Erneuern wir die Fundamente der Liebe!
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Formale Metadaten
Titel |
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Serientitel | ||
Anzahl der Teile | 234 | |
Autor | ||
Lizenz | CC-Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland: Sie dürfen das Werk bzw. den Inhalt zu jedem legalen Zweck nutzen, verändern und in unveränderter oder veränderter Form vervielfältigen, verbreiten und öffentlich zugänglich machen, sofern Sie den Namen des Autors/Rechteinhabers in der von ihm festgelegten Weise nennen und das Werk bzw. diesen Inhalt auch in veränderter Form nur unter den Bedingungen dieser Lizenz weitergeben. | |
Identifikatoren | 10.5446/33130 (DOI) | |
Herausgeber | ||
Erscheinungsjahr | ||
Sprache |
Inhaltliche Metadaten
Fachgebiet | ||
Genre | ||
Abstract |
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00:00
InternetComputeranimationJSONXMLUMLVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
00:43
InternetiPhoneNotebook-ComputerDrahtloses lokales NetzVorlesung/Konferenz
01:54
GoogleVorlesung/Konferenz
02:24
Mischung <Mathematik>Internet
03:19
InternetTwitter <Softwareplattform>KommunikationElektronische Zeitung
04:40
EnergieVorlesung/Konferenz
05:05
E-MailDatentypVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
06:19
Computeranimation
06:43
BootenFacebookRoboterVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
07:11
PerspektiveVorlesung/KonferenzFlussdiagramm
08:06
PerspektiveGesetz <Physik>Vorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
09:27
KryptoanalyseHausdorff-RaumGesetz <Physik>ART-NetzE-MailRechenschieberBesprechung/Interview
10:30
KraftComputeranimation
10:58
MeterLineare RegressionRichtungWald <Graphentheorie>Twitter <Softwareplattform>KraftPerspektiveFlussdiagramm
12:19
TOUR <Programm>WürfelBesprechung/Interview
13:37
StrukturgleichungsmodellTwitter <Softwareplattform>Vorlesung/Konferenz
14:01
Lineare RegressionLINDA <Programmiersprache>Twitter <Softwareplattform>Vorlesung/KonferenzProgramm/QuellcodeXML
14:48
Wald <Graphentheorie>Vorlesung/Konferenz
16:21
InternetGesetz <Physik>KommunikationSAINTS <Programm>Besprechung/Interview
18:09
InternetEckeSkypeRanking
18:38
InternetMEGAInternetVorlesung/Konferenz
19:16
PerspektiveFacebookPhysikalische GrößeAbstandInternetWald <Graphentheorie>Vorlesung/Konferenz
21:14
FacebookEinfügungsdämpfungNetzwerk <Graphentheorie>Neue MedienMittelungsverfahrenVorlesung/KonferenzBesprechung/InterviewComputeranimation
23:06
Web ServicesBesprechung/InterviewVorlesung/Konferenz
24:05
DateiMittelungsverfahrenBesprechung/InterviewVorlesung/Konferenz
24:54
Besprechung/Interview
25:30
Negative ZahlFacebookVorlesung/Konferenz
26:04
Ausdruck <Logik>Aussage <Mathematik>Neue MedienVorlesung/Konferenz
26:56
PerspektiveFunktion <Mathematik>Besprechung/Interview
27:50
Vorlesung/Konferenz
29:36
Vorlesung/KonferenzBesprechung/InterviewComputeranimation
30:01
Computeranimation
Transkript: Deutsch(automatisch erzeugt)
00:16
Hallo, danke. Passt dir ganz gut von der Größe her. Ich hätte eigentlich heute Abend auf Stage 2 sprechen sollen.
00:23
Ich bin froh, dass ich heute hier bin. Ich glaube, das hätte nicht geklappt. Ich war vor zwei Jahren schon mal hier und habe einen kurzen Talk gegeben. Also ich hatte eine halbe Stunde Instagram, habe eine Viertelstunde was erzählt und habe dann ganz viel Feedback bekommen. Und ich bin als Wissenschaftler hierher gegangen und habe gesagt, ich würde gerne das Internet besser verstehen und untersuchen.
00:41
Und habe gemerkt, die Vorstellung, die ich vorher hatte, dass die Leute, die Studien machen und Studien lesen und sich da hinstellen und darüber sprechen, dass das gar nicht der richtige Weg ist, sondern die Leute, die Ahnung haben, das sind die, die rum experimentieren und ausprobieren. Ich habe hier so viel Erfahrung mitgenommen und habe gesagt, das muss ich eigentlich selber machen. Eigentlich muss der wissenschaftliche Weg sein und so haben Psychiater früher auch gearbeitet, das einfach selber auszuprobieren.
01:02
Das habe ich zwei Jahre lang gemacht und ich habe ein Buch darüber geschrieben und ich will ein Experiment, weil das hier angefangen hat, ganz kurz vorstellen, was es nicht ins Buch geschafft hat, um euch mal zu erklären, wie ich das so gemacht habe. Ich habe zuletzt mit kommuniziert im Internet und probiert, wann ärgert sich wer und wann wird wer wie wütend.
01:24
Das Experiment hat es nicht reingemacht, aber es ist sehr aussagekräftig, weil es um Intimität geht. Ich habe es das ICE-Experiment genannt und ihr kennt das ja vielleicht. Mittlerweile gibt es ein neues WLAN in den ICEs, aber häufig ging das WLAN im ICE überhaupt gar nicht. Und man hat dann immer auf seinem Computer gesucht und hat dann geguckt und hat mal gesehen, da ist ja irgendwo ein iPhone mit einem Namen dran.
01:46
Irgendwo ist hier jemand, dem ein iPhone gehört und der heißt so. Also in dem Fall Angela Merkel, die hat ihr iPhone offen und nutzt das als WLAN-Hotspot, sodass sie ihren Laptop daran anschließen kann. Und was ich dann gemacht habe ist, dann habe ich gesagt, okay, pass auf, da muss irgendwo eine Frau sitzen in diesem Zugabteil.
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Die heißt Angela Merkel. Da habe ich geguckt, Google, nach Bildern geguckt, wie sieht die aus. Hab dann geguckt, okay, so sieht Angela Merkel aus. Sie sitzt da vorne, bohrt gerade in der Nase. Und dann habe ich weiter geguckt und habe gesagt, was macht denn so beruflich? Die ist gerade nach Berlin gekommen, hat Bundeskanzlerin geworden, total anstrengend, die schimpfen alle und so. Und dann bin ich da hingegangen, habe sie gesagt, hey Angela, wie ist denn in Berlin, so ist stressig.
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Und das Krasse daran war, also ich meine, bei ihr würde das nicht funktionieren, weil sie prominent ist. Das waren halt keine prominenten Leute. Das Krasse daran war, dass die Menschen, bei denen ich das gemacht habe, mir sofort angefangen haben, ganz viel von sich selber zu erzählen. Und deswegen habe ich das auch nicht aufgenommen. Ich hätte gedacht, die hauen mir eine rein, die sind wütend oder sowas. Aber die haben angefangen, mir ganz viel von sich selbst zu erzählen und haben dann gesagt,
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ah Mensch, mit den Kindern ist das schwierig, ich habe noch keine Kita gefunden. Und du weißt doch, ich habe damals immer Depressionen gekriegt, wenn ich umgezogen bin, bin jetzt schon wieder nicht so gut. Und dann dachte ich, hey, stopp, stopp, erzähl mir das gar nicht alles. Ich wollte das gar nicht wissen. Das ist mir viel zu intim. Ich habe nur ein Experiment gemacht, das war mir auch wieder peinlich. Das ist total nach hinten losgegangen. Deswegen habe ich das auch nicht aufgenommen.
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Und was ich da gemerkt habe, ist, diese Mischung aus Anonymität und gleichzeitig einem riesigen Wissen, mit dem wir noch nicht so richtig zurechtkommen, hat eine Mischung aus Anonymität erzeugt und Intimität, die im Ungleichgewicht ist. Und deswegen ist meine Hypothese gewesen, die ich heute vorstellen wollte, über die ich diskutieren möchte, dass die Wut, die es oft im Internet gibt, eine Reaktion ist auf einen Zustand überwältigender Intimität,
03:27
dass wir also die Intimität, der wir da begegnen, dass wir da noch nicht richtig mit umgehen können. Und ich habe es mal so ein bisschen verglichen, das ist eher schematisch, dass es gerade, wenn es darum geht, Kommunikation mit prominenten Leuten, mit Leuten, die im Fernsehen sind, mit Leuten, die viele Follower haben, die wir toll finden, dann war es vor dem Internet so,
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dass man einen Kasten hatte, da war er drin, und hat gesagt, die Welt ist rot, und Belaredi hat es mal, ich habe es mal als Belaredi-Phänomen genannt, Belaredi hat gesagt, zu einem guten Fußballspiel gehört, dass man sich über den Moderator aufregt, über einen Sprecher aufregt, also man sitzt vor dem Fernseher und sagt,
04:00
das ist doch totaler Quatsch, was der da erzählt, die Welt ist eigentlich blau, und dann beruhigt man sich so ein bisschen und sagt, ist doch völlig egal, das war ja nur im Fernsehen. Und wenn jetzt jemand in einer Online-Zeitung schreibt oder auf Twitter schreibt, sagt, die Welt ist rot, dann kommt einer und sagt, alter du Idiot, die Welt ist doch blau,
04:22
und der denkt, er ist ihm ja total nah, die sind ja gerade gemeinsam irgendwo in den sozialen Medien unterwegs, dann kommt noch ein Dritter dazu, der ist auch da, der wohnt wo ganz anders, und sagt, verdammt ihr Deppen, die Welt ist grün, und dann sagt der andere, der hört mir überhaupt nicht zu, weil er nicht merkt, das ist eigentlich eine Zeitung, und dieser Kommentarbereich ist gar nicht dafür da, um zu diskutieren, sondern das ist nur dafür da,
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dass die Leute da irgendwelche Kommentare reinschmeißen, da reagiert selten einer drauf, und dann sagt der nächste, man, ihr seid doch alle Nazis, warum schimpft ihr so rum, und dann steigert sich das so hoch, weil die Leute immer noch im Modus drin sind, miteinander zu reden, es geht darum, warum antwortet der nicht auf mich, warum geht der nicht auf mich ein, wie man das eigentlich in einer engeren Beziehung tun würde.
05:01
Deswegen glaube ich, Wut ist das eine, Wut ist eine sehr positive Energie, die uns auseinanderbringen kann, und was viel schlimmer ist, ist der Hass, der Hass entsteht aus dem Wunsch heraus, die andere Person zu vernichten, weil ich das Zusammensein nicht mehr aushalten kann, viele werden es aus einer Beziehung kennen, man ist zusammen, lebt zusammen, hat Kinder zusammen, und es klappt aber nicht, man wird so wütend, dass man einfach wegrennen möchte,
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oder den anderen irgendwie ändern oder packen, und da entsteht ein Hass, und der entsteht dadurch, dass man zu eng aneinander ist, und diese Enge, diese Intimität, das ist meine Hypothese, ist in den sozialen Medien eine Illusion, die bei uns entstanden ist, die wir aber nicht einlösen können, und ich stelle mir das immer so ein bisschen vor,
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wie so ein Boot, wir sitzen in so einem gemeinsamen Boot und denken, wir sind so ganz nebeneinander, und fangen an zu diskutieren, und kommen da nicht raus, und einer sagt, lasst uns doch mal hier lang fahren, und dann lasst uns da lang fahren, und dann sagt der, wir müssen aber hier lang, und der andere ne, da lang ist besser, und dann sagt der, da lang fahren nur Nazis, und dann sagt der, da geht die Welt unter, und so steigert sich das so hoch, weil man sich so ärgert,
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Ich habe jetzt einen Zeitungsartikel gelesen, wo jemand so E-Mails analysiert hat, die er gekriegt hat, wo er beschimpft wird, und der dann in dem Zeitungsartikel so darlegt, was wohl in jemandem vorgehen mag, der über Journalisten schimpft, wo ich gedacht habe, warum fragt er den nicht, warum fragt er den Typen nicht, das ist drüber jemand reden, der sich gerade über einen geärgert hat, und ich glaube, dass in dieser Wut ganz viel Hilflosigkeit steckt,
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was die Leute inhaltlich sagen, ist oft falsch, und das muss man verurtern, aber das kennen alle aus Beziehungen, wenn jemand anfängt zu schreien und sagt, du kannst so nicht weitermachen, wenn du so weitermachst, dann fährst du unsere Beziehung gegen den Baum, diese Wut kommt aus einer Hilflosigkeit, im Gefühl nicht gehört zu werden, und ich glaube, das entsteht ganz oft, weil wir uns so nahe aneinanderfühlen, alle in sozialen Medien, und ich glaube, wir müssen lernen,
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aus diesem Gefühl des gemeinsamen Boots rauszukommen, und wieder mehr Distanz entstehen zu lassen, und dafür ist Wut ein ganz guter Motor, zu sagen, das macht mich alles so wütend, ich gehe auf Distanz, und darf es natürlich nur nicht ganz verabschieden, das ist auch mittlerweile einige tun, und zum Beispiel Facebook verlassen, verlassen immer mehr Leute Facebook, weil sie sagen, da ist so viel Aggression, und das ist falsch,
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wir müssen da reingehen und für Werte kämpfen, wir dürfen uns nicht so nahe fühlen, denken, dass wir alles ganz enge bekannte Freunde von uns, denn man braucht die Distanz, weil Liebe nur dann entstehen kann, wenn man dankbar ist für die Andersartigkeit anderer Menschen, das ist gar nicht so einfach, dazu muss man manchmal akzeptieren, dass man irgendwie im Leben auch in seinem eigenen Boot sitzt,
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und alleine ist, dass man nicht verschmelzen kann mit anderen Menschen, und wenn man sich die Welt anguckt, die sieht aus jeder Perspektive anders aus, dann mag es einen geben, der schippert darum, und der sagt, die Welt ist rot, der andere schippert darum und sagt, die Welt ist blau, dann gibt es einen, der findet sie rot-braun,
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und es gibt einen, der findet die blau-braun, und es gibt einen, der findet die braun-rot, und es gibt einen, der findet die Erde braun-blau, und das Wichtige daran ist, dass natürlich, das wisst ihr alle, es ist einfach, jeder hat Recht, von denen aus seiner Perspektive, wie er die Welt sieht, und gleichzeitig kann der, der sagt, die Welt ist rot, gar nicht sehen, dass die Welt von einer Seite blau ist,
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und nur dadurch, dass er da hingeht, dass er sagt, ich nehme auch mal die Perspektive von dem einen, der da drüben ist, und die Welt als blau sieht, kann er lernen, dass der andere in seiner Perspektive auch Recht haben kann, da, wo er steht, und lernt was noch viel Wichtigeres, er lernt, das lerne ich, das lernt derjenige, der das tut,
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meine Perspektive auf die Welt ist immer unvollständig, und dadurch lernt man Bescheidenheit, und das ist ein Gefühl, was ich in sehr heiß geführten Diskussionen auf der Lebe, diese Rechthaberei, das Gefühl, ich habe doch hier Recht, mein Blick auf die Welt ist richtig, und zu lernen, dass die Perspektiven anderer richtig sind, ist ganz wichtig, und das können wir lernen, indem wir sie auch einnehmen,
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und dafür müssen wir uns vorher trennen, wenn wir alle im gleichen Boot sitzen, alle sagen, da ist richtig, da ist richtig, dann kommen wir da nicht hin. Wir haben aber ein Problem, es gibt auch Leute, die schippern so ein bisschen weiter außen und sagen, wer sagt, die Erde sei irgendwo rot, das ist ein Gutmensch, oder wer sagt, wenn die Erde irgendwie verblauert, das ist ein Nazi,
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die sind ziemlich schädlich für unsere Diskussion, und da muss man sagen, ich bin kein Freund von dieser Leitkulturdebatte, trotzdem brauchen wir einen gesellschaftlichen Konsensus, wie wir mit denen umgehen können, dafür gibt es auch Gesetze, und das ist ein Grund, warum ich diese Aufweichung von Begriffen so schwierig finde, der Begriff Hate Speech wird ins Deutsche eigentlich übersetzt als Volksverhetzung,
09:21
und das bedeutet, dass man einen Menschen angreift, nicht weil man sich mit ihm persönlich streitet, sondern weil er zu einer Minderheit gehört, und man eigentlich die Minderheit angreift, also jemandem, der homosexuell ist, zu sagen, du bist ein schlechter Mensch, weil du schwul bist, oder weil du lesbisch bist, was nichts mit der Person zu tun hat, sondern aufgrund der Minderheit, zu der er gehört, und sowas ist gesetzlich strafbar, und genau das muss man atmen,
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und man darf den Begriff aber auch nicht für jede Form von Ärgernis benutzen, als Künast letztes Jahr durch Deutschland gefahren ist und Leute besucht hat, die ihr böse Nachrichten geschrieben hat, zusammen mit dem Spiegel, bis sie nach Hause gegangen hat, die in die Hand geschüttelt hat, ich bin Renate Künast, und ich habe eine böse E-Mail von euch bekommen, lasst uns mal drüber reden,
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da gab es viele Nachrichten, das waren wütende, ärgerliche, beleidigende Nachrichten, aber das ist noch kein Hate Speech, und ich finde es ganz wichtig, das zu trennen, weil es gibt für bestimmte Dinge Gesetze, für Beleidigungen, und eben für die Angriffe auf Minderheiten, auf die müssen wir achten, da müssen wir die Grenzen auch ziehen.
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Ich habe ganz schön schnell geredet, das ist schon das achte Slide. Ich wollte ein paar Basics als Vorschläge machen, und dann was von euch hören. Zum einen finde ich wichtig, dass Menschen, die eine hohe Sendekraft haben, seien sie Politiker, seien sie Wissenschaftler, seien sie einfach Leute, die viele Follower haben, oder im Fernsehen auftreten oder sowas,
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sich dessen bewusst sind und andere nicht demütigen. Das ist ganz wichtig, auch wenn man stärker ist als jemand Schwächeres, den nicht zu demütigen. Ich glaube, das ist etwas, was wir oft übersehen, dass wir Leute, die eine andere Meinung haben, durch die Macht, die wir haben, weil wir uns bedroht fühlen, wir nehmen unsere Macht gar nicht wahr, wir merken, da macht jemanden einen Mist und ich muss was tun, der sagt dann, Leute, die auf Twitter mal sagen,
11:00
die Welt sei blau, die glauben ja auch irgendwie, und dann macht man sich so ein bisschen lustig, und dann twittert man das, seht mal, ich bin im Fernsehen und habe mit Leuten was gesagt, dann kommt man zu mir und sagt, toll, toll, toll, das ist super, und dann gibt es vielleicht noch jemanden, der sagt, Mensch, du hast mich gerettet mit deiner Überzeugung, eigentlich könnt ihr davon auch sehen, die Welt ist auch ein bisschen blau, aber eigentlich ist die rot und sagt, Leute, der hat das auch eingesehen,
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dann sagen wir, ja, ja, dann verstärkt sich das so, und vielleicht gibt es aber auch jemanden, der viel unscheinbarer ist, und der sagt, für mich sieht es trotzdem noch ein bisschen blau aus, hier drüben, das stimmt so gar nicht, und hört mir doch mal zu, ihr seht mich nicht, die schimpfen die Arschlöcher und schreit rum, hallo, was ist denn hier los,
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und das können gut mal 5% sein, und die müssen in den Beleidigungen, die sie ausstoßen, zum Beispiel gegen Minderheiten, die Geflüchtete gar nicht recht haben, aber darin, dass sie in bestimmten Perspektiven nicht wahrgenommen werden, haben Menschen, die aus einer anderen Richtung gucken vielleicht recht, und dann ist es ganz wichtig, dass diejenigen, die mediale Sendekraft haben, so jemanden nicht demütigen oder schlecht machen.
12:02
Ein zweiter Punkt ist, erwartbar sein. Ich habe mich total geärgert, ich habe ganz viel ausprobiert, wie man in so Foren diskutiert, ich habe selber Zeitungsartikel geschrieben, bin als Autor dann im Forum gewesen, habe mitdiskutiert, ich habe versucht mitzudiskutieren in dem Forum, wenn ich nicht der Autor war, was ganz interessant war, weil die Leute dann gar nicht auf mich reagiert hatten,
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obwohl ich vorher selber einen Artikel geschrieben habe, und unten diskutiert war, zu merken, wie es ist, wenn niemand auf einen reagiert, das war so ein Fall, und der FAZ hat einen Redakteur geschrieben, dass für die Identitätskrise Frankreich eine Karikaturkonstellation ist, Ödipus Macron gegen die Vatermörderin Le Pen,
12:42
und mich ärgert das ja so wahnsinnig, mit diesem Ödipus-Komplex, der hat seine Mutter geheiratet, was ist das für ein Unsinn, da heiratet ein Mann eine ältere Frau, der hat weder einen Ödipus-Komplex deswegen, Ödipus-Komplex ist eh Quatsch, der Ödipus in der griechischen Sage, der wollte seine Mutter ja überhaupt nicht heiraten,
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der wusste das ja nicht, und als er gecheckt hat, dass es sein Vater war, den er umgebracht hat, die haben vorher gesagt, es passiert ein Unglück, dann haben die ihren Sohn ausgesetzt, dann wusste er gar nicht, dass sein Vater den umgebracht hat, dann hat er seine Frau geheiratet, und er wusste gar nicht, dass es seine eigene Mutter ist, und als er das wusste, hat er sich die Augen ausgestochen, der wollte das ja nicht, und Freud hat das nicht so ganz gecheckt mit der Mythologie, und hat dann gesagt,
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alle Männer wollen mit ihrer Mutter ins Bett gehen, sie wollen ihren Vater ersetzen, und dann haben sie irgendwie so einen Ödipus-Komplex, und das schief läuft, und Macron sowieso, weil er eine ältere Frau gehabt hat, das hat mich total geärgert, das hat mich so geärgert, ich hab mal so richtig, wie man das so macht, wenn ich mal so viele Follower gehabt hätte auf Twitter,
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die hatte ich nicht, und dann, das hat niemand reagiert, ich hab mich so geärgert, und ich glaube, wenn man diesen Ärger kapiert, dann kapiert man auch, um die Leute so wütend werden, man will mitdiskutieren, und da regt sich keiner, und das ist diese falsch verstandene Intimität, wenn man einen Kanal aufmacht, für Leute, und sagt hier, da kann man diskutieren, dann muss man auch diskutieren,
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und das Gegenteil war, ich hab irgendwann, Michael Lobo hat mir irgendwann geschrieben, kann man nicht einfach sagen, dass Trump ein Narzisst ist, das muss man doch warnen vor, ist doch ein Arschloch, hab ich gesagt, pass auf, ich bin ein Psychiater, ich find das gefährlich zu sagen, dass er ein Narzisst ist, da war eine Konvention auf Twitter, wir zwei, fand ich, ein, zwei Leute, die das noch so retweetet haben,
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und dann stand es, einen Tag später, stand es in der FAZ, unser Twitter-Austau, das heißt, als ich überhaupt nicht daran gedacht hab, kam es in die Zeitung, und als ich mit der Zeitung reden wollte, hat sie nicht reagiert, ich bin ein großer Fan der FAZ, das möchte ich sagen, trotzdem war es ein gutes Beispiel, weil ich mit der Feele interagiert habe, und es gibt ganz viele Missverständnisse, also auf Zeit Online, das ist zum Beispiel,
14:40
da hab ich viel diskutiert, da sind ganz viele Leute anonym, die pöbeln einmal kurz, und mit denen reden, sind die total nett, die sagen dann, wer schreibt denn so einen Scheiß da oben, wenn ich einen Artikel geschrieben hab, dann sag ich, was meinst du mit Scheißen, die haben gut diskutiert, und in anderen Foren haben die mich total beschimpft, egal was ich gesagt habe, das war echt schwierig, also, man muss erwartbar sein, wenn man sagt, ich will reden, dann muss man auch reden,
15:01
dann kann man nicht nur so tun, da muss klar sein, wann kommt was zurück, nämlich, wenn man ein Verhalten unregelmäßig belohnt, dann verstärkt man es am meisten, das heißt, wenn man ein Verhalten hat, wenn einer schreit, weil er was zu essen will, und man gibt ihm jedes Mal was zu essen, dann schreit er häufiger, aber wenn jemand schreit, und dann gibt man ihm einmal was zu essen,
15:21
dann dreimal nicht, dann wieder einmal, dann schreit er noch viel lauter, weil es manchmal klappt, und manchmal nicht, und man denkt, ich muss mich noch mehr anstrengen, das heißt, wenn man so was tut, dass man auf Leute reagiert, da muss man dann Erwartbarkeit drin haben, um das Geschrei nicht zu verstärken, und das letzte, das ist ein sehr altes Schreiben, das ich mir gekriegt habe,
15:41
ich hab jetzt Präsident geschrieben, um jetzt niemand loszustellen, ich hab mal in eine öffentliche Stelle geschrieben, da ging es um eine Diskussion, eine politische Diskussion, und hab gesagt, Mensch, wie toll, und dann wurde mir zugeschrieben, sehr geehrter Herr Dr. Kalbitzer, ich hab mich sehr über ihr schreiben gefreut, mit Menschen wie Ihnen hat mich schon immer sehr persönlich und so weiter verbunden, mit freundlichen Grüßen, Ihr Präsident, und unten stand dann so hier, das hab ich jetzt auch erfunden, aber User Sekretariat,
16:01
nervige Fanpost, persönliche Antwort schreiben, befürworter.doc, also da hat man gesehen, das ist so eine Schablone, die der einfach benutzt, das ist so demütigend, das heißt, Aufrichtigkeit, also Authentizität muss auch aufrichtigt sein, sonst bringt das gar nichts, weil Leute das irgendwann checken und dann finden sie sich erst recht mit demütigt. So,
16:21
wir haben richtig viel Zeit zu diskutieren, das finde ich super, ich möchte noch eine kurze Sache sagen, weil ich auch ein bisschen Liebe verbreiten möchte, das letzte Mal habe ich mich bei meiner Frau bedankt, weil jedes Mal auf unsere Kinder aufpasst, wir teilen uns ein bisschen die Kinderversorgung, dieses Mal möchte ich mich noch bei jemand anderem bedanken, ich hab ja so ein schickes Corporate Design, vielleicht findet das nicht alle schick, ich finde das total schick, das Corporate Design, das sieht auch richtig elegant
16:42
und teuer aus, war es auch, das war auch richtig teuer, und zwar war es so, nachdem ich auf der Republika war, habe ich einen Workshop gemacht zum Thema Internet und ich habe Viola Kupp eingeladen und Viola Kupp ist die Liebe wert, Viola Kupp hat darüber gesprochen, dass sie viel in Afrika war und gesagt hat, dass ihr da klar geworden ist,
17:02
dass sie viel dringender Internet braucht, als fließend Wasser, darüber hat sie erzählt, sie erzählt über ein Projekt, was sie macht, im Slum von Nairobi, sie ist Kommunikationsdesignerin, wo sie Leuten Design beibringt, die nichts anderes gelernt haben, die keinen Job haben, die keine Arbeit haben, und gesagt hat, man muss doch fluchtvoll Sachen vor Ort bekämpfen,
17:20
man muss da hingehen und was machen, die hatte keinen Bock mehr auf das ganze Kommunikationsdesign, Scheiß, uns da hingegangen, und hat gesagt, ich will was Vernünftiges machen. Und das fand ich so super, habe ich gesagt, pass auf, mach doch mal einen Corporate Design für meine Praxis, meine Praxis ist ganz klein, das ist eigentlich die Praxis meiner Frau, ich sehe da so ein, zwei Patienten, die wache ich mal hauptsächlich Forschung, aber wir haben einen Auftrag nach Nairobi,
17:41
macht einen Corporate Design für unsere Praxis, und das war ganz lustig, weil die haben mich dann angesprochen, und dann haben wir geskyped zusammen, mit den Leuten von diesem Moosani Lab, Viola hat dann nicht mitgemacht, sie hat sich rausgemacht und gesagt, wie fragt man so Sachen ab, und dann haben die mich gefragt, was so meine Zielgruppe ist, und wie ich so rüberkommen möchte, und was so meine Vorstellungen sind,
18:01
was macht denn eigentlich ein Psychiater, ein Psychotherapeut genau, und dann habe ich das so vorgestellt, habe mir so zwei Stühle genommen, und dann habe ich dann so hingesetzt, der Arzt sitzt dann so, der Patient sitzt dann so, ich bin jetzt halt immer so schwermütig, und dann hat mir Viola nach erzählt, das ist ein Arzt, der die ganze Zeit nur redet, und damit verdient er Geld, also das war eine ganz interessante Erfahrung,
18:21
aber diese Erfahrung zu machen, das wird über Skype kommunizieren, und die da im Prinzip, die macht so Workshops, hier sieht man nur eine Frau im Hintergrund, den zweiten Workshop hat sie nur für Frauen gemacht, sie hat gesagt, wir müssen aber auch mehr Frauen reinkriegen, also echt tolle Sachen, Viola, und die haben dann auch das Logo für uns gemacht, was man da oben in der Ecke sieht, das geht dann auch noch so ein bisschen weiter,
18:42
die haben dann zusammen mit einem kleinen Berliner Start-up, zwei Frauwerk heißen die, ein ganzes Corporate Design für uns gemacht, ich bin da mega stolz drauf, und man sieht das nicht so ganz, aber dieses doppelte K, meine Frau und ich heißen beide Kalbitzer, das ist so einem afrikanischen Muster nachempfunden, also das ist noch ein bisschen größer,
19:01
das ganze Design, aber das hat mich sehr glücklich gemacht im Bezug auf das Internet, weil es das möglich gemacht hat, mit diesen Menschen zu kommunizieren, mit denen Projekt zu machen, von denen was zu lernen, und damit bericht euch, vielen Dank,
19:21
wir haben jetzt eine Viertelstunde zum Reden, wir haben jetzt eine Viertelstunde zum Reden, das habe ich mir vorgenommen, ich habe ja getwittert, dass ich viel Zeit zum Reden haben möchte, und mich würde interessieren, was eure Perspektive auf die Dinge sind, also ich habe immer so Konzepte, zum Beispiel im Kopf, ich habe da auch mit Katrin darüber gesprochen oder so,
19:40
dass, wir haben ja Missvorstellungen, zum Beispiel, dass Anonymität ein großes Problem wäre, ist es gar nicht, also Foren, wo Leute unter Klarnamen schreiben, da ist genauso viel Wut, wie Foren, in denen keine Klarnamen sind, und mich interessiert wirklich, was hilft Leuten eigentlich, Wut loszuwerden, wo kann die Wut hingehen im Internet, welche Rituale habt ihr gefunden, um aus dieser Wut rauszukommen, ohne gleich das Internet verlassen zu müssen.
20:02
Ich würde mich sehr freuen, wenn ich etwas mitnehmen kann. Das ist der Aufruf. Manchmal dauert es auch noch ein bisschen, ich habe auch schnell geredet, wir können noch einen kleinen Moment warten. Danke schön.
20:24
Hallo, also die Frage war ja, was macht man, wenn man wütend wird auf das Internet? Also ich muss sagen, bei dem Kommentar, Leute gehen aus Facebook weg, was hast du gesagt, Rizu? Also ich habe aufgehört mit Facebook, weil ich das Gefühl hatte,
20:41
es ist so Zeitverschwendung, aber ich habe auch gemerkt, ich habe mich einmal in einer Diskussion über Facebook verloren, wo ich dann einfach nur wütend wurde, und es ist uns leere verlaufen, da habe ich auch gedacht, das ist völlig unkonstruktiv, und ich fand nicht die Wut korrekt, und ich glaube, das ist auch mit dem Grund, also weggehen ist sozusagen eine Möglichkeit
21:00
des Umgangs, finde ich, mit der Wut. Nicht für immer, aber zeitweise. Ich finde es auch nicht unbedingt unkonstruktiv, mal eine Zeit ein bisschen Abstand zu nehmen, ehrlich gesagt. Und hilft das denn dann auch, also rauszugehen aus Facebook, und ich bin eine Weile raus, dann wieder reinzukommen, dann ist es anders, so habe ich es ja gemacht, ich war glaube ich acht Jahre aus Facebook raus, und bin jetzt vor drei Tagen wieder rein, und ich fand das total angenehm, weil ich dachte,
21:21
hey, mich kennt ja keiner mehr, keine Urlaubsfotos, und ich habe mir diskutiert, ich fand die Atmosphäre ganz gut eigentlich, also ich war ganz überrascht, wie schön die Atmosphäre ist. Ja, ich glaube, das hängt damit zusammen, wenn man dann in der Zeit, wo man weg ist, vielleicht einen Umgang mit Medien, digitalen Medien nochmal anders lernt, und merkt, wo sind die eigenen Grenzen,
21:42
also wie viel davon gebe ich Preis von mir, oder was mache ich da? Vielleicht hilft es auch manchmal, die Netzwerke aufzubrechen, also wenn man so etwas löscht, und dann so rauskommt aus den Netzwerken, einfach dann mit ganz neuen Freunden neu anfängt, also vielleicht muss man einfach manchmal den Freundeskreis auch so ein bisschen wechseln oder sowas, das kann ja auch kein Essen.
22:02
Gibt es jemanden, der drin geblieben ist, und einen Umgang damit gefunden hat, der gesagt hat, ich war früher wütender, und bin jetzt nicht mehr so wütend? Gibt es so Leute, die da für sich einen Umgang mitgefunden haben? Da hinten meldet sich jemand, da hinten.
22:24
Hallo, toller Vertrag wollte ich erst mal sagen. Dankeschön. Genadenlose Freundlichkeit ist meine beste Waffe, das kann ich sehr empfehlen. Einfach immer und penetrant freundlich bleiben, und immer möglichst sachlich bleiben, aber dabei trotzdem zeigen,
22:41
das ist meine Emotion, so empfinde ich gerade, zu dem, was du gerade gesagt hast, ohne das in so einem Du hast Recht, ich habe Recht, du bist falsch oder so. Sondern das macht mich wütend, aber ich finde es gut, dass du das und das wirklich in so einem immer freundlichen Kontext bleiben. Es gibt ja Studien dazu, dass Menschen, die lächeln,
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obwohl ihnen nicht nach Lächeln ist, krank werden. Also zum Beispiel in so großen Ketten, die Getränke oder Lebensmittel verkaufen, ohne Namen zu nennen, die immer lächeln müssen, weil es halt das Service ist. Wie machst du das mit der Wut in dir dann? Gibt es das Mikro da noch? Ich habe eine ganze Zeit lang im Verkauf gearbeitet,
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wo man das muss, wo es meine Funktion war, immer zu lächeln und immer freundlich zu bleiben. Ich hatte immer wieder Kontakt auch mit Kunden, die wütend waren, die sauer waren, die sehr oberflächlich waren, die mich von oben herab behandelt haben. Ich habe verschiedenste Sachen ausprobiert,
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was für mich am besten funktioniert hat, weil im Idealfall ist es so, die Leute arbeiten sich irgendwann daran ab, die werden müde dadurch, dass du immer freundlich bist. Man macht das nichts mit dir, dass du denkst, kannst du mal ein bisschen netter sein? Doch, na klar.
24:00
Wo geht das hin? Es gibt ja Leute, die machen das. Ich bin hier, Bewegung und so was. Wo geht man hin mit der Wut? Wo kriegt man die Distanz? Man kann auch eine innere Distanz kriegen. Mich würde interessieren, wenn man mehr mithin hat als ich. Ich finde, das ist so eine Entwicklung. Wenn am Schluss der Kunde
24:20
zum Beispiel rausgegangen ist und ich genau gemerkt habe, dieser Person war das jetzt richtig unangenehm, weil ich sie immer wieder konfrontiert habe mit dieser Freundlichkeit, dass sie mir sehr unfreundlich gegenüber war, dann hat sich glaube ich bei der Person auch was verändert. Und das wiederum hat mir geholfen, dass ich gemerkt habe,
24:40
ich habe meine Integrität gewagt, meine Authentizität gewahrt und trotzdem was beim anderen verändert. Oder gerade deshalb. Da ist noch jemand. Ich mache es übrigens, indem ich mir eingestehe, dass ich selber so jemand bin, der wahnsinnig gekränkt und empfindlich auf so Beleidigungen reagieren kann.
25:01
Dass ich vor einem Jahr locker noch unter meinem Klarnamen, ich habe das Buch im September letzten Jahres geschrieben, seitdem habe ich überhaupt Medienkontakt so richtig, ich hätte locker unter meinem Klarnamen noch in so einem Forum richtig los schimpfen können, wenn ich darüber nachgedacht habe. Mir ist erst nach und nach klar geworden, was das bedeutet. Ich kann das gut verstehen. Das hilft mir manchmal. Ich weiß vielleicht, man sich gedemütigt fühlt,
25:21
wenn einem niemand zuhört, was steht, was man wirklich falsch findet, was einen wirklich wütend macht. Das hilft mir auch manchmal. Ich finde es ganz interessant zu sehen, was man für eine unterschiedliche Haltung zu diesem Medium Facebook haben kann. Meine Eindruck ist, es gibt Leute,
25:41
die ihre Wut ausdrücken, die vielleicht sogar ganz woanders herkommt. Das ist so ein genommenes Portal, wo ich sage, endlich kann ich mal irgendwo meine Wut hinbringen. Ganz egal, ob die mit der Person zu tun hat, zu der ich jetzt gerade irgendwas Negatives schreibe. Wo ich mich frage,
26:00
braucht es Räume, wo Menschen ihre Wut leben können und ausdrücken können. Das andere ist ja dann auch die Frage, wie nehme ich Kommentare, die ich zu meinen Aussagen bekomme, hat das wirklich mit mir zu tun oder da so einen Filter drüber zu legen.
26:20
Für mich gibt es noch einen anderen Aspekt. Ich mache es nicht, dass ich meine Wut in digitalen Medien ausdrücke. Das wäre für mich überhaupt kein Portal, wo ich sage, was haben die anderen Leute, die ich gar nicht kenne, mit meiner persönlichen Wut zu tun. So. Das geht nur aus meiner Sicht,
26:41
wenn ich eben einen Gegenüber habe. Wenn ich einen Ansprechpartner habe, was du vorhin ja auch gesagt hast, wenn es etwas gibt, wo ich diskutieren kann, wirklich mit jemandem. Der Spaß ist ja auch der Frust, dass der andere nicht antworten. Zu den Räumen habe ich noch eine Frage. Könnte es auch Themen geben, auf die man immer wütend sein darf? Also meine Überlegung ist ja, wenn die Leute nicht über das Falsche schimpfen würden im Internet,
27:02
sondern es was Richtiges gäbe, wo man immer drüber schimpfen kann, wo sich alle einig sind, dann könnten alle das so als Ventil benutzen. Das ist so richtig scheiße. Und meine Hoffnung ist ja, dass wir in dieser Diskussion zum Beispiel über geflüchtete Menschen, die hier herkommen, wenn die einen sagen, das ist viel zu viel, das ist ganz schlimm für uns und die Gesellschaft bricht zusammen, die anderen sagen,
27:21
wenn wir nicht Menschen schützen, die vor Krieg fliehen, dann bricht die Gesellschaft zusammen, dass wir sagen können, wir können es darauf einigen, dass wir zumindest alle Angst haben, dass es der Gesellschaft wird. Und da haben wir doch schon mal einen Nenner, der sagt, das ist doch ganz furchtlich unsere Gesellschaft, wir müssen was tun. Und da kann es ja so Nenner geben, es könnte ja so welche geben, aber mir fallen immer keine ein, die wirklich für ganz viele funktionieren können.
27:41
Das ist wahrscheinlich, weil die Welt so viele Perspektiven hat. Aber gibt es da Räume, die du dir vorstellen kannst, so thematisch gesehen? Also, talk jetzt nicht. Da war noch was.
28:01
Danke. Also, auf jeden Fall erstmal cooler Vortrag. Das ist denke ich ein großes Problem, das wir alle kennen. Also ich bin vor einer Weile auch zum Beispiel bei Zeit Online oder bei Spiegel Online so ein bisschen ausgestiegen, weil die Debatten da so toxic sind, dass man sich das teilweise einfach nicht mehr durchlesen konnte. Was für
28:20
mich gut funktioniert ist Yoga. Also kurz was schreiben, dann Yoga, dann wieder mitdiskutieren. Körper und Geist. Und was Speedy-Yoga, das wäre immer so bei so Diskussionen so... Das ist dann so das Speedyoga. Gibt's das? Nein. Und das zweite ist so ein bisschen,
28:40
aber was ich eher meine damit ist so ein bisschen Achtsamkeit. Also wenn ich merke, bei mir staut es sich wirklich an und ich denke mir, was für ein Sackgesicht, das gibt es doch gar nicht. Dann rede ich einfach mit einem Kollegen von mir und sag dem das mal. Und sag dem mal, so ein Sackgesicht, das gibt es doch gar nicht. Und dann sagt der, ja, du hast recht.
29:01
Dann bist du wieder gut. Genau, dann fühle ich mich besser. Und dann kann ich auch wieder in die Debatte reingehen und mit demjenigen reden, weil ich irgendwie diese Wut, diese Emotionen abgeladen habe, mir ein bisschen Bestätigung geholt habe. Und dann kann ich aber wieder reingehen. Also so ein reales Team um sich haben, wenn man diskutiert, dass man sagt, okay, ich mache es mit ein paar Buddies, wie man Fußball
29:22
guckt. Dass man sagt, man guckt nicht Fußball, sondern man diskutiert zusammen auf Zeit Online oder FAZ. Macht das gemeinsam, das ist wichtig, mitzudiskutieren. Aber als Team geht das besser, dann diskutiert man gemeinsam. Das finde ich eine richtig gute Idee. Als Team diskutieren und wirklich, man trifft sich wie Fußball gucken.
29:40
Ich meine, es ist auch wichtig, sich politisch zu engagieren und in der Zeitung mitzudiskutieren. Als Teams, als Teams vom Rechner sitzen und zusammen zu diskutieren und dann mal raus. Fühle ich eine super Sache. Ich glaube, wir sind durch, oder? Mit Blick auf die Zeit würde ich sagen, wir verschieben den Rest der Diskussion ins Private. Danke an Jan Kaibitzer. Schande, dieser Vortrag.