Lasst uns goldig sein! Lebens- und produktionstechnische Hinweise zur Bewegungsfigur der kleinen und kleinsten Formen
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Formale Metadaten
Titel |
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Serientitel | ||
Teil | 45 | |
Anzahl der Teile | 177 | |
Autor | ||
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Identifikatoren | 10.5446/32192 (DOI) | |
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Abstract |
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re:publica 201545 / 177
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XMLComputeranimationVorlesung/Konferenz
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Vorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
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MomentenproblemDialektVorlesung/Konferenz
03:06
KerndarstellungVorlesung/Konferenz
03:29
Vorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
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Vorlesung/Konferenz
04:23
Formation <Mathematik>Vorlesung/Konferenz
04:44
Vorlesung/Konferenz
05:11
Vorlesung/Konferenz
05:33
Vorlesung/Konferenz
05:52
Zusammenhang <Mathematik>Spielraum <Wahrscheinlichkeitstheorie>EigenwertproblemMomentenproblemVorlesung/Konferenz
07:23
MomentenproblemKommunikationSpielraum <Wahrscheinlichkeitstheorie>BildschirmmaskeVorlesung/Konferenz
08:55
MomentenproblemKommunikationPhysikalische GrößeVorlesung/Konferenz
10:16
MomentenproblemZeiger <Informatik>KerndarstellungAktion <Informatik>KommunikationZusammenhang <Mathematik>Vollständiger VerbandInstanz <Informatik>Vorlesung/Konferenz
13:59
MomentenproblemSystemplattformVorlesung/Konferenz
14:18
Vorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
14:37
Vorlesung/Konferenz
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MittelungsverfahrenNetzwerk <Graphentheorie>Vorlesung/Konferenz
15:48
Print <4->EigenwertproblemVorlesung/Konferenz
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Aktion <Informatik>Computeranimation
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Passig, KathrinRichtungComputeranimation
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LiniePassig, Kathrin
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Physikalische GrößeVorlesung/Konferenz
19:12
Netzwerk <Graphentheorie>PerspektiveMomentenproblemStochastische ErzeugungKommunikationVorlesung/Konferenz
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Große VereinheitlichungSpielraum <Wahrscheinlichkeitstheorie>Vorlesung/Konferenz
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PerspektiveTwitter <Softwareplattform>MomentenproblemStochastische ErzeugungVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
22:14
Vorlesung/Konferenz
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KommunikationVorlesung/Konferenz
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Vorlesung/Konferenz
24:10
Computeranimation
Transkript: Deutsch(automatisch erzeugt)
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Vielen Dank für die Einladung, ich mache was, was sich fast nahtlos anschließt an das, was wir eben gehört haben, weil ich auch so ein bisschen über Kleinigkeiten spreche und weil ich über Natio spreche, was immer sie hier in die Halle, was immer sie hier in die Halle reingetrieben hat, weil ich über Goldigkeiten spreche, wichtig ist,
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es ist kein Kitsch und es geht nicht um Flausch. Und es geht auch nicht um Niedlichkeiten und es geht auch nicht, wie heute im Radio zu hören war, so um falsche Nettigkeiten, die irgendwie im Netz unterwegs sind, sondern es geht um das, was ich Goldigkeit nenne und es ist nur Goldigkeit. Ich habe dafür, um es einfach wie ein Stück höher zu hängen, mache ich was,
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wie ich das auch in Vorlesungen mache, ich bringe, wie den Studierenden, immer so ein bisschen Material mit und zeige ein bisschen was von meinen Lektüren. Das ist eine ganz aktuelle Lektüre, die mal früher mir empfohlen worden ist, weil es immer hieß, wenn man Adorno lesen will oder Adorno lesen soll, soll man mit seinen Vorlesungen beginnen, weil er da anderen erklärt, was er denkt.
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Und deswegen ist das total schön. Empfehle ich Ihnen wirklich Adorno-Vorlesungen, in diesem Fall Einführung in die Dialektik und ich schlage das ein bisschen für Sie auf und dann sehen Sie das und sehen sozusagen wie eine Stelle daraus, die Sie jetzt gar nicht lesen müssen. Ich will Ihnen nur ein bisschen was von dem Leseeindruck schildern, den ich hatte, als ich jetzt Adorno gelesen habe.
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Denn man hat jemanden vor sich, der unglaublich höflich ist und der sich in seinen Vorlesungen unglaublich klein macht. Aber nicht klein macht jetzt im Sinne von, weil er verschwinden will, sondern weil er sich klein macht im Sinne von, dass er den Dingen gegenüber, mit denen er sich beschäftigt, so eine bestimmte Bewegung bewahren will und nicht größer sein will als das, womit er sich beschäftigt.
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Deswegen ist das eine der Sachen, die man aus der Adorno-Lektüre ziehen kann. Das Denken darf nicht stehen bleiben. Das ist sozusagen der Innovationsgestus von Adorno, darf nicht stehen bleiben, sondern muss sich durch die Sache selbst korrigieren lassen. Und wenn das so ist, dann ist alle Wahrheit, das ist eine Sache, die sich durch diese ganzen Vorlesungen hindurchzieht,
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ist alle Wahrheit vorläufig, weil sie immer nur auf Korrektur hin gesprochen ist. Und das heißt dann, und auch das zieht sich durch alle Vorlesungen von ihm hindurch, das Dialektisch zu denken und zu leben deshalb heißt, Widersprüche nicht auszublenden, sondern mit ihnen umzugehen. Das ist genau dieses Moment, das von daher alles heißt,
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dass in allem, was man tut, immer die eigene Vorläufigkeit und die Bedingtheit und die Widersprüchlichkeit präsent zu halten ist. Das ist das Schöne an diesen Vorlesungen, dass man merkt, das, was ich eben dieses Kleinmachen genannt habe, dass es dieses Moment von Widersprüchlichkeit gibt und dass es dieses Moment von Vorläufigkeit gibt, dass er sich im entscheidenden Moment, wenn es darum ginge,
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die Dinge zu greifen, kleinmacht. Und das heißt dann, die Vorläufigkeit und Bedingtheit und Widersprüchlichkeit zum produktiven Kern des Weiterdenkens zu machen. Das ist so schön, dass man das beobachten kann, wie man das als eine Methode entwickeln kann, dieses sich kleinmachen und dieses sich zurückziehen.
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Und das aber nicht, weil man verschwinden will, sondern weil man produktiv mit den Dingen umgehen will. So, und jetzt gehe ich wieder zu der Stelle zurück, die ich jetzt sozusagen wie nur so ein bisschen auseinander genommen habe. Das Wichtige ist mir, dass Sie jetzt hier oben, sehen Sie, dass ich wie so ein kleines Zeichen gemacht habe. Das ist mein Goldigkeitszeichen. Immer wenn ich was lese und es ist goldig und ich glaube, dass es goldig ist, alles, was ich Ihnen von der Methode her geschildert habe,
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dann mache ich so kleine Goldigkeitszeichen. Manchmal auch in dem Adorno-Text sind es dann mehrere Zeichen. Manchmal ist es dann richtig so, dass alles voll ist damit, weil ich einfach begeistert bin davon, dass das alles ist. Das geht dann so wie auf die linke Seite wie rüber und Sie sehen dann, dass es dann wie auf das Cover rübergeht.
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Wenn ich so durch meine Bücher reingehe, kann ich immer so Bücher rausziehen, von denen ich immer sage, dass sie goldig sind. Ich habe so eine kleine Goldigkeitsmeter. Robert Walser. Ich empfehle Ihnen das nur, wenn Sie was Tolles lesen wollen. Das sind die Briefe von ihm, die er oft mit Robertchen Walserchen unterschrieben hat. Und er ist ja einer, es gibt die Aufzeichnung von ihm aus dem Bleistiftgebiet,
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wo er immer kleiner geschrieben hat, also immer kleiner geworden ist und versucht hat, so etwas wie ein Erzählen zu erfinden, das tatsächlich verschwindet, das immer goldiger wird und kleiner wird und vorsichtiger wird. Und hier sehen Sie zum Beispiel davon, wie er sozusagen ganz kleine Zettel als DIN A4-Zettel behandelt hat. Franz Kafka Tagebücher natürlich, goldig.
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Das ist ganz goldige Literatur deswegen, weil es aus ganz kleinen Stücken besteht. Es sind einfach nur kleine Stücke, die sich Stück für Stück einfach zu was Größerem fügen, ohne aber die Behauptung zu machen, dass sie eine große Erzählung seien, die den Leser erdrücken will, sondern es ist was anderes, wonach er forscht. Manchmal notiere ich auch, wenn ich gute Tweets finde, notiere ich, mache ich so ein Zeichen auf dem Handy,
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das ist Holm Friebe, der auch vergoldet worden ist von mir. Alle Leute, die über das Kleine nachdenken und über das Vorsichtige nachdenken und über das Goldige nachdenken letztlich, werden sozusagen wie gesegnet, genau wie auch ein ganz aktueller Titel Die Granulare Gesellschaft, ein Buch, in dem ja grundsätzlich davon ausgegangen wird,
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dass die Sachen kleiner werden und dass man mit einer bestimmten Form von Kleinheit plötzlich umgehen muss. Und natürlich, da werde ich gleich nochmal darauf zurückkommen, hat es dann natürlich auch was mit den Nudges. Ich markiere auch Blumen, ist meine Form von Street Art, wenn ich unterwegs bin. Alles, was goldig ist, kleine Sachen, die ich finde, wie auf der Straße hier so ein Club in Schöneberg,
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notiere ich, hier sehen Sie, so kleine Golddinger sind das auch. Menschen können goldig sein, wenn sie sich das verbitten, dass sie markiert werden, mache ich das heimlich. Aber Sie sehen sozusagen, dass dieses, was Sie hier auf dem Cover gesehen haben, wie in einem größeren Zusammenhang ist,
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wo ich tatsächlich nach Sachen suche, die goldig sind. Und wenn man jetzt überlegt, was in diesem Fall mit Goldigkeit gemeint ist, gehe ich einfach nochmal zurück auf dieses Moment, das ich Ihnen eben an Adorno vorgestellt habe, das nämlich sozusagen, wie alles heißt, Goldigkeit heißt, in allem, was man tut, die eigene Vorläufigkeit und Bedingtheit und Widersprüchlichkeit mit Präsenz zu halten.
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Das ist das, was ich meine, es hat nicht mit Kitsch zu tun, es hat auch nicht mit Flausch zu tun oder mit Nittigkeit zu tun, sondern es ist eine ganz bestimmte Bewegungsfigur, die mit dem Kleinen arbeitet. Wahrscheinlich ist dieses Moment, des sich Zurücknehmens in dem, was man macht, also was zu machen und gleichzeitig das zu widerrufen, vielleicht am deutlichsten in dem, was so der Ring für mich immer sozusagen, was ist goldig,
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das ist der Ring aus dem Kaugummiautomaten, den man nimmt und den man verschenkt. Und das hat auf der einen Seite natürlich eine unglaublich große Geste, also weil man jemandem etwas gibt, und auch einen Ring gibt. Und gleichzeitig ist natürlich klar, es ist total wertlos. Die Geste und die Gabe hat was ganz Schönes, was Ethnologen sofort natürlich interessieren würde, dass sie total wertvoll ist
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und total wertlos zugleich. Und dass sie dadurch eine Art Spielraum schafft für den, dem das gegeben wird und auch für den, der es gibt, sozusagen das zwischen annehmen und etwas damit machen, wie sich große Weiten öffnen. Das ist hier eine Sache, die meine Tochter gemacht hat und die total schön ist, weil die goldig ist einfach. Das ist wie so eine kleine Käseschachtel,
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auf der drauf steht, ein Kuss für die Zeit, wo ich nicht da bin. Und ich halte das sozusagen, das ist deswegen natürlich eine absolut goldige Geste, weil klar ist, sie natürlich nicht davon ausgeht, dass da tatsächlich was drin ist, sondern dass es eine symbolische Geste ist und natürlich eine ganz große Geste, die etwas ganz Großes ausdrückt, aber im Grunde genommen tatsächlich
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wie durch dieses kleine Moment von Bastelei verkörpert ist. Und zwar eine Bastelei, von der sie nicht sagt, also passt da drauf auf und ich will wissen, was damit morgen passiert ist oder stelle das aus oder wie auch immer. Das ist eine Sache, die mit leichter Hand gegeben wird und trotzdem eben in dem Moment, wo es mit leichter Hand gegeben wird, was Großes sagt.
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In dem Sinne ist, wenn man darüber nachdenkt, was auch an dieser Geste oder an dem Kaugummiring goldig ist, dann kann man sagen, goldig ist, was tatsächlich klein ist, aber im Konjunktiv Großes, also irgendwas an Potenzial enthält, womit man weiterarbeiten kann. Und goldig ist, was in Vorausleistung geht, also was man tatsächlich
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einfach weitergibt, aber im tatsächlichen Wert so niedrig ist, dass es dem Beschenkten nicht belastet oder bedrängt. Das ist das ganz Wichtige. Sobald es ihn belastet oder bedrängt, also mit Schuld belädt, dass man antworten Muster draufschon, ist im Grunde genommen dieses Moment von Goldigkeit vorbei. Und damit ist das goldig, das ist das, was ich eben gesagt habe,
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was dem anderen einen Spielraum als Möglichkeitenraum öffnet, also jetzt damit umzugehen und tatsächlich damit weiterzuarbeiten. Wir wissen jetzt natürlich sofort, dass alle Formen der Liebeskommunikation im Grunde genommen auf diesem Prinzip von Goldigkeit beruhen, also dass man dauernd sozusagen wie Sachen sagt und Sachen verspricht, ohne sie sozusagen jetzt einholen zu müssen, sofort.
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Also, dass sie zur Deckung kommen mit dem, was man sagt, sondern das Sagen selbst hat eine bestimmte Geste und eine bestimmte Gabe, die weit über das hinausgeht, was man jetzt tatsächlich leisten will. Aber in dem Moment dieser Bewegung wird im Grunde genommen das ausgedrückt, also zwischen dem, was es sein könnte und dem, was es tatsächlich ist, in dem Moment der Bewegung drückt es eben
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seinen Moment von Goldigkeit aus. Und wir wissen auch, dass natürlich Freundschaftskommunikation im Wesentlichen wie darauf beruht, also nicht große Versprechungen zu machen, aber diese Gesten zu haben und Sachen dauernd wie weiterzugeben, die aber eben nur kleine Gesten und Gaben sind, weil man niemals eben Freunde wie mit dem Größeren
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belasten würde. Das hier ist eine Sache, das hat jeder wahrscheinlich von Ihnen. Es gibt so diese Kisten, die man hat. Also ich bin 1967 geboren und wir haben so angefangen, naja, als ich so 15, 16 war, so Sachen zu machen, die mich jetzt später wie so in der Netzzeit wieder extrem interessieren. Wir haben nämlich wie so gebastelt und uns Sachen zugeschickt. Wahrscheinlich
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sind wir alle durch diese Phasen durchgegangen. Also Briefe gebastelt. Das war ja noch nicht digital, sondern das war die Zeit der Kopierer. Wir sind in die Copyshops gegangen und dann haben wir unsere Postkarten, so alberne Postkarten, das, was man heute eben im Netz schickt. Oder dann genommen und dem anderen eben zugesendet. Und das ist sozusagen wie eine Grundform der
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Freundschaftskommunikation, also wie an den anderen zu denken, wie auf dem Flohmarkt was zu finden und was mitzubringen und dem zu schicken und dadurch so einen Moment von Verbundenheit herzustellen. Freundschaftskommunikation ist in dem Sinne Aufmerksamkeitskommunikation oder ist, wie Psychologen sagen würden, ist Zuwendungskommunikation. Also eine, die in ihrer Geste tatsächlich dieses Moment
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von Zuwendung enthält. Und ich würde übersetzen, dass das im Grunde genommen sowas ist, was man Goldigkeitskommunikation nennen kann. Nun haben wir es zu tun. Ich habe Ihnen das gezeigt aus dem analogen Zeitalter. Wir haben die Kopierer gefeiert. So sind wir jetzt sozusagen. In der Netzkultur würde ich sagen, dass wir es mit einer
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Universalisierung dieser Goldigkeitskommunikation zu tun haben. Bei aller Kritik und bei aller Schwierigkeit, die wir sozusagen in der Auseinandersetzung mit dem Netz haben, wäre die Frage, was sozusagen im Kern des ganzen steckt oder wie der utopische, der Grund utopische Kern. Und es ist genau dieses Moment von Goldigkeitskommunikation, die sich aber
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geradezu inflationär verbreitet hat. Das, was ich Ihnen eben an der Kiste gezeigt habe, diese Form des Findens und des Bastelns oder des Verwandelns und des Weiterschickens, also jemandem zu geben, ist natürlich geradezu tatsächlich inflationär verbreitet. Darauf beruhen im Grunde genommen die gesamten Social Media, dass wir genau das machen. Also Aufmerksamkeitskommunikation und
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Zuwendungskommunikation oder Goldigkeitskommunikation, indem wir dauernd etwa jemanden persönlich adressieren, indem wir ihm kleine Sachen geben, die wir irgendwo gefunden haben, kleine Texte schreiben oder dass wir sie einfach offen adressieren und sagen, wer immer jetzt was davon nehmen will und damit was machen will, kann sich was nehmen. Ich glaube, dass die Gesamte, wenn Sie
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das verfolgt haben mit Ello, wie er es im Grunde genommen zu tun hatten, tatsächlich, Ello war goldig einfach. Es hatte auch so diese goldige Aufbruchstimmung. Wir finden jetzt wie so ein neues Land und ziehen da so ein. Und jetzt haben wir so was Neues, wo wir nochmal so diese ursprüngliche Geste des Gebens und des Zeigens und des Nehmens uns übernehmen können.
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Dass das nicht geklappt hat, das sagt nichts gegen die Geste, sagt nur, dass das unglaublich lebendig ist und in dem Moment tatsächlich nochmal wie aufblühen kann. Goldigkeit, das wäre dann die Übersetzung. Also wenn ich jetzt überlege, was das mit der Universalisierung in der Netzkultur zu tun hat, würde ich sagen, Goldigkeit
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ist überall dort, wo Sachen mit Gesten der Vorläufigkeit und Bedingtheit und Widersprüchlichkeit, so wie ich das vorhin an Adorno entfaltet habe, ohne Schuldverpflichtung, gezeigt, getauscht, geschenkt, geteilt, erklärt, zur Verfügung gestellt werden und wo man jetzt zuschauen, übernehmen, nachmachen, weitermachen und umwandeln kann. Das wäre
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das Grundprinzip davon. Und das aber, und das ist jetzt wie der entscheidende Unterschied. Also es gibt diese Goldigkeitskommunikation natürlich auch um 1900. Sie finden das auch in der Kunst, dass mit kleinen Sachen umgegangen wird. Sie finden diese Form der Goldigkeitskommunikation natürlich eben auch 1980, wie ich Ihnen das gezeigt habe, mit den Kopierern. Aber es passiert
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jetzt was anderes. Denn wir haben ja die Möglichkeit, gerade in vernetzten Zusammenhängen, viel eher, und das ist das, was Holm Fribe eben auch gerade vorgetragen hat, sozusagen die Idee, auf kleine Sachen zu achten und zu gucken, was machen kleine Sachen im Hinblick auf das, was als nächstes passieren könnte. Goldige Aktionen sind nicht mehr das, was, also die übernommen werden und die dann
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bei einer Person bleiben, sondern die Sachen in Gang setzen. Und wir sind jetzt im Grunde genommen wie in der Netzkultur total fasziniert, nicht nur diese Goldigkeitskommunikation wie durchzuführen, sondern immer im Hinblick darauf, was jetzt eigentlich damit angefangen werden kann. Ich glaube, zum Beispiel, das ist meine ganz
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eigene Empfindung. Für mich ist Instagram, also wie ich mit Instagram umgehe, goldig. Goldig, weil es genau dieses Moment hat von, also vielleicht ist es von all den Social-Media-Plattformen, auf denen ich mich bewege, das goldigste, weil es so beruhigt ist. Und weil nur Leute sich gegenseitig Bilder zeigen, ohne das groß zu kommentieren.
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Und jeder öffnet wie so sein Album und jeder zeigt dem anderen was. Und wenn man es nicht sehen will, muss man dem nicht folgen. Aber man selbst zeigt dem anderen was und gibt ihm was. Und natürlich lerne ich total viel über Fotografie. Und natürlich lerne ich total viel über Ästhetik, dadurch, dass andere Leute mir das zeigen. Und es entwickelt sich weiter. Und das
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hier ist Ute Vogel als Frau Vogel bei Instagram. Ich zeige Ihnen das nur, weil es immer diese Aufregung gibt, die Leute posten so viel Essen und so viel Frühstück. Das macht Ute Vogel, also Frau Vogel, eigentlich sonst gar nicht. Das hat sie hier gemacht. Und ich finde das Brot so schön. Ich finde es ja, wenn Leute ihr Frühstück posten, ich finde das so unproblematisch, oder ihr Essen posten, können sie ja machen. Ich glaube, dass das eine goldige Geste
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ist, die ich ja nicht unbedingt annehmen muss. Ich kann ja auch drüber gehen. Ich glaube, dass im Grunde genommen so in diesem Brot, also wie in Van Goghs Schuhen für Heidegger so viel drin stand, so ist für mich in diesem Brot
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so etwas wie eine Grundironie eingeschrieben ist. Und dass sich diese Grundironie, die ich als Bewegung wahrnehme, weil ich sie über längere Zeit verfolge, sich natürlich verbindet mit all dem, was sie sonst noch so macht. Sie postet nämlich nicht nur Brote, sondern sie ist sozusagen wie auch als Social-Media-Beraterin im
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Kulturbereich unglaublich aktiv. Und ich sehe plötzlich, dass die das Brot innerhalb dieses Netzwerkes, dass sie macht eine Rolle spielt. Das hier ist Wiebke Latwig, die mich gerade eingeführt hat. Ich weiß jetzt gar nicht, wo sie ist. Auch total schön, die ich auch bei Instagram sehe, weil sie wie jeden Tag ungefragt was schenkt, einfach so hinlegt. Das ist ihr Print-Twitter,
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weil sie immer so Fotografien aus Zeitungen macht und mir das einfach zeigt. Eigentlich eine völlig sinnlose Geste. Und dann auch noch so schlechte Texte, die aber durch ihre Kommentierung und durch ihre Chronologisierung was ganz Eigenes kriegen und wo ich merke, ich habe hier die Möglichkeit, wie in eine Geschichte und in ein Projekt einzusteigen,
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ohne dass es mich bedrängt. Ich kann es auch einfach wieder wegklicken. Ich kann mir aber auch Gedanken machen darüber, was das mit der Netzkultur zu tun hat. Und an dem muss ich natürlich, es ist völlig klar, dass derjenige, der uns überhaupt an die Verbindung von Adorno und dem Netz erinnert, ist natürlich Nine Quarterly. Der natürlich nichts anderes macht,
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als eine goldige, eine grundgoldige Aktion, weil er uns dauernd beschenkt. Weil er uns so wahnhaft beschenkt und auch aus diesem Wahnhaften schon wieder einen Witz macht, dauernd uns diese Sachen hinlegt. Und so kleine Stücke, kleine Nudges gibt, die uns wie in so eine bestimmte Richtung bewegen soll. Und die
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natürlich immer folgende Figur haben, die ich Ihnen vorhin an Adorno entwickelt habe, nämlich dieses so, was ich mache, ich führe Widersprüche vor. Ich führe kleine enigmatische Rätsel vor. Ich führe kleine wie philosophische Gedankengänge vor, die sich eben nicht sozusagen wie im reinen Konsumistischen auflösen,
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sondern die natürlich einen Witz enthalten, aber den Witz enthalten, weil sie so rätselhaft sind. Hier, das sehen Sie nachher glaube ich in Halle 4, ich glaube, das ist das Techniktagebuch, vielleicht werden Sie das sicherlich kennen, von Katrin Passig, ein grundgoldiges Unternehmen ist, nicht nur weil Katrin Passig goldig ist, sondern auch weil diese Idee ist,
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dass dauernd Leute an diesem Techniktagebuch mitschreiben. Warum? Es gibt gar kein Geld dafür, sondern es ist einfach nur sozusagen wie die Bereitschaft, kleine Stücke zu produzieren, hinein zu tun und auf diese Weise ein Spiel miteinander zu spielen, dass so was wie so ein Techniktagebuch entsteht, mit dem man dann in den eigenen Werkstätten weiterarbeiten kann. Glaube ja ohnehin, dass wenn wir
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mal irgendwann die Geschichte sozusagen wie um Berlin und 2000 schreiben werden, dann werden wir natürlich was über die Riesenmaschine schreiben und dann werden wir auch was über die zentrale Intelligenzagentur schreiben und wir werden es als Jahre der Goldigkeit bezeichnen, weil wahrscheinlich in dieser Zeit, wie so am deutlichsten und am nachdrücklichsten und
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vielleicht auch emotionalsten, wie darüber nachgedacht worden ist, wie solche Tauschvorgänge in Gang gesetzt werden können. Schauen Sie sich mal das an. Ich habe so vier Bücher nebeneinander gelegt und bin mit so einem Edding, einfach so eine gerade Linie drüber, weil das ist nämlich deswegen wichtig. Wir haben hier Katrin Passig, Alex Scholz. Jetzt im nächsten Buch taucht Katrin Passig auf, mit Sascha Lobo. Im nächsten Buch taucht Sascha
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Lobo auf, zusammen mit Holm Friede und dann taucht wieder Holm Friede im nächsten Buch und Sie sehen plötzlich, dass es sozusagen wie so eine produktive Reihung gibt, die natürlich was damit zu tun hat, dass sich hier wie so ein Netzwerk gebildet hat, in dem dauernd die Sachen kursieren und zwar nicht im großen Sinn, sondern im kleinen Sinn, weil auch die Bücher so geschrieben sind, dass sie
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aus diesen Stücken bestehen, die sich wie auf neue Weise verbinden. Das ist Holm. Ich würde ja sagen, ein goldiges Bild. Ganz goldig, weil es ein bisschen Hobbit-mäßig, so von oben runter. Aber es ist aus dieser Perspektive natürlich völlig klar, und da kann man Holm Friede gegen Holm Friede aufklären, warum er sich für Nudges interessiert.
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Er interessiert sich natürlich für Nudges aus der Perspektive, dass er aus Produktionswieso Kollektiven kommt, die aber nicht kollektivieren, die das Individuum verschwinden lassen, sondern es ist das Interesse dafür, dass man in Produktionskollektive oder in Netzwerke eintreten kann und plötzlich einen Tauschingang setzen kann und kleine Bewegungen innerhalb dieser Netzwerke Auswirkungen haben
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und die Möglichkeit haben, tatsächlich sowas wie Inspiration in Gang zu setzen und Produktivität in Gang zu setzen und Innovation in Gang zu setzen. Also in dem Sinne ist glaube ich auch das, was eigentlich dem zugrunde lag, was wir eben gehört haben, sozusagen so ein Moment von Goldigkeitskommunikation, nur dass in dem Sinne klar
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ist, dass gute Nudges, wenn wir jetzt darüber sprechen würden, was sind dann gute Nudges, goldige Nudges sind und goldige Nudges dann immer natürlich dialektische Nudges sind, die sozusagen nicht rein manipulieren dürfen, also um den anderen sowas zu bringen, was er gar nicht weiß, dass er es macht, sondern auf der anderen Seite mit ihrer eigenen Widersprüchlichkeit und Vorläufigkeit
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und Bedingtheit was erzeugen, was dem anderen einen Möglichkeiten Spielraum lässt, mit dem er selbst, mit dem man selbst weiterarbeiten kann. Das heißt für uns nur, also auch wenn man aus dieser Perspektive nochmal die Nudges liest, also wo die wirklich unglaublich interessant werden, weil was wäre die Frage, wie man jetzt mit diesen kleinen Dingen umgeht und mit den
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kleinen Texten und mit dem, was man reingibt, dass man natürlich mitarbeitet an der Granularisierung der Gesellschaft, aber dass man gleichzeitig sagen müsste, dass die Ethik der granularen Gesellschaft wie eine Ethik der Goldigkeit sein muss, weil immer klar ist, all das was die kleinen Dinge betrifft und unsere Beobachtung
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der kleinen Dinge und unsere Faszination für die kleinen Dinge, eben eine ist, die auf der Seite, wo sie produktiv wird, eine ist, die uns Möglichkeitenräume öffnet, wo wir nicht darüber nachdenken dürfen, wie können wir mit diesen kleinen Sachen tatsächlich wie größere Sachen in Gang setzen, um zu manipulieren, sondern wie können wir Spiele in Gang setzen, in denen wir uns bewegen. Und das ist sozusagen die zweite Seite, an der
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Adorno ohnehin arbeitet, weil er an der ethischen Seite arbeitet, der Dialektik, und an der ästhetischen Seite, dass natürlich auch die Ästhetik der granularen Gesellschaft eine Ästhetik, muss es heißen, der Goldigkeit sein muss, was immer heißt, dass diesen kleinen Dingen, die man produziert und einspeist, sei es jetzt bei Twitter oder sei es
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bei Instagram oder sei es grundsätzlich in den Social Media, dieses Moment eingeschrieben sein muss, dass man eigentlich produktionsästhetisch dauernd darüber nachdenken müsste, wie können die Dinger so ins Spiel gebracht werden, dass sie genau das ermöglichen, dass sie also nicht etwas behaupten oder dass sie schon etwas behaupten, was sie nicht sind, weil sie eben
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größer sind, dass sie aber gleichzeitig sich widerrufen und dieses Widerrufspiel betreiben und schon sagen, du kannst was mit mir machen und du kannst das auch weitermachen, aber es steckt keine Verpflichtung dahinter, sondern es eröffnet dir sowas wie einen Möglichkeitsspielraum. Das heißt, wenn immer man über die Ethik und Ästhetik in der granularen Gesellschaft nachdenkt und über den Umgang
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mit Kleinen, dann muss es sich dem stellen, was ich Ihnen vorhin gezeigt habe, nämlich also die Idee, dass tatsächlich goldig ist das, was man einspeist und zwar alles, was man twittert und alles, was man fotografiert und alles, was man in Umlauf bringt und alles, was man teilt, dass das tatsächlich klein sein muss, aber gleichzeitig natürlich in sich eine große Geste enthalten muss
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und dass es immer sowas hat wie die Vorausleistung, aber im tatsächlichen Wert tatsächlich einfach so weggegeben wird, einfach hingegeben wird und zwar so, dass es demjenigen, der beschenkt wird, der es aufnimmt, ihn eben nicht belastet oder eben nicht bedrängt und damit würde sozusagen an jedes einzelne Produktionsstück, mit dem man umgeht, immer müsste man
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sich die Frage stellen, ob es das ist, dass wenn es von anderen aufgenommen wird, tatsächlich sowas wie Produktionsräume oder Spielräume oder Möglichkeitenräume eröffnet oder ob es die schließt. In dem Sinne müsste man über diese eigenartige, ganz faszinierende und für mich total belebende wie Universalisierung der Goldigkeitskommunikation, wenn man
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darüber nachdenkt, eben nicht in dem Sinne nachdenken, dass es irgendwie wie flach wird, sondern dass es was zu tun hat mit einer Form von Dialektik, die den Dingen selbst eingeschrieben sein muss und die von ihrer eigenen Widersprüchlichkeit leben und die eben gleichzeitig von ihrer eigenen Zurücknahme leben und deswegen wäre es in diesem Sinne, dass man immer mit diesen Dingen
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umgeht und ins Kleine geht und die Sachen wie in Bewegung setzt, eben nicht über Kitsch nachdenken, weil es gibt die Kitschgrenze einfach dafür und weil man nicht über Flausch nachdenken dürfte und weil man nicht über Niedlichkeiten nachdenken dürfte und dann eben nur über Goldigkeiten nachdenken könnte, weil das eben die einzigen Sachen sind, die schön sind, wie aus sich leben, aber tatsächlich
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in ihrem Schönsein wie auch im Widerspruch sich zurücknehmen. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Danke sehr.