. Ansonsten völlig richtig. Ich glaube, das was wir gesagt haben über Naturwissenschaftler gilt auch für, es gilt für komplett alle Wissenschaftsdisziplinen. Die haben ja auch Probleme, sich zu verständigen untereinander, miteinander.
43:22
Also ich hatte kürzlich also was du auch gerade sagt ist, mich im Vorfeld auch mit anderen Wissenschaftlern und Forschern unterhalten. Und nachgefragt, wie sehen Sie das? Gibt es da noch diese Trennung? Und ich habe dann auch vorher erklärt, was ich so mache. Das war bei Medizinern in dem Fall und habe eben
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erklärt, ich mache Social Media, ich mache auch Social Media Monitoring und dann hieß es gleich, Mediziner, Monitoring. Jetzt haben die schon wieder einen Begriff auf unserem Fachbereich geklaut. Also was ich im Vorfeld zu diesem Panel, also zu dieser Diskussion erlebt habe, war schon noch ganz stark dieses
44:01
Gefühl oder diese Wahrnehmung, dass Wissenschaftler sagen, wir sind für das Denken zuständig und die anderen für das Fühlen und deswegen gibt es auch diese Diskrepanz. Ich bin auch für das Fühlen zuständig. Eine wichtige Aspekte, weil in den
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Feynman Lectures, einer der besseren Nobelpreisträger der letzten 100 Jahre, da schreibt Feynman ganz nett rein, er sagt relativ provokant, Medizin ist keine Wissenschaft. Nur um die Leute aufzurütteln und sagt dann dahinter, aber wissenschaftlich ist nicht gleich gut.
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Nur weil etwas nicht wissenschaftlich ist, heißt es nicht, dass es nicht gut ist. Wir müssen das nicht so klassifizieren. Man muss halt irgendwelche Begriffe finden tatsächlich. Im englisch-sprachigen Bereich ist selbstverständlich Natural Science und das andere sind Soft Science, was eine Diskriminierung ist, aber der Punkt ist einfach, wir müssen Worte finden, mit denen wir dann umgehen können. Es gibt da schon Unterschiede,
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aber das heißt ja nicht, dass es eine Diskriminierung ist in irgendeiner Form. Ich denke, auch der entscheidende Punkt zwischen Naturwissenschaftler und Geisteswissenschaftler in Bezug auf unser Panel ist einfach, dass die Geistes- und Sozialwissenschaften in einer völlig anderen Situation sind. Wir Naturwissenschaftler, ich bin
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ja Chemiker und wir sind strukturell so ein bisschen so, dass wir auf der einen Seite die Welt haben, an der forschen wir rum und das erzählen wir dann der Öffentlichkeit. Und die Geistes- und Sozialwissenschaftler, die würden hier ja dann sitzen und die kommunizieren dann sozusagen
45:40
mit der Öffentlichkeit schon deswegen, weil das ja das Forschungsthema der Geistes- und Sozialwissenschaften ist. Das heißt, insofern würde ich schon sagen, dass da einfach aus dem Forschungsgegenstand heraus eine Trennung in den Kommunikationsstrategien ist, weil natürlich der
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Forschungsgegenstand quasi mit dem, also sehr fast mit dem Kommunikationsopfer identisch ist. Insofern reden wir hier natürlich ganz klar über Naturwissenschaft,
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weil wir eben darüber reden, wie kommunizieren wir der Entität Öffentlichkeit etwas, dass wir über die getrennte Identität Universum, also nicht menschliches, Klimasystem, Moleküle, so oder so. Das erklärt vielleicht, warum ich
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auch eine etwas andere Haltung habe. Ich habe nämlich eine Sozialwissenschaften-Hintergrund. Genau, da war noch eine Frage. Ja, ich finde, dass man es, also wir streiten uns im Bundestag, ich bin im Bundestag für die Linke und mache Forschungspolitik. Wir streiten uns dort immer darüber, wer entscheidet eigentlich, worüber geforscht wird. Und
47:00
wie ist der Feedback? Und deshalb finde ich Wissenschaftskommunikation in die Gesellschaft und umgekehrt der Gesellschaft die Kommunikationsmöglichkeit zu den Wissenschaftlern zu geben, extrem wichtig, um eben dann auch zu sagen, wenn es eine Hightech-Strategie gibt, wo ist denn dort eigentlich Gesellschaft mit dabei gewesen bei der Entscheidung der Schwerpunkte? Und das ist mir jetzt nochmal wichtig, dass man eben diese Grenzen
47:20
als fließend selber auch betrachtet und gerade aus dem naturwissenschaftlich-technischen Bereich, das wissen ja selbst die Klimaforscher, dass es gar nicht mehr geht, ohne sich mit den sozialen Konsequenzen zu beschäftigen. Und deshalb finde ich also das Hinüberwachsen so extrem spannend bei dieser ganzen Debatte, ob jetzt Open Access, Open Source und Aufnahme von Alltagswissen.
47:41
Also gerade bei den gesellschaftsrelevanten und angewandten Fragen, die wir hier quasi alle repräsentieren, da ist das überhaupt keine Frage. Ich habe promoviert in theoretischer Sprache Musik und da ist es schon eine ganz andere Sache, ob man tatsächlich gesellschaftsrelevant braucht, gesellschaftsrelevanz braucht. Mein Doktorvater hat mal, als ich dann irgendwann in der Doktorarbeit, ist man irgendwann immer dabei,
48:01
dass man sagt, warum mache ich das alles? Und da bin ich da hin und er hat gesagt, nein, wir sind Kulturschaffende. Das war sehr verblüffend für mich, weil ich mich nie als Kulturschaffende betrachtet. Das war in Israel damals. Und wenn man aber versucht, eine Theorie des Komplexen zu entwickeln, dann wird man da wahrscheinlich erst in 100
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Jahren eine Maschine draus bauen können. Und bis dahin ist es ausschließlich dafür, um die Gesellschaft weiterzubringen, um die Kultur weiterzubringen. Und da ist natürlich gefährlich zu fragen, ist das anwendbar sofort. Aber ich denke nicht, dass Sie das propagiert haben. Ich meine, das muss man tatsächlich wieder fragen. Noch Fragen, Anmerkungen aus dem Publikum?
48:43
Da hinten. Früher war das so,
49:00
dass man, wenn in Forschung investiert wurde, man hatte irgendeinen Kapitalgeber in der Regel der Staat. Man hat dann eine Million oder eine halbe Million Euro ausgegeben für Laborenrichtungen. Und dann gab es das Problem, wer hat zu diesem Labor Zutritt? Dann die Wissenschaftler. Also alle müssen bezahlen in der Regel. Und dann gibt es den Kampf um die Frage, wer darf da rein?
49:21
Wer darf also forschen? Wer darf Daten erzeugen? Wer darf die interpretieren und so weiter? Und publizieren. Man könnte doch jetzt auch mal auf die Idee kommen, ob durch das Internet nicht diese Situation aufgebrochen wird durch zwei Entwicklungen. Das eine ist das Internet der Dinge, sogenannte Internet der Dinge. Und das zweite ist der sogenannte 3D-Drucker. Also mit dem Internet der Dinge kann man die Dinge miteinander
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verbinden. Nicht nur Kühlschränke oder Heizungsanlagen, sondern eben auch Messinstrumente oder Teile von Messinstrumenten. Das ist das eine. Und mit dem 3D-Drucker, da drückt man sie aus. Und so könnte man doch mal auf die Idee kommen, könnte das nicht sein, dass man nicht auf einen Schlag eine Million braucht. Sondern, dass jeder einzelne Wissenschaftler 1000, 2000,
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3000 Euro für ein Messinstrument ausgibt oder für Teile eines Messinstrumentes. Und dass die dann über das Internet der Dinge miteinander verbunden werden. So kann man eben die Messgeräte miteinander verbinden. Man kann Daten erzeugen. Und man kann die Daten dann über Internet gleich wieder publizieren und die Leute darum bitten, die Daten auszuwerten. Ist das nicht auch eine Art,
50:21
wie Forschung funktionieren kann? Man hätte dann nicht mehr das zentrale Labor, sondern ein vernetztes. Das ist tatsächlich auch was, was noch besser funktioniert in der Theorie. Also nicht in der Theorie, sondern in der theoretischen Forschung. Es ist ja nicht so, dass wir für alles Labor brauchen und für alles Messungen machen brauchen.
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Also was ich vorhin meinte mit der theoretischen Physik, mein Doktorvater war schon ein sehr berühmter Wissenschaftler, aber der hat irgendwann gesagt, ich brauche, der macht das immer noch gemacht, aber der fand dieses Pureview eine furchtbare Sache, weil er hat gesagt, jeder, den mein Paper interessiert, der kann es auch lesen. Und wenn er es versteht, ist gut.
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Und dann kann er sagen, ob es richtig oder falsch ist. Das heißt, ich brauche da keinen Stempel mehr. Das heißt, ich brauche keine geschlossene Wissenschaftlergemeinde mehr. Und das ist mit dem Internet natürlich noch viel, viel leichter machbar, sondern Ideen kommen raus. Einstein kann seine Relativitätstheorie publizieren, während er noch Patentanwalt ist oder meinetwegen im Supermarkt an der Kasse
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steht. Das spielt keine Rolle, solange diese Ideenmarkt da ist und wir tatsächlich die Ideen auch an den richtigen Ort kriegen und es dann diskutieren können. Also das wäre tatsächlich eine Möglichkeit, die Reinheit der nicht angewandten Wissenschaft wieder in den Vordergrund zu bringen. Und das ist eine sehr, sehr spannende Idee. Es gibt bestimmt Themen,
51:41
für die das funktioniert. Und ich würde auch sagen, wir müssen diese ganzen Spielräume einfach mehr und stärker ausloten, ausprobieren, was machbar ist in unterschiedlichsten Bereichen und Digitalisierung dafür eben auch nutzen. Und ich habe nicht den Eindruck, dass da extrem viel gemacht wird,
52:02
auf unterschiedlichsten Gründen. Ich glaube, da sind wir noch ein bisschen am Anfang. Noch eine Frage aus dem Publikum, Anmerkung. Ist da jemand? Ah, komm bitte. Weil ich sehe hier gar nicht.
52:21
Ja, ich denke, es ist total wichtig, an der Vermittlung zu arbeiten, weil vielen ist ja noch nicht mal zwischen Glaube und Wissenschaft klar, was da der Unterschied ist. Und ich glaube auch, dass Wissenschaft so wichtig in unserem Alltag ist, dass man einfach auch zeigen muss, wie viel Spaß die machen kann.
52:40
Und deswegen möchte ich auch fragen, führen Sie eine Liste an tollen Beispielen, die eben gemacht werden, um Wissenschaft sexy zu machen, um den Begriff zu benutzen. Also ob es jetzt ist, dass Leute ihre Doktorarbeit tanzen oder
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irgendwelche Geschichten, die mit oben Mikro laufen und so weiter. Gibt es da eine Sammelstelle? Also das Stichwort würde ich gerne aufgreifen, weil ich bei einem Projekt mitgearbeitet habe. Das heißt MINTIV, wo es darum ging, Entertainment Education Strategien
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zu nutzen, um Wissenschaft anders darzustellen und vor allem auch um Rollenmodelle zu zeigen. Also um Spielfilme und fiktionale Formate zu nutzen, dass die Öffentlichkeit ein bisschen mehr mitbekommt, was in der Wissenschaft passiert. Und das sind wir auch
53:43
sehr euphorisch angegangen. Es gibt zum Beispiel einen Tatort, der Sachen davon aufgegriffen hat. Uns war nicht klar, wie schwierig das ist, wie langwierig dieser Prozess ist, weil Fernsehen so funktioniert, wie Fernsehen funktioniert. Nichts desto trotz geht es. Und ich glaube auch, dass wir, das war das,
54:01
was ich ja auch vorhin meinte, mit Medienformaten oder überhaupt Formaten. Wir müssen da viel mehr ausprobieren. Wir müssen schauen, was funktioniert, was Spaß macht. Gestern in der YouTube-Session sagte ein unter 20-Jähriger auf die Frage, der ist jetzt in YouTube sehr bekannt, ob er denn wechseln würde ins Fernsehen, wenn das Angebot
54:22
käme. Seine Antwort war Nö, ich gucke seit vier, fünf Jahren gar kein Fernsehen mehr. Also wir müssen da viel mehr schauen, wo sind die Leute überhaupt, wo beschäftigen sie sich mit wissenschaftlichen Themen, was interessiert sie, wie kriegen wir sie. Und auch da sind wir Deutschen, was Unterhaltung
54:41
betrifft, damit tun wir uns auch schwer. Ich würde aber gerne den Gedanken der Teilnehmerin aufgreifen, weil von uns sammelt das im Moment glaube ich keiner, so neue Formate, oder? Gute Idee, ja. Sammelt keiner, aber ich würde auch gerne was dazu sagen. Mir macht Wissenschaft
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sehr, sehr viel Spaß. Ich bin kein stoischer Wissenschaftler, ich mache das pur lustgetrieben. Aber der Punkt ist, es ist ja nicht so, ich habe vorher theoretisch Wissen gemacht, jetzt mache ich was anderes, jetzt komme ich jetzt in die Ökonomie. Was ich da erforsche, ist mir schon wichtig.
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Aber das ist nicht das, was den Kick bringt jeden Tag. Was den Kick bringt, ist diese Art und Weise, wie man das macht, dass man was rauskriegt, wo man glaubt, das hat vorher noch niemand rausgekriegt. Und diesen Kick zu vermitteln, das funktioniert nicht dadurch, dass man das alles besonders sanft aufarbeitet und dass man den Leuten die Inhalte nahebringt,
55:40
sondern indem man den Leuten das nahebringt, wie ein Forscher arbeitet. Nämlich, dass er Dinge rausfindet, dass er knobelt. Letztendlich können Sie sich die Sudoku-Hefte nehmen, wo es halt sehr, sehr langweilig irgendwann. Aber das ist das, was den Kick bringt und da ist tatsächlich überhaupt kein Fokus drauf, bei der Wissenschaftskommunikation nicht und auch nicht dabei, Kindern die Inhalte nahe zu bringen. Wobei das tatsächlich
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das ist, was einen wachhält jeden Morgen. Wobei die Diskussion schon ist in der Wissenschaftskommunikation, weg von der Ergebniskommunikation hin zum Forschungsprozess Begleitenden. Und da ist eine Fülle von Möglichkeiten, auch denkbar, wie man Leute einbezieht. Und nochmal einen Satz dazu, warum es auch gut ist, wenn Forschende selber bloggen oder sich in Social
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Media reinbegeben. Man merkt dann schnell, was funktioniert und was nicht funktioniert. Alleine daran, ob man gelesen wird, ob man kommentiert wird, etc. Das ist ein guter Lernprozess, der auch wichtig ist. Ich denke, wir müssen sogar noch einen Schritt weitergehen. Nicht nur weg von der
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Ergebniskommunikation, sondern auch, gerade beim Beispiel YouTube fällt mir das ein bisschen ein, weg von dieser Kommunikation quasi auf die Wissenschaft bezogen. Mir ist das gerade, ich fange jetzt mit YouTube an im Moment. Also ich mache meinen eigenen Videopodcast. Und ich frage mich natürlich,
57:01
wie spricht man die YouTube-Klientel? Das ist ja ein großer sozialer Raum rund um YouTube mit eigenen Konventionen, mit eigenen Memen. Es ist eine ganz eigene Kultur. Wie spricht man diese
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Kultur an? Und was mir bei wissenschaftlichen Inhalten, wissenschaftlichen Videos oft auffällt, ist ein Konservatismus, der sich sehr daran orientiert, wie man Wissenschaft im Video darstellt. Aber nicht daran,
57:40
und da muss ich ganz ehrlich sagen, ich habe da auch noch keine Antwort drauf, wie man das machen könnte, aber nicht daran, wie eben diese YouTube- Kultur, diese Videoleute, und das sind ja teilweise sehr junge Leute, wie die eigentlich so ein wissenschaftliches Video rezipieren würden. Aber genau das meine ich. Da muss es viel mehr Experimente geben.
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Wir sind am Ende der Zeit. Und ich glaube, Wissenschaftler und Journalisten experimentieren ganz klar zu wenig mit neuen Formaten. Ich denke, da können wir uns darauf einigen. Deswegen mein Vorschlag ist, wir sind leider am Ende der Zeit und wir hätten noch einige Fragen zu diskutieren.
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Mein Vorschlag ist trotzdem, ich würde gerne die Anregung hier aus dem Publikum aufnehmen und vorschlagen, dass entweder Solveig, Lars oder ich, der anders, forscht einfach so viel. Wenn Sie Ideen haben, Anregungen haben, was gesehen haben, wo Sie sagen, Mensch, das ist mal eine tolle Forschungskommunikation oder das
58:40
ist eine tolle Beispiel für ein YouTube-Video, entweder wie ein Forscher arbeitet oder wie Ergebnisse präsentiert worden sind oder wie Crowdfunding organisiert worden ist, lassen Sie es uns wissen, wir sind alle irgendwie online, das kriegt man raus. Und ich würde jetzt einfach mal sagen, ich bestimme jetzt über euch, wir würden das kuratieren und irgendwo veröffentlichen.
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Ich habe auf Twitter versprochen, dass ich sage, was SIEN ist. SIEN ist das ökonomische Netzwerk, was wir versuchen aufzubauen. Also zeean.net. Alles klar. Dann vielen herzlichen Dank ans Panel.
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Und jetzt ist Pause. Danke schön.
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