Über das Entlieben in Zeiten des Internets
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Formale Metadaten
Titel |
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Serientitel | ||
Anzahl der Teile | 126 | |
Autor | ||
Lizenz | CC-Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland: Sie dürfen das Werk bzw. den Inhalt zu jedem legalen Zweck nutzen, verändern und in unveränderter oder veränderter Form vervielfältigen, verbreiten und öffentlich zugänglich machen, sofern Sie den Namen des Autors/Rechteinhabers in der von ihm festgelegten Weise nennen und das Werk bzw. diesen Inhalt auch in veränderter Form nur unter den Bedingungen dieser Lizenz weitergeben. | |
Identifikatoren | 10.5446/33308 (DOI) | |
Herausgeber | ||
Erscheinungsjahr | ||
Sprache |
Inhaltliche Metadaten
Fachgebiet | ||
Genre | ||
Abstract |
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MicrosoftInternetComputeranimation
00:40
Ein-AusgabeInternetVorlesung/Konferenz
01:58
BenutzerführungDateiformatInternetHausdorff-RaumGoogleTwitter <Softwareplattform>Computeranimation
04:23
Uniformer RaumStatistikerProgrammiergerätStatistikBesprechung/Interview
07:03
Twitter <Softwareplattform>InternetFacebookKommunikationZugbeanspruchungVorlesung/Konferenz
08:41
Vorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
09:29
Besprechung/Interview
10:47
Vorlesung/Konferenz
11:27
FacebookInternetBesprechung/InterviewProgramm/Quellcode
12:12
Google MapsVorlesung/Konferenz
13:01
PasswortE-MailNumerisches GitterVorlesung/Konferenz
13:38
Soziale SoftwareInternetComputeranimationVorlesung/KonferenzProgramm/Quellcode
14:20
Typ <Informatik>FacebookVorlesung/Konferenz
15:21
HypermediaTyp <Informatik>ComputeranimationVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
16:12
Switch <Kommunikationstechnik>Typ <Informatik>Vorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
17:20
LinieTyp <Informatik>Besprechung/Interview
18:26
Kante
19:28
ComputeranimationVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
20:23
ComputeranimationVorlesung/Konferenz
21:14
Twitter <Softwareplattform>Spur <Informatik>InformationComputeranimationVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
22:54
Spur <Informatik>Vorlesung/KonferenzComputeranimation
23:53
KommunikationGravitationsgesetzVorlesung/Konferenz
24:51
FacebookComputeranimationVorlesung/Konferenz
26:18
Vorlesung/Konferenz
26:57
GRADEVorlesung/KonferenzComputeranimation
27:35
Vorlesung/Konferenz
28:25
Aktion <Informatik>
29:45
Vorlesung/Konferenz
30:27
Dynamisches RAMInformationInternetEchtzeitsystemVorlesung/Konferenz
31:52
Vorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
34:05
Berührung <Mathematik>Vorlesung/Konferenz
35:16
TelekommunikationSmartphone
36:13
Virtuelle AdresseVorlesung/Konferenz
37:02
InformationVorlesung/Konferenz
37:42
InternetRichtung
38:24
InternetVorlesung/Konferenz
39:04
InternetVorlesung/Konferenz
41:14
ComputeranimationVorlesung/Konferenz
42:38
MicrosoftFacebookVorlesung/KonferenzBesprechung/InterviewComputeranimation
Transkript: Deutsch(automatisch erzeugt)
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Und Eva spricht über das Entlieben in Zeiten des Internets. Viel Spaß. Danke. Richtig. Mein Name ist Eva, besser bekannt, glaube ich, als Habichtorn. Ich habe die Ehre, euch sozusagen sanft aus dem Programm raus zu geleiten und erzähle
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euch was zum Thema Entlieben in Zeiten des Internets. Ich hoffe, ihr hattet genauso schöne 2,5 inspirierende Tage wie ich. Bei mir war es so, ich kann das nur empfehlen, am letzten Tag ganz am Ende Vorträge zu
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halten, weil bei mir war die Vortragsvorbereitung in diesem Jahr unfassbar dynamisch. Es gab halt irgendwie schon so viel Input. Dementsprechend hat meine Rede, mit der ich hier montags hingefahren bin, nicht mehr wirklich viel mit dem zu tun, was ich euch heute erzählen werde.
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Und das finde ich, also muss man auch mal sagen, finde ich toll an der Republica. Und ansonsten finde ich auch cool, dass man nicht perfekt sein muss, um hier reden zu können, was ich auch sehr gut finde, denn ich habe meinen Vortrag nicht einmal geübt.
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Dementsprechend habe ich keine Ahnung, wie lange er wird. Wir lassen uns, also ihr könnt euch überraschen lassen, entsprechend lasse ich mich genauso überraschen. So viel zum Thema Perfektion. Genau, ich schlage ein bisschen mit meinem Thema, ein bisschen den Bogen zu meinem
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Talk, den ich vor nunmehr drei Jahren auf der Republica 2011 gemeinsam mit Nadine Lansch und Theresa Bücker über das Flittern, also Flirten im Internet gehalten habe. So den Teil mit der glücklichen Beziehung, den lassen wir mal aus und
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setzen logisch fort mit dem Thema Entlieben, Trennung und was damit alles noch so zu tun hat. Festzuhalten ist, dass Trennungen zumindest meistens scheiße sind.
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Genau, zumindestens für den einen Part des glücklichen Paares, also manchmal vielleicht auch für beide, aber manche sind vielleicht auch froh.
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Jedenfalls kennt man das, jeder von euch kennt das, hoffe ich, weiß ich nicht. Eben war alles noch schön und bunt und rosarot und jetzt ist es halt scheiße. So und das war auch irgendwie in den Prä-Internet-Zeiten so, aber während man sich früher halt gegen zufällige Begegnungen auf der Straße oder in der
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Kneipe oder bei irgendwie bei der WG-Party wappnen musste, muss man sich heute halt auch noch gegen den Facebook-Algorithmus, die Google Bilder-Suche und irgendwelche Privatsphäre-Einstellungen zu wehrsetzen. Also es kann mir zum Beispiel passieren, um es mal so plastisch zu machen,
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dass ich zu Hause sitze und ich habe jetzt irgendwie gerade die Flasche Rotwein aufgemacht, die mir mein Ex zum Geburtstag geschenkt hat, habe die gerade rituell in einem Schluck runtergezogen und will gerade jetzt irgendwie auf meinem Computer einen französischen Kunstfilm starten, um
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mich so effektvoll in den Schlaf zu weinen und dann zack einmal kurz Twitter gecheckt und man sieht heuer geil, mein Ex-Freund ist gerade auf irgendeiner Party und hat augenscheinlich hat er verdammt viel Spaß. Ja, geil, so damit muss man dann halt auch erst mal umgehen können.
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Es geht aber dabei und das wollte ich auch noch mal betonen, nicht nur um, ja, Liebesbeziehung, sondern das alles, was ich jetzt erzähle, kann man genauso gut auch nehmen für Freundschaften, weil letztendlich ist es bei Freundschaften genauso, wenn ich mir jetzt vorstelle, ich müsste
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mich von meiner besten Freundin entlieben, sozusagen, das würde mir mindestens genauso das Herz brechen und ist so, ich habe, um wenigstens für ein bisschen Empirie zu sorgen, habe ich einen Fragebogen designt und ihn komplett unwissenschaftlich an Bekannte und Freunde geschickt und es
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total toll, dann kann man irgendwie, so ich habe so Statistik und sowas an der Uni und an der Schule immer gehasst, aber da kann man das dann auf einmal so machen und man muss überhaupt nicht darauf achten, dass es irgendwie korrekt ist. Genau, jedenfalls sind diese Sachen natürlich anonym halt in meinen
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Vortrag eingeflossen und es sind auch Sachen dabei von Leuten, die halt den Fragebogen von dem Kontext Freundschaft beantwortet haben und was dabei ganz interessant ist, die Antworten sind sehr, sehr ähnlich beziehungsweise eigentlich sind es exakt die gleichen Probleme, von
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daher könnt ihr das einfach für Beziehungen im Allgemeinen und Besonderen sehen. Genau, das Problem ist, dass wir leben, also wir zumindestens, die wir hier leben, hier sind, leben in einer Welt, in der wir uns ständig Nachrichten
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schreiben, in der Chatprogramme anzeigen, wann welche Nachricht gelesen wurde und es ist so eine Welt, in der man irgendwie ständig zwischen Selbstdarstellungswahn und dem Wunsch nach Privatsphäre hin und her diffundiert und es kann halt verdammt schwierig sein, sich in so einer Welt zu trennen.
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Genau, hier gibt es ein paar Fragen, die zu bedenken sind, wie zum Beispiel kann ein Auseinanderleben überhaupt funktionieren, wenn man in zehn verschiedenen sozialen Netzwerken miteinander verbunden ist und auch interessant, wie viele weinerliche Nonmenschen sind
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okay und ab wann wird es eigentlich richtig peinlich, kennen wir alle, oder auch um ein bisschen grundsätzlicher zu sprechen, also thematisiere ich überhaupt meine Trennung in sozialen Netzwerken oder lasse ich das halt einfach bleiben und ich denke,
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so die eine oder andere Frage hat sich vielleicht der eine oder andere von euch auch schon mal gestellt, ich habe sie mir jetzt im Zuge der Vorbereitungen relativ intensiv gestellt. Genau, kommen wir nun aber erst mal zur Empirie und zwar gibt es
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mittlerweile auch tatsächlich Studien natürlich aus Amerika, also amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass 60 Prozent der Verheirateten oder in festen Beziehungen befindlichen Amis tatsächlich soziale Netzwerke auch für die
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Beziehungskommunikation nutzen und 49 Prozent der jüngeren Internet User, also 18 bis 29 halt wieder in festen Beziehungen geben an, dass das Internet sogar einen Einfluss auf die Beziehung hat, sprich sie lassen sich halt zum Beispiel davon beeinflussen, was der Partner auf Facebook postet, sie gucken vielleicht mal,
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wenn sie ihn telefonisch nicht erreichen können, wo er gerade steckt und versuchen, irgendwie von einem Twitter, von einem Tweet darauf zu schließen oder so. Entsprechend spielen soziale Netzwerke in unseren Partnerschaften schon längst eine Rolle und egal, ob wir das wollen oder nicht. Interessant ist auch, dass die Titelgeschichte
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im aktuellen, aktuell nicht mehr in der Aprilausgabe des Neon Magazins befasst sich auch mit sozialen Netzwerken und der Beziehung und der Autor stellt die These auf, dass jede Beziehung zur heutigen Zeit irgendwie eine Online Beziehung
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ist. Ich denke, das gilt jetzt nicht unbedingt für alle Beziehungen, wenn ich zum Beispiel an meinen Bruder und meine Freundin denke, da gilt es nicht. Aber grundsätzlich hat er halt recht. Man schreibt sich zum Beispiel WhatsApp Nachrichten, um zu sagen, kannst du bitte auch nochmal Wurst mitbringen oder irgendwie wollen wir ins Kino gehen, was auch immer.
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Man postet auf Instagram Bilder von einem gemeinsamen Abendessen oder aus dem Urlaub und taggt sich in Posts. Also ich denke, das kennen relativ viele von euch und die meisten Menschen, die ich kenne, die hassen halt WhatsApp und den Facebook-Chat nicht etwa, weil das beides so
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furchtbare Datenkraken sind, sondern weil man sehen kann, man eine Nachricht gelesen wurde. Ich habe mir sagen lassen, dass schon ganze Beziehungsdramen dadurch ausgelöst wurden, dass eine Nachricht als gelesen angezeigt wurde, die Person aber dann nicht schnell genug zurückgeschrieben hat oder
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unter Umständen das doch gar nicht gelesen hat, es aber als gelesen. Na ja, ihr wisst, was ich meine. Entsprechend sind Trennungen mittlerweile immer auch
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Online-Trennungen und genauso wie man halt überlegt, wie man sich im Freundeskreis, auf der Arbeit oder auch den Eltern gegenüber zu einer Trennung äußert, müsste man sich eigentlich überlegen, wie man dem Ganzen in sozialen Netzwerken begegnet. Ich habe aber in meiner eben schon erwähnten unfassbar nicht repräsentativen Umfrage in meinem Bekanntenkreis
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herausgefunden, dass eigentlich kaum jemand mit seinem Partner darüber spricht, wie man sich auf sozialen Netzwerken zueinander verhält oder wie viel Öffentlichkeit okay ist und was alles privat bleibt. Ich weiß nicht, die von euch, die in irgendeiner Art von Beziehungen sind, habt ihr schon mal darüber
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gesprochen, ob wie das Verhalten in sozialen Netzwerken ist? Einmal Hände hoch, bitte. Ja, es sind ein paar, aber es sind echt wenige. Das ist schön, das bestätigt meine These. Danke. Und dann ja, aber ich glaube, die meisten Menschen
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hatten vielleicht unter Umständen schon mal irgendwie einen Partner und wenn sie keinen Partner hatten, dann vielleicht eine Freundschaft, die man irgendwie ähnlich setzen kann. Also ich rede jetzt nicht immer von der jeweils aktuellen Beziehung, sondern es gibt ja durchaus auch irgendwie eine Geschichte vor heute.
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Daher genau. Und dann würde ich noch mal wissen, von denen, die jetzt gerade aufgezeigt haben, bei wem von euch ist denn das Gespräch über ändern wir eigentlich unseren Beziehungsstatus auf Facebook hinausgegangen? Na doch, sind die gleichen. Okay, so genau.
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Meine These ist aber und das deckt dieses Handzeichen auch. Wir leben und arbeiten seit Jahren im Netz, aber mit dem Lieben und Entlieben dort tun wir uns schwer. Jetzt kommen meine zwei Euro für
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Phrasenschwein. Das Internet verändert seit einigen Jahren die Art, wie wir lernen, kommunizieren, arbeiten und uns informieren. Praktisch sieht es dann halt so aus. Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir viel schneller informiert sind als noch vor 10 Jahren. Kein Mensch benutzt mehr Straßenkarten.
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Auch meine Eltern benutzen keine Straßenkarten mehr, weil es gibt ja Google Maps und Google Maps ist viel praktischer. So das als ein Beispiel. Aber euch fallen garantiert noch 20 Beispiele ein, wo das genauso ist.
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Gleichzeitig verändert das Netz aber auch die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen. Und daran haben wir uns, ist jedenfalls meine These noch nicht so gut gewöhnt. Und die Frage ist, ob das sich nicht langsam mal ändern sollte. Und was ich feststelle ist, viele von uns benehmen sich zumindest phasenweise auch nach
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Jahren ihrer persönlichen Entdeckung des Netzes als so ihr Habitat noch so, als wären sie irgendwie in der digitalen Pubertät stecken geblieben. Da gibt es dann zum Beispiel Menschen, ich nenne keine Namen, die per Mail Schluss machen, obwohl eigentlich sie selbst auch nicht in Frage stellen, dass der persönliche Weg eigentlich der bessere ist.
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Oder es gibt Menschen, die aus Gründen das Mail Passwort des Ex-Freundes haben und natürlich die E-Mails lesen, obwohl sie eigentlich auch wissen, dass es irgendwie ein bisschen scheiße ist. So ich lasse diese Frage mal auf euch wirken.
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Ich glaube, grundsätzlich hat jeder Mensch, der gerade dabei ist, sich zu trennen,
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grundsätzlich erst mal andere Probleme, als sich jetzt zu überlegen, wie mache ich das denn im Netz unter Umständnis erst mal so, wie kriege ich eigentlich meine Sachen jetzt in Umzugskisten und wenn ich die ganze Zeit weine und parallel Bier trinke, wie soll ich die eigentlich packen? Aber andererseits, wenn man sich viel im Internet bewegt, was wir Gruppe hier nun
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eigentlich auch tun, hat die Frage halt schon Relevanz. Wenn man sich halt überlegt, so freundet man sich auf Facebook und wenn ja, was macht man denn damit den gemeinsamen Freunden und brauche ich einen Rage-Account oder einen Protected-Account, damit mein Ex nicht mehr mitlesen kann? Es sind halt so Fragen, die kann man
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sich stellen und die sollte man sich eigentlich auch stellen, weil wenn man das klar hat, kann man sich, finde ich, besser verhalten. Entsprechend ist das auch alles gar nicht mehr so weit weg von den Problemen. Ich sage jetzt mal, unsere Eltern, die halt nur überlegen mussten, so wie lasse ich mich am besten am
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Telefon verleumten, wenn der Typ mal wieder in der WG angerufen hat oder so. Genau, komme ich zum nächsten Thema. Die perfekte Trennung gibt es nicht, aber es gibt, glaube ich zumindestens,
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Trennungstypen sozusagen von Menschen, wie sie sich dann in sozialen Netzwerken verhalten, von denen ich ein paar jetzt gerade mit einem doch recht großen Augenzwinkern vorstellen möchte. Ihr werdet gleich sehen, was ich meine. So, das ist Nicholas Cage für die
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jenigen von euch, die ihn nicht kennen oder nicht erkennen. Der Trennungstyp Nicholas Cage erkennt genau zwei Gesichtsausdrücke und das ist halt zum Prost. Das sind zum einen Leid und irgendwas
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mit Debil. Entsprechend sind auch seine Posttrennungsposts voll von Leid. Man ergeht sich selbst mit Leid, solange bis was Neues am Start ist. Dann ist einmal komplettes Switch und alles wird debil glücklich. Dann kommt die
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erste Krise und dann geht es wieder mit Leid los und so weiter und das ist quasi ein nicht enden wollender hermeneutischer Zirkel des Leidens. Der nächste Typ ist Claire Underwood.
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Man kann es sich denken, Claire Underwood schmiedet entweder mit ihren Freunden oder alleine Pläne, entweder um den verhassten Ex in den Ruin aus dem Land oder aus sozialen Netzwerken zu vertreiben oder meinetwegen auch
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zurückzugewinnen und lässt sich, so sieht man schon am Gesichtsausdruck, nicht wirklich von diesem Plan abbringen. Sie hat außerdem Kontrolle über all ihre Social Media Aktivitäten und bei ihr passiert nichts ungeplant. Dann ist der nächste Typ. Ich weiß nicht, wer von euch
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die Dame kennt. Das ist Sorga Noren aus der skandinavischen Serie Die Brücke. Falls jemand die Brücke nicht kennt, unbedingt anschauen. Großartige Serie. Sorga Noren ist
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etwas mit, autistisch ist irgendwie hart zu sagen, aber sie, irgendwas klappt nicht so mit dem Verhältnis zu ihr und der Welt und der Welt mit ihr. Jedenfalls habe ich sie jetzt mal die Beziehungs- und Trennungsautistin genannt. Sie wundert sich nämlich in erster Linie, warum man sich eigentlich von ihr getrennt hat. Auf alles, was man nicht logisch erklären kann,
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reagiert sie mit Unverständnis und totalem Erstaunen, weil sie halt auch nicht versteht, dass man Gefühle nicht rational erklären kann und sie versteht dementsprechend auch nicht, warum der Ex-Freund das Knutschbild mit irgendeinem anderen jetzt vielleicht nicht so witzig findet, weil man hat sich ja getrennt und wo es eigentlich so, where is the fucking
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problem? Der nächste Typ ist this one. Für diejenigen, die ihn nicht kennen, ist es Emanuel Kant, aber wir können auch sagen, es ist Random Philosoph. Der
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Random Philosoph analysiert jeden Tweet der Ex in ellenlangen Abhandlungen und nervt damit auch all seine Freunde. Er philosophiert jedes noch so kleine Problem zur Tode und macht außerdem aus allem eine Grundsatzdiskussion. Er lebt in seiner kleinen beschaulichen Welt und ist auch nicht bereit,
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diese zu verlassen. Schade für ihn. Ich weiß nicht, was hat sich der ein oder andere von euch ein bisschen wiedererkannt. Wenn wir zum nächsten Thema, ich habe es auf meinem Zettel, habe ich es hätte hätte Deutschland hätte genannt, aber das können
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wir nicht sehen, deswegen sage ich euch das, weil ich das Wortspiel so schön finde. Wir sind ziemlich inkonsequente Wesen. Wir hatten also Beispiel wir haben zum Beispiel vereinbart, dass wir in der Erkennungsphase keinen Kontakt haben und trotzdem ist der Blick in die Timeline des Ex-Partners schnell passiert
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und zwar und das ist auch das interessante dabei ist halt natürlich schneller als ein Telefonanruf, weil da müsste man ja mit dem anderen reden. So kann man halt nur mal gucken und der Blick in so eine Timeline kann halt weh tun, bringt es vielleicht eben was dabei noch was, wo man schon dabei war, das zu verarbeiten,
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bringt es auf einmal wieder hoch, ist halt scheiße, nur was soll man machen? Man kann sein Telefon ja schlecht in der Weser versenken. So was kann passieren und es wird wahrscheinlich auch immer passieren, aber was man dann doch beachten sollte, ist die Parole don't drink
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and text. Ich denke die meisten von euch wissen, was gemeint ist, Alkohol und ein Telefon in Kombination sind meistens keine gute Idee, sonst kann das nämlich es kann dann nämlich gut passieren, dass man irgendwie nach sechs
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Longdrinks denkt, ach so, dass man irgendwie neue Erkenntnisse hat, die man dem Ex-Freund unbedingt mitteilen will. Vielleicht vielleicht ist es keine so gute Idee kann aber passieren, dass ich habe auch schon von Leuten gehört, die dann ab einem gewissen Pegel ihr Telefon irgendwelchen Freunden geben und sagen
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passt bitte darauf auf, damit ich keine Scheiße baue. Genau. Ansonsten kommt auch noch ist auch ein Punkt, das ist so ein bisschen das, was weniger zum Lachen ist. Es ist scheinbar auch ziemlich im Trend, dem Ex-Partner hin und hinterher zu spionieren. In meiner
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Umfrage, also im Fragebogen kam heraus, dass fast jeder von der Gruppe X, die ich da gefragt habe, schon mal vom Ex-Partner gestalkt wurde bzw. selbst gestalkt wurde. Also ich nenne das jetzt einfach mal Stalking, weil man
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das in meiner Welt halt so nennt und mir jetzt weil man das in meiner Welt so nennt. Genau. Und mir jetzt auch gerade kein anderes Wort dafür einfällt. Und jeder von euch kann sich ja vielleicht auch mal fragen, ob er schon mal versucht hat, jemanden hinterher zu spionieren.
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Und damit meine ich jetzt nicht, dass ihr jetzt so im Trendscode mit hochgestellten Kragen irgendwie so der Zielperson folgt, sondern dass ihr zum Beispiel versucht habt, irgendwelche Informationen aus der Twitter Timeline rauszuziehen oder so. Das Problem ist halt, es ist auch, es ist halt viel einfacher geworden, an Informationen über die Menschen
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ranzukommen. Und wir sind da alle auch irgendwie selbst schuld daran, weil schließlich hinterlassen wir alle bereitwillig unsere Spuren im Netz und sind dadurch auch leichter auffindbar. Und die Versuchungen sind halt relativ groß und man
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nutzt sie dann auch nur die Frage ist halt, wo hört ein melancholisches melancholisches Informationsbedürfnis auf und wo fängt es dann an, richtig nickelig zu werden. Auch da gibt es keine exakte Antwort finde ich, sondern die Absicht dahinter ist entscheidend.
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Und wenn man irgendwie anfängt, den Ex-Partner zu stören, so dass er sich offensichtlich gestört fühlt, dass die eigenen Freunde einen fragen, was eigentlich zur Hölle in einen gefahren ist und man sich selbst dann schon dabei ertappt, dass man geradezu zwanghaft morgens nicht aufstehen kann, ohne einmal
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geguckt zu haben, welche Spuren denn der oder die Ex hinterlassen hat im Netz, dann sollte man sich wohl doch mal Gedanken darüber machen, ob man nicht Hilfe sucht, beziehungsweise ob man das nicht ändern sollte. Nachts betrunken, eine weinerliche SMS an die Ex-Freundin schreiben kann
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passieren. Die kluge Ex-Freundin löscht die dann und tut so, als wäre nie was gewesen. Aber 50 SMS pro Tag ist dann schon eher nicht okay. Und andersrum gilt aber genau das Gleiche, wenn man sich vom Ex-Partner bedrängt
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oder belästigt oder bedroht fühlt, dann sollte man sich auch Unterstützung suchen, weil es ist halt ein ernstes Thema und wird, finde ich, zumindest immer noch viel zu selten thematisiert. Genau, was generell glaube ich hilft in diesem schwierigen Feld der Kommunikation
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untereinander, ist zu reflektieren. So es klingt leicht, ist offensichtlich aber relativ schwer. Man sich halt fragt, möchte ich, möchte ich von jemandem unter der Gürtellinie beschimpft werden oder möchte ich dass jemand Lügen über mich erzählt. Ich möchte das nicht und ich möchte es im realen Leben nicht.
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Also möchte ich das auch nicht in sozialen Netzwerken. In dem Punkt sehe ich halt nicht, warum es da im Netz andere Regeln geben sollte als im Real Life. Was sicher hilft ist, wenn man halt schon zu Beziehungszeiten verantwortungsvoll mit beim Auftritt in sozialen Netzwerken umgeht. Also zum Beispiel,
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dass ich halt meinen Partner frage, ob der mit auf, wenn ich ein gemeinsames Foto auf Facebook hochlade, ob das für den okay ist oder ob er findet, dass er da gerade blöd aussieht oder ob er das einfach in der Situation jetzt gerade nicht will. Ich glaube, dass das hilft dann schon auf so einen gewissen Blick dafür zu gewinnen, was wichtig ist und was nicht.
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Und es ist halt auch so, wer seine Beziehung öffentlich für alle zelebriert, der kann sich halt irgendwie auch nicht wundern, wenn die Trennung zumindestens auch bemerkt wird. Dementsprechend würde ich sagen, ein öffentliches Paar wird sich wahrscheinlich auch öffentlicher trennen. Die Frage ist halt,
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ob das so furchtbar schlimm ist, beziehungsweise ob man das dann als schlimm empfindet. Und ich denke halt auch immer, es muss halt jeder muss es halt für sich selbst wissen. So ich bin nicht der Richter über irgendjemanden und ich maß mir das dann auch nicht an. Aber wenn gesagt, wenn ich selber irgendwie denke, das war jetzt nicht so geil, dann habe ich da auch alles Recht zu, weil das
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ist halt schon eine etwas individuelle individuelle Sache. Genau. Der nächste Punkt ist, wie viel öffentliches Geleide ist denn okay, in Klammern Caspar David Friedrich.
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Hier scheiden sich die Geister. Also in meiner Umfrage war es relativ ausgeglichen. Die einen haben schön, oder? Die einen haben gesagt, ach nee, das ist schon okay, solange es nicht überhand nimmt und solange der Partner zum also der Ex-Partner zum Beispiel das Netzwerk nicht nutzt, ist okay.
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Die anderen waren der Meinung, boah nee, das ist so peinlich, das lässt man lieber. Ich glaube grundsätzlich finden wir das eher doof, machen es aber trotzdem. Entsprechend muss man es halt auch selbst wissen, aber ich glaube immer ein guter Indikator, dass man
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es vielleicht übertreibt ist, wenn so Freunde zu einem sagen, ey du sag mal, geht es dir gerade schlecht so, oder hast du die Welt, dann könnte man überlegen, ob man es nicht vielleicht übertrieben hat. Es ist im Real Life so und es ist dementsprechend auch im Netz so. Die andere Frage ist,
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wie reagiere ich denn jetzt, wenn mein Ex Knutschbilder mit irgendjemandem postet, wie reagiere ich auf irgendwelche aggressiven oder passiv-aggressiven Non-Menschen? Ich würde sagen, gar nicht bzw. auf gar keinen Fall öffentlich. Entweder ist es so, dass solche Dinge ab und an passieren
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und dann versucht man sich halt zu sagen, dass man halt der Klügere ist und dann einfach nicht reagiert und nicht dazu beiträgt, dass es sich noch weiter hoch eskaliert, weil man damit halt für sich im Zweifelsfall auch noch alles noch schlimmer und noch komplizierter macht. Aber gleichzeitig
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ist es auch so, dass man dem Menschen dann nicht noch Futter gibt. Man muss im Prinzip in dem Moment, wo man reagiert, verhält man sich dem anderen, also man gibt eine Reaktion, aber man sollte halt die eigenen Verhaltensmuster aufbrechen, um irgendwie voranzukommen.
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Auch das schönes Thema. Unsere Egos sind nun mal Arschlöcher und verletzte Egos sind erst recht Hitler.
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Verletzte Egos bringen uns dazu, Dinge zu machen, von denen wir eigentlich dachten, dass wir sie nicht nötig hätten. Das ist auch im realen Leben so, es ist auch im virtuellen so. Nur, was ich immer feststelle, ist im virtuellen Leben ist die Schmerzgrenze beziehungsweise die Hemmschwelle viel kleiner und es ist auch logisch, weil ein böser Tweet, ja, der ist schnell geschrieben
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und es erfordert eigentlich nicht wirklich Mut, den Hass, den man dem Ex-Partner entgegenbringt, vom Balkon zu brüllen. Ich glaube, auf die Idee kommen eher wenig Menschen. Erstens motzen dann vielleicht die Nachbarn und es ist ja wichtig, was die Nachbarn denken. Dann gibt es auch gleich ein Gesicht dazu
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und im Zweifelsfall kommt die Polizei und im Netz kommt in der Regel erstmal niemand. Das ist in vielen Fällen auch gut, aber in solchen Fällen ist es halt schwierig. Solche Aktionen sind peinlich, sie sind verletzend und sie tragen halt auch dazu bei, dass man sich einfach nicht mehr versteht und dass man sich halt erst recht auseinander lebt.
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Genau. Man könnte dann an dieser Stelle noch einen längeren Exkurs über Unfreundlichkeiten in sozialen Netzwerken oder in Kommentaren oder was auch immer einfügen, aber das haben andere schon für mich getan und außerdem würde das hier
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glaube ich doch etwas den Rahmen sprengen. Ich kann euch immer nur raten mit gesundem Menschenverstand ha, es sagt sich so leicht, an die Sache ranzugehen, also warum sollte ich mich denn, also warum, wer hat eigentlich gesagt, dass man sich im Netz anders verhalten soll als sonst? So, wenn ich sonst nicht durch die Straßen gehe und Leute wüst beleidige,
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warum sollte ich das im Netz machen? So, äh, nee. Und ähm, als betroffene Person muss man wahrscheinlich einfach wirklich wegblocken, äh, was man wegblocken kann, wenn man irgendwann an dem Punkt ist, wo man sich selbst schützen muss.
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Genau. Ähm, die, äh, die Frage ist, ähm, wie viel private Information gibt man denn preis? Ich hab bei meinen Fragebögen eine Antwort gehabt, die fand ich ganz interessant. Ähm, es hieß, ähm, ich bin in sozialen Netzwerken öffentlich, aber nicht privat.
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Das fand ich ganz spannend, weil es natürlich zeigt, wenn ich irgendwie die Distanz zu meinen Online-Aktivitäten war, dann fällt es mir wahrscheinlich auch leichter nötige Gelassenheit an den Tag zu legen, wenn es zum Beispiel um die Thematisierung von Trennungen geht. Ähm, oder im Zweifelsfall muss man sie gar nicht thematisieren, weil man die Beziehung ja auch nie thematisiert hat.
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So. Das Internet muss halt natürlich nicht alles wissen und je weniger private Informationen man preisgibt, desto unangreifbarer ist man. Nur die Frage ist, möchte man das wirklich? So, Authentizität, ja, lebt auch von Echtheit, so, Gefühlsäußerungen
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und auch irgendwie den kleinen Dramen des Lebens. Ich meine, ich persönlich finde am Twitter-Accounts, die nur irgendwelche Pressemitteilungen verbreiten, unfassbar langweilig und ich denke, den meisten von euch geht das auch so. Ähm, dementsprechend ist eigentlich ja gerade ganz schön, sich online zu verlieben oder sich online auszudrücken,
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online seine Meinung zu sagen. Und, also ich möchte mich da auch nicht immer zurückhalten, aber ich möchte halt auch nicht grundlos beschimpft werden. Auch nicht von einem Ex-Partner, der vielleicht verletzt und traurig ist.
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Ähm, genau. Das ist es nochmal, was ich gerade eben gesagt habe, nochmal auf den Punkt gebracht. Ähm, ähm, ich mag aber jetzt zum nächsten Thema kommen, und zwar, ähm, I fall in love again, äh, anbändeln, besser machen, weil schließlich ist ja ein Teil der Trennung auch das, sich neu verlieben.
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Und auch das ist äh, nicht so einfach, wie man sich dann immer so denkt, so wie bändel ich zum Beispiel mit einer Person an, ohne dass, ähm, der Ex-Partner das mitbekommt, wenn er gerade mal wieder in meine Timeline geguckt hat. Oder, wie diskret will ich sein, wie diskret kann ich überhaupt sein, ähm, Fragen kann man sich stellen,
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so gerade wenn man gerade aus so einer Trennung rauskommt. Ich hab zum Beispiel schon, ähm, von Fällen gehört, wo man sich nicht mehr gegenseitig fäft, damit erst recht kein Verdacht entsteht. Man könnte unter Umständen was miteinander haben. Ähm,
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könnte man Paranoid nennen, ist aber vielleicht auch einfach vernünftig. Ich ähm, ich hab's trotzdem rausgefunden, so viel sei an dieser Stelle verraten. Also es hilft auch nicht gegen alle. So. Ähm, genau, ähm,
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jetzt hab ich den das nicht. Ähm, ich hab im Vorfeld, ähm, von diesem Talk hab ich mit der dpa gesprochen und die haben mir dann die Frage gestellt, ähm, ja, was ist denn jetzt eigentlich mit NSA so, äh, hat es auch da Auswirkungen? Und, ähm, hab ich gesagt so, nee. Weil,
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der ist, es halt, also es ist wie, was ich am Anfang schon sagte, es ist uns egal, ob WhatsApp irgendwie eine Datenkranke ist, sondern was uns halt sagt, ist, dass da jemand irgendwie seit zwei Stunden nicht zurückschreibt.
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Ähm, dementsprechend, äh, haben wir da in diesem, in diesem Teil unseres Lebens auch relativ, äh, wenig Berührungs, äh, Berührungspunkte. Was für uns aber irgendwie dann doch relevant ist, ist halt die Frage, ob unsere Online-Freunde oder unsere Kollegen, oder wer auch immer mitbekommen könnte, ob wir uns gerade getrennt haben, den Partner betrügen oder neu anbändeln.
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Das, äh, das hat dann, äh, für uns relevant. Ähm, und darüber macht man sich dann auch Gedanken. Äh, mir wurde zum Beispiel von einer Freundin erzählt, wir sind jetzt in dem Beziehungssta, äh, Beziehungsstadium, dass wir uns gegenseitig bei Foursquare einchecken, aber wir twittern es noch nicht. Ähm,
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das sind, äh, das sind alles Sachen, die hat uns nie jemand in der Schule erklärt. Ähm, so. Vielleicht wollen wir auch gar nicht alles geheim halten. Vielleicht wollen wir auch einfach, äh, unser, äh, Glück, äh, in die Welt hinaus brüllen. Ähm, genau. Ich, wollte noch einen,
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ähm, kurzen Exkurs zum Online-Dating machen. Generell könnte man unfassbar, ähm, lang auch über Online-Dating reden. Ich habe aber einer Freundin versprochen, dass ich das hier in meine Präsentation einbaue.
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Dementsprechend, ähm, dementsprechend muss ich halt auch jetzt mal kurz über Tinder reden. Ähm, ist geil, oder? Ich finde es auch großartig. Ähm, ähm, Tinder ist, falls ihr euch, äh, falls ihr das noch nicht kennt,
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äh, eine Dating-App für Smartphone. Die war, glaube ich, vor ein paar Monaten der neue heiße Scheiß. Mittlerweile liest man auch Artikel in den Zeitungen darüber, was ja meistens, ähm, das Zeichen dafür ist, dass sie bald abgelöst wird von etwas anderem. Aber okay.
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Ähm, jedenfalls, ähm, wurde Tinder von der, von jetzt, äh, dem Jugendmagazin der Süddeutschen Zeitung vor ein paar Wochen als, äh, oberflächlichste Dating-App aller Zeiten bezeichnet. So, weil, äh, Tinder ist quasi Flirten für Twitter-Generationen. Man erfährt nur ganz wenig Infos, äh, über die Person und wenn sie einem nicht gefällt,
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dann wischt man das Foto einfach weg. Hat einen großen Vorteil, denn man muss nicht mehr stundenlang irgendwelche dusseligen Profile bei Parship oder wo auch immer ausfüllen, ähm, die dann am Ende trotzdem nur Menschen hervorbringt, äh, bei denen man dann beim ersten Date die, äh, Flucht ergreifen will. So, also, es gibt bestimmt auch Menschen, die sich über, äh, Elite-Partner kennengelernt haben,
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aber, genau. Das ist halt der Punkt, man spart Zeit. Und irgendwie finde ich auch, äh, das ist in seiner Schlichtheit, so, Schlichtheit, ähm, wunderbar in eine Zeit, äh, passt, in der man sich auch nicht mit überflüssigen Informationen aufhalten will. Genau.
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Ähm, ich, äh, komme jetzt auch, äh, langsam zum Ende und in, ja, es tut mir leid, danach dürft ihr ja dann, äh, drüben singen, das ist bestimmt auch ganz toll. Ähm, genau. Und zwar möchte ich noch mal den Bogen ein bisschen weiter spannen und zusammenfassen, was wir, was wir jetzt eigentlich
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alle zusammen hier gerade gelernt haben. Ähm, hat sich das Entlieben in, äh, Zeiten des Internets nun wirklich verändert und wenn ja, in welche Richtung, ähm, das Entlieben kann, ich denke, das ist deutlich geworden oder ich hoffe, es zumindest schwerer werden, weil man viel mehr Möglichkeiten hat, denn auch nach dem Kontaktabbruch noch, äh, Dinge über den Ex-Partner zu erfahren.
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Manchmal, äh, werden sie einem, äh, geradezu auf dem Silbertablett, äh, serviert, weil, zum Beispiel der Facebook-Algorithmus einfach auch ein Arschloch ist. Ähm, daran lässt sich halt nur sehr schwer etwas ändern, aber, ähm, was wir ändern können und was auch, ähm, gefordert ist, finde ich, ist, ähm, mehr Disziplin,
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beziehungsweise vor allen Dingen mehr Fairness. Und, ähm, das können wir halt machen. So, den Facebook-Algorithmus können wir wahrscheinlich eher nicht ändern, aber unser Verhalten halt schon, so. Und zwar im Internet genauso wie im Analogleben. Ähm, man muss auf Schutzräume achten und man darf sich halt auch nicht die Online-Existenz kaputt machen lassen.
38:41
Ähm, so gesehen hat sich eigentlich, ähm, gar nicht so viel verändert. Es geht natürlich immer noch um Zwischenmenschlichkeiten. Die technische Facette ist halt dazugekommen. So. Man muss sich halt überlegen, wie viel man im Netz von sich preisgeben möchte, um dann halt im Zweifelsfall auch reagieren zu können. Und natürlich auch, wie man sich, äh, verhalten möchte. Ich meine,
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das muss ich aber auch auf der Arbeit oder auf dem, ähm, das muss ich schon im Kindergarten. So. Ähm, was ich aber auch noch sagen möchte, ist, dass, ähm, dass dieser Vortrag auch ein, ähm, Plädoyer für mehr Gelassenheit sein soll. Weil, ähm, Fehlermachen gehört dazu. Ähm, und Fehlermachen ist einfach auch okay. Wir testen unsere Grenzen aus,
39:20
ähm, so wie wir das früher auf dem Schulhof vielleicht auch gemacht haben. Und es gibt einfach furchtbar viele Fallstricke. Niemand verhält sich auch immer hundertprozentig korrekt und logisch nachvollziehbar. Und es wäre auch ein Schwachsinn, so was zu erwarten. Schließlich sind wir keine Maschinen. So. Ähm, was aber wichtig ist, denke ich, ist, dass wir darüber reflektieren und nachdenken
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und auch immer überlegen, wie möchten wir dann selbst behandelt werden und halt versuchen, uns, ähm, danach, äh, zu verhalten. Ähm, es ist halt so wie, man kann sich auch nicht ewig mit seiner schlechten Kindheit dafür, äh, rechtfertigen, dass man immer zwei Minuten zu spät, äh, zur Arbeit kommt oder so. Ähm, und genauso wenig kann man sich immer
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mit irgendwelchen Verletzungen, die man vor Jahren mal, ähm, erlitten hat, für alles, was man selber falsch macht, rechtfertigen, sondern man muss schon sehen, dass man da ein bisschen vorankommt, finde ich. Ähm, dazu, und das ist, auch ein guter Punkt, müssen wir halt auch miteinander reden. Ähm, und man muss halt vor allen Dingen auch nicht von sich selbst auf andere schließen,
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so. Bloß weil ich kein Problem damit habe, dass mein Aufenthaltsort im Internet nachzulesen ist, heißt das nicht, dass, äh, es für jemand anders ebenso geht. Also ich finde, dass da für einen, ähm, 1,90 großen, kräftigen Mann, ja, ne, natürlich habe ich keine Probleme damit, wenn das irgendwo steht. Also ich meine, Russland in Karso liest wahrscheinlich
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eher nicht, äh, auf Foursquare nach, wo ich gerade bin. Aber, ähm, für andere Menschen kann das halt durchaus schon ein Problem sein. Und bloß weil ich kein Problem damit habe, meine Trennung, äh, im Netz zu kommunizieren, heißt das halt nicht, dass es für die, den jeweils anderen Paar, dann auch irgendwie okay ist. Und ich glaube,
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das müssen wir uns einfach auch nochmal bewusst machen. Und, ähm, wir sollten achtsam, äh, kommunizieren. Also generell und nicht nur im Trennungsfall, einfach um das Risiko von Verletzungen, äh, zu, äh, minimieren. Ich meine, letztendlich haben wir das alle festgestellt, dass Rumschreien, äh, leider in den seltensten Fällen, ähm, funktioniert.
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Und, ähm, wenn man halt versuchen will, sich im Guten zu trennen, soweit es halt geht und sich weiterhin zu respektieren und ne, ne gute Form des Umgangs zu finden, wie man da immer so schön sagt, erwachsen, ähm, sollte man halt versuchen, miteinander zu reden. Und, ähm, natürlich ist, ähm, eine Trennung erstmal schlecht oder verletzend
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oder, ähm, ein großer Einschnitt. Aber, wenn man mal näher überlegt, gibt es ja auch meistens Gründe, warum das so passiert ist. Und, ähm, das ist die Großchance, die wir haben. Also, äh, scheitern als Chance. Ähm, und zwar sowohl online, als auch offline. So, wir müssen das scheitern und,
42:00
egal, wo wir nun scheitern, aber in meinem Fall jetzt, ähm, also nicht in meinem Fall, ich bin sehr glücklich mit meiner Beziehung, aber in dem Fall meiner Rede, ähm, müssen wir, äh, das Scheitern, äh, immer auch als Chance sehen und zwar als Chance, an uns zu arbeiten, zu reflektieren und nicht den gleichen Fehler noch mal zu machen oder die gleichen Fehler.
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Beziehungsweise, wenn wir sie noch mal machen, dann sie wenigstens im vollen Bewusstsein noch mal machen. Und, ähm, ich finde, es ist auch egal, wo wir nun neue Menschen kennenlernen, ob jetzt irgendwie über Tinder, im Jodelverein oder meinetwegen auch auf der Republika, ähm, oder ob wir in einer Monogramm-Zweier-Beziehung
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leben wollen oder in einer Polygamen-Fünfer-Beziehung, ähm, ob wir uns auf Facebook taggen oder ob wir nur mit Rauchzeichen kommunizieren, ähm, entscheidend ist, äh, dass man darüber redet. In diesem Sinne, Dankeschön!